Sapphische Strophe

[Roman Speta]

Sapphische Strophe

Meiner Meinung nach wirken antike Rhythmen
auch dann, wenn sie, dem Deutschen entsprechend,
mit Hebungen und Senkungen wiedergegeben werden.

Versuch einer deutschen sapphischen Strophe:

Frühlings rosa Lust und der Jugend Schimmer
hatten uns vereint. Helle Wonnestunden
strahlten Tag und Nacht, unbeschreiblich liebe,
edle Gespielin.

Manchmal lagst du da und verzehrtest dich in
heißer Sinnlichkeit, wilde Feuerrose.
Könnte ich doch nur jede kleinste Regung
stetig erwidern.

Jetzt bin ich bereit alles loszulassen.
Fiebernd tauche ich immer wieder in den
dunklen Ozean deiner Wollustfluten,
maßlos Begehrte!

Versuch einer sapphischen Strophe
als Gelegenheitslyrik:

Tief im Hof der Kamaldulenser saßen
wir und tranken froh manches Glas vom roten
und vom weißen Wein. Auf dem Heimweg grüßte
Sieverings Flieder.

[Heinz]

Guten Morgen, Roman Speta,
ein, wie ich finde, löbliches Unternehmen!
Ich müsste, um die metrische Folgsamkeit zu überprüfen, meine spärlichen Kenntnisse über die sapphische Strophe aktivieren, erinnere mich nur der Maßgabe, dass der letzte Ver einer Strophe in einem adonischen Vers endet (die du befolgt hast).
Edle Gespielin = XxxXx
stetig erwidern = XxxXx
maßlos Begehrte = XxxXx
Ob dein "Gehorsam auch für die anderen Verse gilt, vermag ich ohne mein Nachschlagwerk nicht zu sagen.
Ich hatte mich, als ich mich mal an eine sapphische Strophe heranwagte, darauf beschränkt, pro Vers fünf Versfüße (vier Trochäen und einen "beweglichen" Daktylus) unter zu bringen.
Uneingeschränkt recht gebe ich dir, wenn du sagst, dass antike Rhythmen durchaus reizvoll sind (und hin und wieder reicht meine Waghalsigkeit für annähernd klingende Hexameter).
Deine Verse vermitteln die Sinnlichkeit einer Liebesbeziehung und ich ziehe meinen Hut vor dem Mut, eine sapphische Strophe zu wagen.
Liebe Grüße, Heinz