Neues aus Bad Saarow

[Libelle]

Natalja, die sehr gut deutsch sprach, sagte zu ihm:
„Deine Gedichte sind wie ein Erdbeben - so wichtig.“

Seit seiner Jugend stellt er sein Licht unter den Scheffel.
So bleibt verborgen, dass es nicht brennt.

Als er die junge Ukrainerin bezahlte, fiel ihm das Bild ein,
das sein Großvater 1942 in Kiew gestohlen hatte.
Und in ihm wuchs ein Gefühl der Wiedergutmachung.

Er ist so geizig, dass er sich für nichts erwärmen kann - aus
Angst, Energie zu verschwenden.

Nie hatte sie einen dümmeren Menschen gesehen als diesen
deutschen Manager. Er war so überzeugt, dass er gar nicht
mehr wusste, wovon.

„Wie kann ich mit dem Trinken aufhören“, sagte er zu seinem
Therapeuten, „wenn ich nicht damit anfange?"

Wie kein anderer Lyriker versteht er sich darauf,
mit Worten aus dem Nichts ein Vakuum zu schaffen.

Und sie beantwortete sein beredsames Schweigen mit
einem viel sagenden Nicken. Endlich hatten sie sich
wieder ausgesprochen.

Ich male ein Bild mit Nasenrot, Lippenblau, Schläfenweiß,
Wangengrau, Fingerbraun, Lungenschwarz. Und wie von
unsichtbarer Hand geführt, entsteht ein Selbstbildnis.

„Er hing zu sehr an seiner Macht“, sagte ich zum Henker,
als er den Innenminister zum Galgen geführte.

„Ich habe die Krankheit, deren Namen ich immer vergesse“,
erklärte er seinen Arzt.

Sie kann nichts dafür, dass sie zu dick ist. Das liegt allein
an ihrer Ernährung.

„Ein schönes Modell, sogar Eiche“, sagte der Bestatter zu ihm,
„da hat Ihr Vater lange was von.“

“Meine Inszenierung soll provozieren“, sagte der Theaterregisseur.
„Wieso?“ fragte sie, „was haben Ihnen die Zuschauer denn
Böses getan?“