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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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22.04.2012, 21:08 | #1 |
Gleis acht
Gleis Acht
Wie im schwarzen Leichentuch, eingewickelt von der Nacht Warte ich auf die Vollstrecker, die Dämonen vom Gleis acht Ich erstarre, suche Spuren, Anschluss an die süße Zeit Spüre Wut, schwarze Trauer, mach mich für den Krieg bereit Und die Schläge werden hart, denn der Feind ist nah, in mir Schon jetzt ist mir deutlich klar, dass ich diese Schlacht verlier Es begann wie im Buch, das sich abends locker liest Niemand hätte es gedacht denn du warst die Schöne und ich war das Biest Engelsgesicht traf Fresse mit Narben, dennoch wurde mehr aus dem Flirt Rasend schnell lehrtest du mich, wie liebe richtig geschrieben wird Stein für Stein bauten wir unser kleines Königreich Schritt für Schritt kochtest du meine harte Seele weich Warum tat ich Dir das an, überhäufte uns mit Schmerz Gott gab mir harte Fäuste, doch der Teufel feiges Herz In der Stadt allzeit fertig für spontanen Straßenkampf Doch für deine kleinen Kinder fehlte meinem Herz der Dampf War kein Mann, bloß ein Wurm unter einem schweren Stein Hundert Kilo hartes Fleisch, dennoch Eier winzig klein Wo verstecken sich Klugscheißer, die behaupten Zeit heilt Wunden Jahrelang ist es her und ich spür als wären Stunden Du warst nicht bloß eine Frau, du warst fünfzig Kilo Gold Schicksal sorgte für den Jackpot, doch ich hab´s nicht abgeholt Warum hast du nicht gebrüllt, mein Gesicht nicht angespuckt Warum hast mich bloß friedlich an dem Gleis angeguckt. Fünfzehn dreißig kam der Zug, unser Königreich ging nieder Du verschwandst wie im Nebel, ich erblickte Dich nie wieder Danke Gott, du spieltest fair, bogst ihr Leben wieder glatt Echter Kerl als Ehemann, drittes Kind, Liebe satt Langsam wird es hell und laut hier am Gleis Nummer acht Ich verschwinde, lecke Wunden, wieder verlorene Schlacht ---Du warst die erste, die in mir einen Menschen sah, der würdig war, geliebt zu werden. Du öffnetest mir das Tor zum Himmel, den ich nie betrat. Es war nicht deine Schuld, dass unsere Träume wie ein altes Foto verblasten. Ich war zu feige für deine kleinen Engelchen. Danke für deine Liebe und das Gefühl wichtig und besonders zu sein. Für dein neues Leben wünsche ich Dir das ganze Glück dieser Welt--- |
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24.09.2012, 11:08 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Großstadtratte -
ein sehr beeindruckendes Gedicht über die Liebe, die den Panzer nicht aufzubrechen vermag - nicht den äußeren und nicht den inneren. Über den ungewollten, dennoch unabänderlichen Verlust, weil es zu schwer fiel, Liebe in allen Facetten zuzulassen. Lediglich das "weichgekocht" scheint mir hier aus dem Rahmen zu fallen, weil es in meinen Augen negativ besetzt ist (Gehirnwäsche, Folter, unablässiger Druck). Insgesamt sehr bedrückend und Mitleid mit dem Protagonisten erweckend. Durch die Langverse sogar episch angehaucht - eine Beichte. Herzlichen Gruß von Thing |
24.09.2012, 12:09 | #3 |
Hallo, Großstadtratte,
ja, dein Gedicht kommt authentisch rüber, ehrlich und erfreulicherweise nicht voller Selbstmitleid, sondern mit Selbsterkenntnis und einer bitter-süßen Analyse dieser Begegnung. Sie hat trotz allem viel bewirkt ... lg simbaladung |
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