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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 20.04.2011, 10:05   #1
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.662

Standard Menschengedenken

Mutlos stehe ich am Fenster,
trüb mein Blick, so öd und leer
und schon kommen die Gespenster,
zerren mich aufs offne Meer.

Wo ich hilflos unter ihnen
ganz für mich alleine bin,
sehe ihre Unschuldsminen,
sehe manches trotzig Kinn.

Hör die Stimmen, die mich höhnen,
böse Blicke steigern sich,
hab in mir dies dumpfe Dröhnen,
sollst nicht töten, auch nicht mich.

Flüstern, drohen und verspotten
mich als eine Satansbrut,
solle möglichst bald verrotten,
hetzen mich mit ihrer Wut.

Hätt bei ihnen nichts verloren,
ich sei anders, blanker Hass,
warum wurde ich geboren,
find ich Ruh nur leichenblass?

Finsternis soll mich umhüllen,
täglich Essig ist zu viel,
nie wird sich mein Traum erfüllen,
Schädel spiel dein Knochenspiel!

© Nöck
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Alt 20.04.2011, 10:18   #2
weiblich Ilka-Maria
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Gefällt mir gut, Nöck, die trostlose Stimmung ist glaubhaft rübergebracht. Nur eine Kleinigkeit stört mich, und zwar der zweite Vers:

Zitat:
Mutlos stehe ich am Fenster,
trüb mein Blick, so öd und leer
Man kann sich nicht selbst in die Augen sehen und somit nicht wissen, wie ihr Ausdruck ist, es sein denn, man betrachtet sich in einem Spiegel. Aber an einem Fenster wird's schwierig, wenn nichts über die Lichtverhältnisse und mögliche Reflexionen in der Scheibe gesagt wird oder wenn das Fenster vielleicht gar nicht verschlossen ist. Vielleicht sehe ich das zu pingelig, aber beim Lesen bin ich sofort über dieses Bild gestolpert.

Ansonsten nichts zu meckern.

LG
Ilka-M.
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Alt 20.04.2011, 10:42   #3
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
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Danke für den Hinweis, Ilka-Maria - ich werde über deine Anregung nachdenken, möchte aber gerne noch andere Meinungen abwarten.

Freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt.
Nöck
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Alt 21.04.2011, 07:59   #4
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hier die geänderte Version, es kommen wohl keine weiteren Vorschläge.

Mutlos stehe ich am Fenster,
ach wie gern ich draußen wär,
wieder kommen die Gespenster,
zerren mich aufs offne Meer.

Wo ich hilflos unter ihnen
ganz für mich alleine bin,
sehe ihre Unschuldsminen,
sehe manches trotzig Kinn.

Hör die Stimmen, die mich höhnen,
böse Blicke steigern sich,
hab in mir dies dumpfe Dröhnen,
sollst nicht töten, auch nicht mich.

Flüstern, drohen und verspotten
mich als eine Satansbrut,
solle möglichst bald verrotten,
hetzen mich mit ihrer Wut.

Hätt bei ihnen nichts verloren,
ich sei anders, blanker Hass,
warum wurde ich geboren,
find ich Ruh nur leichenblass?

Finsternis soll mich umhüllen,
täglich Essig ist zu viel,
nie wird sich mein Traum erfüllen,
Schädel spiel dein Knochenspiel!

© Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2011, 08:39   #5
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.104

Da kommen sicherlich noch Kommentare. Vergiß nicht, daß Ostern ist und bestimmt einige fleißige User unterwegs sind. Ich werde die nächsten Tage auch weg sein.

LG
Ilka-M.
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Alt 21.04.2011, 09:11   #6
gummibaum
 
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Alter: 70
Beiträge: 10.909

Lieber Nöck,

ja, die Welt der Toten hat hier auch ihre moralischen Gesetze. Ich finde diese Phantasie, wie der leere Blick durchs Fenster den Zorn der Geister wachruft, faszinierend. "Manches trotzig Kinn" und "böse Blicke steigern sich" lassen die Auseinandersetzung recht energisch werden.

LG gummibaum
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Alt 22.04.2011, 12:25   #7
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

"Die Welt der Toten" ist ja eine interessante Deutung, gummibaum. Mir geht es allerdings mehr um Lebende (auf beiden Seiten).

Wünsche allen Lesern schöne Osterfeiertage
Nöck
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