Steh auf

[Walter]

Steh auf


Flaniere still mit Illusionen,
durch Blütenflocken fliegt dein Wort.
Es rauscht das Blattwerk Ovationen.
Von Wiesen dämmern auf Visionen.
Die Spinne webt, was alt ist, fort.

Steh auf, steh auf,
steh auf und geh!
Das Wasser steigt
gar in die Höh.

Fast bis zum Licht des Ararat,
im hohen Turm, der keine Stufen hat,
bis zu vergessenen Käfighaltern
am Fenster mit den toten Faltern.

Chauffiere noch zu den Gestaden,
vielleicht zum letzten Port.
Im Sand am Strand, wo deine Schritte waten,
zerrinnen die, verwaschen – fort.

Flaniere still mit Illusionen.
Im Lachen spiegelt sich dein Wort.
Der Regen rauscht wie Ovationen
und spült, was bleibt, dann von dir fort.









Hans-Walter Voigt
2015

[Thing]

Lieber Walter,


das ist unwahrscheinlich schön!
Lyrische Poesie, poetische Lyrik in Vollendung.

Du hast Wendungen gefunden, die wahrlich zauberhaft sind -
da steckt so viel Stimmung, so viel Malerei drin - und soviel weise Aufforderung, daß es für mich dafür gar nicht die rechten Worte gibt.

Schmelzend:
Thing

[Walter]

Lieber Thing,

Deine Worte sind Balsam....

In großem Dank!
Walter

[Jeronimo]

Lieber Walter,

das ist ein großartiges, mahnendes und wunderschönes Gedicht, so fein wie ein Liebesgedicht, dabei geht es doch um die Sintflut, wie ich annehme, aber sprachlich so gekonnt, dass man sich an ihr lyrisch erfreut.
Ein Favorit für mich.

Jeronimo

[Tracy]

Hallo Walter !

Folgenden Vers verstehe ich nicht : " Bis zu vergessenen Käfighaltern
am Fenster mit den toten Faltern"

Entweder ich hab ein Brett vor dem Kopf..

Was genau meinst du hiermit?

Gruß

[shoshin]

Zitat von Tracy

Hallo Walter !

Folgenden Vers verstehe ich nicht : " Bis zu vergessenen Käfighaltern
am Fenster mit den toten Faltern"

Entweder ich hab ein Brett vor dem Kopf..

Was genau meinst du hiermit?

Gruß

Gut, dass du genau diese Verse ansprichst, die ich großartig finde.

Die Metaphern von Walter sind für mein Gefühl einzigartig, weil sie für jeden Leser Raum für eigenen Gedanken und Gefühle lassen, nein, nicht nur lassen, sondern viel mehr "schaffen".

Was ich in diesen Bildern sehe: Die Bewohner sind vor der "Flut" geflüchtet, haben die Käfige mitgenommen.

Die Käfige stehen für die "inneren Gefängnisse".

Sie können sich nicht "retten", denn die Falter, als Symbole der Freiheit, Leichtigkeit und Lebendigkeit, sind zurückgeblieben...liegen tot auf den Fensterbänken.

Ja, lieber Walter, es ist ein wunder-volles Gedicht!

Danke dafür!

Lieben Gruß
shoshin

[Tracy]

Vielen Dank, Charis. Jetzt leuchtet mir das ein und macht das Gedicht für mich umso runder!
Fantastisch gelungen, Walter.

Gruß!

[Walter]

Hallo Jeronimo, Tracy und shoshin,

sehr herzlichen Dank für Euer Interesse an diesem Gedicht!

mahnendes und wunderschönes Gedicht

Lieber Jeronimo, ich finde es toll, dass Dir diese Verknüpfung von Ästhetik und Mahnung ins Auge fiel. Freut mich sehr.


Liebe Tracy, ich finde es einfach ganz große Klasse, dass Du Interesse für diese Verse zeigst - mehr noch: Du nimmst Unklarheiten nicht einfach so hin und suchst nach der Antwort, Du hinterfragst es!!!


Und Du, liebe shoshin, Du gehst auf die Unklarheit von Tracy ein, Du beantwortest ihre Frage auf klare, einleuchtend-verständliche Weise.


Diese angenehme Kommunikation von Euch Dreien rührt mich sehr und gibt mir sogar das Gefühl, wir säßen an einem Tisch.
Einfach wunderbar!

Tausend Dank an Euch alle!!!

Lieben Abendgruß
Walter