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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 30.11.2010, 18:07   #1
männlich Günter Mehlhorn
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Standard 1927.

1927

Ich glaube dir, die Kleinen sind
ganz lieb, doch ich war auch mal Kind.
Wir mussten in der Ecke steh´n
und Rohrstöcke hab ich geseh’n,
die waren einen Meter lang.
Wir flohen über Sitz und Bank.

Der Lehrer immer hinterher.
Ein Rohrstock war sein Schießgewehr.

Den schlug er auch auf unsre Finger.
Sie schmerzten sehr, die kleinen Dinger.
Ich sag dir das mal im Vertrauen,
uns haben sie sehr oft verhauen.

Wir mussten uns vorm Lehrer bücken.
Der schlug uns dann auf Po und Rücken.
Mit vielen Bogen von Papier
in Unterhosen schützten wir
uns wenn er da so rumgewerkt.
Doch meistens hat er das bemerkt.

Wir waren Straßenschlachtenbuben,
ganz selten nur in unsern Stuben.
Gestählt durch Schule und nicht weich.

Man brauchte uns, fürs DRITTE REICR.
Günter Mehlhorn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2010, 18:16   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ja, lieber Günter, das waren andere Zeiten. Damals hatten die Schüler Angst vor den Lehrern - heute ist es umgekehrt.

Gut gemacht, gerne gelesen.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2010, 20:54   #3
männlich Ex web-del
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Hallo Günter, ein schöner Text, beim dem mir mit dem letzten Satz das Schmunzeln doch "im Halse stecken blieb".

Zitat:
Zitat von Günter Mehlhorn Beitrag anzeigen
1927

Man brauchte uns, fürs DRITTE REICR.
Ich bin immer wieder froh, in einer anderen zeit aufgewachsen zu sein. Obwohl auch da nicht alles gold war, was glänzte und das Thema "Lehrer - Schüler - Misshandlung - Missbrauch" mittlerweile Bände füllen könnte.

Aber Dein Text geht in eine andere Richtung - und die gefällt mir.

Andreas
Ex web-del ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2010, 17:00   #4
männlich Günter Mehlhorn
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Beiträge: 792

Hallo Ilka-Maria und web-del.

Danke für die Beiträge.

Wollen wir mal sehen, was so in ca.
fünfzig Jahren Status ist.

Bis dahin.

L.G. Günter.
Günter Mehlhorn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2010, 18:49   #5
weiblich Ilka-Maria
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Das werde ich nicht mehr erleben, da bin ich mir ziemlich sicher.

Gruß
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.12.2010, 09:45   #6
männlich Caliban
 
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Beiträge: 555

Ob man euch anno '27 schon für's dritte Reich brauchte, wage ich zu bezweifeln (bist Du echt schon so alt? Siehst irgendwie eher Nachkriegsmäßig aus, wenn auch nur knapp ), das war noch bestenfalls der feuchte Traum eines Kellerkneipenpredigers in München. Die DNVP-NSDAP-Koalition gelangte erst mit den Wahlen von '33 an die Macht. Das 1927 durchaus wohlhabende aber immer noch kriegsmüde weimarer Deutschland dürfte sich in seinen militaristisch-autokratischen Ambitionen hinsichtlich der Pädagogik eher zurückhaltend gegeben haben. Das Rohrstockverhalten der Lehrerschaft (übrigens bis in die 60er Jahre hinein gang und gäbe) hat wohl eher mit antiquierten Erziehungsauffassungen zu tun, als mit militärischem Drill und darf getrost als vom politischen System losgelöst betrachtet werden.
Es gab seitens des Nazi-Kultusministeriums übrigens Bestrebungen, die Prügelstrafe zu verbieten, weil sie sich negativ auf die Kampfesmoral der Jungen auswirke.

Inhaltlich kommt das Ganze also wie ein Griff in die Klischeekiste daher und bleibt von historischen Sachverhalten unberührt.
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Alt 10.12.2010, 17:39   #7
männlich Günter Mehlhorn
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Beiträge: 792

Hallo Caliban.

Das habe ich völlig wertfrei eingestellt.
Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen.
1927 wurde ich eingeschult.

1933 übernahm der Gröfaz vom ollen Paule die Entwicklung der Gehirne.

1945 dann das Ergebnis.
Anschließend realer Sozialismus.
Jetzt angeblich Demokratie.
In Zukunft Paradies?
Wer weiß?

Vielleicht lernen Kinder sogar Höflichkeit?!

Man weiß ja nie.

Günter.
Günter Mehlhorn ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für 1927.




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