ungeziert bei Poetry.de

sprachtaeter · 24.04.2006, 12:02

ich zieh meine Hose aus
und auch mein Höschen
und den Rest ebenfalls
denn ich hab meine Selbstachtung verloren
oder veräußert
für benutztes Bargeld
[oder einen Mundvoll Bewunderung]

früher
vor zehn Jahren oder zwölf
da war ich ein so verschämtes Ding
mein erster Verehrer
war ein Verführer
aber verführt werden wollt ich nicht
bloß verehrt
wie eine Jungfer stellst dich an
hat er gesagt
und dass ich mich nicht so zieren soll
während ich mich stürmisch geschämt
und mit Sorgfalt umarmt hab
so
dass er meine Nippel nicht sehen konnte
eingebildet hab ich mir
meine achtungsvolle Scheu
hätt eine bestehende Basis gehabt
dabei wollt er nur mal schnell

jetzt zieh ich meine Kleidung
jetzt zieh ich mich selbst aus
ohne mich
zu zieren [womit auch]
wieder
kenn ich mich nicht
ich kenn mich nicht
wieder
deshalb brauch ich mich auch nicht
genieren
[für mich]

es ist ja nichts Persönliches
oder so was
eigentlich lieb ich auch meine Frau
[Birgit Petra Sabine]
das mit dir und mir ist nur
körperlich leiblich physisch
somatisch
Mann
kann nicht jeden Tag dasselbe essen
selbst wenn es sein Leibgericht

und so weiter
das übliche
ermüdende Gewäsch kurbelt er mir herunter
[auch dieser wieder]
bevor er blecht
so eine
[B P S]
war ich auch mal
hätt ich sagen können
da hab ich jede Nutte
beneidet

Mortis · 24.04.2006, 12:19

Schön, schön.
Das hat sich gut gelesen. Mehrfach. Dein lockerer Stil gefällt mir. Einfache Worte schön miteinander verknüpft, damit gespielt. Auch ohne Reim und feste Form. Eine gute lyrische Kurzgeschichte in verwendbarer Form.

Der Inhalt ist wunderbar arrangiert. Ohne Scheu vor'm Hoserunterlassen.

Und alles ohne Wertung gelassen. Man muss einfach nachdenken und rausfinden, wie man mit dieser Entwicklung (persönliche? auch gleichzeitig gesellschaftliche?) leben kann.

Geht es tatsächlich um eine Nutte? Oder einfach um die Rolle der Frau für sich selbst?
Und die schöne Spielerei der Unterscheidung vor Verführern und Verehrern...

Ich las es gern.

Herzlich Willkommen bei uns!
Ich freue mich auf mehr von Dir.

Mortis

24.04.2006, 12:02	#1
sprachtaeter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1	ungeziert ich zieh meine Hose aus und auch mein Höschen und den Rest ebenfalls denn ich hab meine Selbstachtung verloren oder veräußert für benutztes Bargeld [oder einen Mundvoll Bewunderung] früher vor zehn Jahren oder zwölf da war ich ein so verschämtes Ding mein erster Verehrer war ein Verführer aber verführt werden wollt ich nicht bloß verehrt wie eine Jungfer stellst dich an hat er gesagt und dass ich mich nicht so zieren soll während ich mich stürmisch geschämt und mit Sorgfalt umarmt hab so dass er meine Nippel nicht sehen konnte eingebildet hab ich mir meine achtungsvolle Scheu hätt eine bestehende Basis gehabt dabei wollt er nur mal schnell jetzt zieh ich meine Kleidung jetzt zieh ich mich selbst aus ohne mich zu zieren [womit auch] wieder kenn ich mich nicht ich kenn mich nicht wieder deshalb brauch ich mich auch nicht genieren [für mich] es ist ja nichts Persönliches oder so was eigentlich lieb ich auch meine Frau [Birgit Petra Sabine] das mit dir und mir ist nur körperlich leiblich physisch somatisch Mann kann nicht jeden Tag dasselbe essen selbst wenn es sein Leibgericht und so weiter das übliche ermüdende Gewäsch kurbelt er mir herunter [auch dieser wieder] bevor er blecht so eine [B P S] war ich auch mal hätt ich sagen können da hab ich jede Nutte beneidet

24.04.2006, 12:19	#2
Mortis Dabei seit: 04/2006 Beiträge: 147 Meine Gedichte	Schön, schön. Das hat sich gut gelesen. Mehrfach. Dein lockerer Stil gefällt mir. Einfache Worte schön miteinander verknüpft, damit gespielt. Auch ohne Reim und feste Form. Eine gute lyrische Kurzgeschichte in verwendbarer Form. Der Inhalt ist wunderbar arrangiert. Ohne Scheu vor'm Hoserunterlassen. Und alles ohne Wertung gelassen. Man muss einfach nachdenken und rausfinden, wie man mit dieser Entwicklung (persönliche? auch gleichzeitig gesellschaftliche?) leben kann. Geht es tatsächlich um eine Nutte? Oder einfach um die Rolle der Frau für sich selbst? Und die schöne Spielerei der Unterscheidung vor Verführern und Verehrern... Ich las es gern. Herzlich Willkommen bei uns! Ich freue mich auf mehr von Dir. Mortis