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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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11.12.2019, 15:55 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Ach, gib mir wieder
Du hast mir meinen jüngsten Sohn genommen,
schon zwanzig lange Jahre sind verstrichen und niemals konnte ich ans Herz ihn drücken. Verflucht seist du und niemals werd ich dir in diesem Leben diese Tat verzeihen. Mein blonder Engel mit den blauen Augen, mit dir erfüllte sich ein schöner Traum. Du wurdest gnadenlos in blinder Wut aus meinen Armen, meinem Leben fort gerissen, all mein Flehen war vergebens. Ach, gib mein Kind mir wieder, gib den Sohn dem Vater, sei‘s für eine Stunde nur, zurück! Erfüll den einz‘gen Wunsch, der mir geblieben und der Himmel segne dich trotz meines Zorns, er segne dich dafür. |
11.12.2019, 23:22 | #2 | |
Ich gebe dir ... dich selbst.
Zitat:
Freundliche Grüße von Stachel |
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11.12.2019, 23:32 | #3 |
abgemeldet
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na was sagst Heinz???
die verlorene alte bissgurn frau stachel meldet sich wieder zu wort. es werden auch die anderen wiederkommen, wenn sie in den unterperforierten kleinen foren an inzucht verkommen. |
11.12.2019, 23:53 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Stachel,
lange nichts von Dir gehört und nun - im Schluss-Satz die richtige Erkenntnis, im Antwort-Gedicht (aber daran mag ich selbst die Schuld tragen) eine in meinen Augen falsche Interpretation. Ein Elternteil (erst später wird deutlich, dass es sich um einen Vater handelt) beklagt den Verlust seines Sohnes und er sucht die Schuld beim LitDu, das er sogar verflucht. In der zweiten Strophe wird (so hoffe ich) deutlich, dass dieser Sohn, sein Engel, sein Traum, ihm entrissen wurde. In der dritten Strophe bleibt ihm nur noch die Bitte an das LitDu, ihm den Sohn - und sei es nur für eine Stunde - zurück zu geben und - nichts mehr von Hass und Fluch: Der Himmel möge das LitDu segnen. Das zu vermitteln, war meine Intention. Liebe Grüße, Heinz Liebes Ralfchen, was soll ich sagen? Mit Stachel betritt jemand die Bühne, der/die eine/r der Dümmsten nicht ist. Ich erinnere mich an mehrere Wortgefechte, die aber meiner Meinung nach auf einem erträglich hohem Niveau ausgetragen wurden. Liebe Grüße, Heinz |
12.12.2019, 02:31 | #5 |
abgemeldet
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wegen der alten bisexualität von stachel: hier ein Pic vom halter seines großvaters. opa stachel ist cool und toxic:
https://up.picr.de/37415381jx.jpg |
12.12.2019, 23:12 | #6 | |
Zitat:
vielen Dank für die Erläuterung. Genau so hatte ich es auch verstanden. Genau diese Zerrissenheit, die Ambivalenz die zwischen Flehen und Fluchen schwankt, hat es mir angetan. Deshalb habe ich meinem LyrIch die Rolle deines LitDu oder, wie ich lieber sage, LyrDu angedeihen lassen. Meiner Meinung nach kann das Flehen nur an eine Art "höheres Wesen" gerichtet sein. Ob man es Gott nennen mag, den personifizierten Tod bemühen will oder einem etwas völlig anderes vorschwebt, lasse ich mal dahingestellt. In der ersten Strophe wird daher das wilde, fluchende Gebaren aufgegriffen. Dabei fällt die Mutmaßung, dass dein LyrIch vielleicht auch den Platz mit dem des Sohnes tauschen wollen würde, wäre das möglich. Gleichzeitig wird diese Option als unmöglich verworfen. Dennoch, der Schmerz wird anerkannt und Vergebung zugesagt. Die Strophen zwei und drei beschäftigen sich damit, dass das Verharren in diesem Hass auf das Schicksal (den Schöpfer, whatever) und der Trauer um den Verlust den Sinn des eigenen Lebens nicht ausfüllen kann. Das Flehen wird quasi zurückgespiegelt als Wunsch und Bitte an den Klagenden, sich die Tür zu suchen, die aus der gegebenen Lage herausführt. Mich würde sehr interessieren, was du aus dem Gedicht gelesen hattest. Freundliche Grüße von Stachel |
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12.12.2019, 23:29 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Stachel,
ich hatte ganz im Hinterkopf eine Oper, in der einem Vater, einem buckligen Hofnarren, im Auftrag des Herzogs von dessen Dienerschaft die Tochter entführt wurde. Es handelt sich um die Oper "Rigoletto" mit den bekanntesten Arien "La Donna e mobile" und "Questo en quella" und der Bariton-Arie "Feile Sklaven, ihr habt sie...". Rigoletto fleht die Entführer an: O gebt mein Kind mir wieder und der Himmel, er segne euch dafür. Für mich eine der ergreifensten Arien. Ich habe die Geschichte ein wenig umgemodelt: Einem Vater wird durch die Intrigen der Mutter (Frauen können da sehr erfinderisch sein) der Sohn weggenommen und entfremdet. Die Trennung dauert schon sehr lange und aus den Hass- und Rachegefühlen wird Ohnmacht und letztendlich ein Flehen - nicht an göttliche Mächte - an die Mutter des Kindes. Nun bin ich nicht das LyrIch, aber meine Grundüberzeugung, dass himmlischen Mächte Ammenmärchen sind, läddt sich wohl nicht verleugnen. Danke für Deine Beschäftigung mit der Thematik. Liebe Grüße, Heinz |
12.12.2019, 23:40 | #8 |
Lieber Heinz,
nur um Verwirrung zu vermeiden; die Arie "La donna e mobile" ist aus der Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi. Herzliche Grüße., AlteLyrikerin. |
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13.12.2019, 00:25 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Liebe AlteLyrikerin,
ich schiebe meine blödsinnige Namensverwechslung darauf zurück, dass meine Gehirnfunktionen irreparabel gestört sind. Wie kann ich, ein Opernliebhaber, die beiden Namen verwechseln? Ich habe mir gerade einen armenischen Brandy eingegossen, mal sehen ob das hilft. Danke für Deinen Hinweis - ich habe die Namen bereits ausgewechselt. Liebe Grüße, Heinz |
13.12.2019, 01:48 | #10 |
Forumsleitung
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Auch ohne Verdis "Rigoletto" ist das ein klasse Gedicht. Nicht modern, aber hervorragend komponiert und zu Herzend gehend. Heinz ist auf einem Level, der gut ohne Vorbilder und Vergleiche auskommt.
