Volksmund

[Leaos]

Wie das, des Zuges Räder auf seinen Schienen,
dreht sein Leben sich im Kreise,

Na, "Geteiltes Leid ist halbes Leid", denkt er sich,
und legt sich auf die Gleise.

[Ilka-Maria]

Zitat von Leaos

Na, "Geteiltes Leid ist halbes Leid", denkt er sich,
und legt sich auf die Gleise.

Auf "niedliche" Weise zynisch.

Das Leben schließt keinen Kreis, sondern es verläuft als Linie, nämlich von der Geburt bis zum Tod, sozusagen von Punkt A zu Punkt B.

Geteiltes Leid ist natürlich kein halbes Leid, sondern doppeltes, dreifaches oder vielfaches Leid, je nachdem, auf wie viele Schultern es verteilt ist. Leid wird nicht dadurch weniger, dass mehr Menschen als nur einer es ertragen muss. Es vervielfacht sich.

Und jetzt kommt der zynische Part: Wem die Reise von Punkt A zu Punkt B zu beschwerlich wird, legt sich auf die Gleise und lässt sich vom heranbretternden Zug teilen, damit das Leid besser verteilt werden kann. Fragt sich nur, auf wen oder was. Denn das ist und bleibt eine Illusion. Vielmehr wird Leid verstärkt, nämlich das der Hinterbliebenen, die nicht nur für die Bestattung, sondern auch für die Kosten des "Unfalls" aufkommen müssen, wie z.B. für die Entfernung des "geteilten Leids" und die Reinigung der Gleise.

Ziemlich harter Einstieg, sich so mit Redensarten zu beschäftigen. Das soll kein Tadel sein, ich stelle die meisten Redensarten selbst in Frage. Ich halte die Art, wie Du damit umgehst, sogar für "anstößig", mal wieder über "geflügelte Worte" und deren Sinnhaftigkeit nachzudenken.

Besten Gruß
Ilka