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13.12.2019, 02:23 | #11 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Liebe Ilka-Maria,
ich freue mich sehr über Dein Lob! So ganz modern (was auch immer man darunter versteht) käme ich mir verkleidet vor und nehm halt den "alten" Blankvers. Liebe Grüße, Heinz |
13.12.2019, 03:16 | #12 |
abgemeldet
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13.12.2019, 09:28 | #13 | ||||
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Egal, ich habe das Gedicht noch ein paar Male gelesen. Er kommt sehr gut ohne jegliches höhere Wesen aus. Damit wird meine Replik zwar nicht falsch, aber sie passt zumindest nicht mehr zu der von dir intendierten Lesart. Ich finde den Text nach wie vor prima und hoffe, du bist nicht enttäuscht, dass ich nicht näher auf Form und Stilmittel eingegangen bin, wie es sonst oft meine Art ist. Freundliche Grüße von Stachel |
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13.12.2019, 11:11 | #14 |
Forumsleitung
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Vielleicht komme ich auf dein Talent für Blankverse nochmal zurück. In den nachsten sechs bis acht Wochen muss ich mich nämlich mit dem Fach "Theater" befassen.
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13.12.2019, 14:07 | #15 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Hallo Stachel,
eigne Werke zu interpretieren ist mit fem Eingeständnis verbunden, dass der Leser/die Leserin nicht verstanden hat, was der Autor vermitteln wollte. "Du hast mir meinen jüngsten Sohn genommen, schon zwanzig lange Jahre sind verstrichen und niemals konnte ich ans Herz ihn drücken. Verflucht seist du und niemals werd ich dir in diesem Leben diese Tat verzeihen." In der ersten Strophe wendet sich das LyrIch an ein namentlich nicht genanntes Du. Das LyrIch behauptet: Du hast mir meinen jüngsten Sohn genommen. Beim LyrIch kann es sich nur um einen Elternteil handeln. Das LyrIch sagt, dass es den Sohn nie ans Herz drücken konnte und das ist der Grund dafür, dass es (das LyrIch) verflucht und nicht vor hat, diese Tat zu verzeihen. In der zweiten Strophe: "Mein blonder Engel mit den blauen Augen, mit dir erfüllte sich ein schöner Traum. Du wurdest gnadenlos in blinder Wut aus meinen Armen, meinem Leben fort gerissen, all mein Flehen war vergebens." spricht das LyrIch von einem blonden Engel mit blauen Augen, der ihm aus den Armen, aus dem Leben fort gerissen wurde. Der "blonde Engel" kann folglich nur der in der ersten Strophe genannte Sohn sein. Das Flehen des LyrIch kann sich nur an die Person wenden, die ihm gnadenlos in blinder Wut den Sohn entrissen hat. Klar sollte mindestens sein, dass zwei beteiligte Personen a) der Sohn, b) der Vater sind. Die dritte Person ist offensichtlich dem Vater recht vertraut/bekannt. Der Vater vermeidet den Namen dieses "Du", die Bezeichnung "Mutter" kommt ihm nicht über die Lippen. In der dritten Strophe: "Ach, gib mein Kind mir wieder, gib den Sohn dem Vater, sei‘s für eine Stunde nur, zurück! Erfüll den einz‘gen Wunsch, der mir geblieben und der Himmel segne dich trotz meines Zorns, er segne dich dafür." fleht das LyIch "gib den Sohn...zurück" und setzt sich dafür ein, dass der Himmel das LyrDu dafür segnen möge. Spätestens hier fällt eine verantwortliche himmlische Macht aus, denn was ergäbe es für einen Sinn, einem vermuteten Allmächtigen zu versprechen, dass er gesegnet würde? Wer hätte die Macht gehabt, dem Vater gnadenlos und in blinder Wut den Sohn zu entreißen, wer hätte die Möglichkeit ihm, dem Vater, den einzigen Wunsch "und sei es nur für eine Stunde" zu erfüllen, nämlich den Sohn ans Herz zu drücken? Es gehören schon eine Menge gedankliche Umwege dazu, nicht auf die einzige Möglichkeit zu kommen: Die Mutter des Kindes hat dem Vater den Sohn "entrissen" und trotz seiner Verzweiflung und seines Zorns bittet er um den Segen des Himmels für diese Frau. Alles klar? Mit freundlichem Gruß, Heinz |
13.12.2019, 14:41 | #16 |
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Liebes Ralfchen,
die Adventszeit stimmt mich milde. Liebe Grüße, Heinz Liebe Ilka-Maria, Theater - alle Daumen drückend und auf eine spätere Stellungnahme zum Blankvers wartend -und die Hoffnung, dass es nicht Faust III ist. Heinz Geändert von Heinz (13.12.2019 um 19:47 Uhr) |
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