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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 19.10.2014, 21:24   #1
männlich Saturnaut
 
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Dabei seit: 10/2014
Ort: Landau, Pfalz
Alter: 41
Beiträge: 16

Standard Finstere Zeiten

Die Sonne geht unter
Gedanken steigen auf
Gedanken an vergangene Zeiten
An Träume, Hoffnungen und das Staunen
An Autofahrten durch die Nacht
An Ideen, die beflügeten
Und das Gefühl von Unbeschwertheit

Wahrlich, ich lebe in finsteren Zeiten

Die Weichen sind gestellt
Alle Zügen fahren nunmehr
Nur noch in eine Richtung
Die Schienen verlaufen im Nirgendwo
Wo es keine Bahnsteige mehr gibt
Wo keine Getränkeautomaten warten
Wo keine Passiere mehr aussteigen
Und niemand mit einem Lächeln
Und offenen Armen begrüßt wird
Am Ende der Strecke hören die Schienen
Einfach auf Schienen zu sein
Die Züge entgleisen, stürzen ins Ungewisse
Und zerschellen dort in tiefen Schluchten
Die Reisenden sterben
Sie haben den Moment verpasst
Aus dem Zug zu steigen
Sie haben es nicht besser gewusst

Wahrlich, ich lebe in finsteren Zeiten

Wie viele Züge sind da draußen?
Wie viele Atemzüge bleiben noch?
Die Welt zieht an uns vorbei
Die Zeit schnürt uns die Kehle zu
Atmen, jemand will atmen
Frische Luft weht draußen
In den Feldern, im Wald
Der Sehnsüchtige aber ist gefangen
Im dunklen Gemäuer seiner selbst

Wahrlich, ich lebe in finsteren Zeiten

Die Sonne ist untergegangen
Gedanken an vergangene Zeiten
An Träume, an Hoffnungen und
Ein kleines, warmes Gefühl
Irgendwo im Innern der Brust
Wo früher mal ein Herz war
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Alt 20.10.2014, 09:26   #2
männlich urluberlu
R.I.P.
 
Benutzerbild von urluberlu
 
Dabei seit: 07/2014
Alter: 73
Beiträge: 2.273

hallo saturnaut

ich finde hier viel an sprachmelodie, viel rhythmische Gestaltung sowohl in zeilen wie in strophen, und das gefällt mir gut.

wovon es mir zu viel hat: dichterisches pathos, z.B. dass der wiederholte einschub mit dem seherischen "wahrlich" beginnt oder überhaupt dieser einschub oder weite teile der dritten strophe.

alles in allem aber ein text, der mein inneres ohr findet.

bis bald
url
urluberlu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2014, 18:15   #3
männlich Saturnaut
 
Benutzerbild von Saturnaut
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Landau, Pfalz
Alter: 41
Beiträge: 16

Standard Hallo Url

Danke für Deine Rückmeldung.

Der Einschub ist ein intertextueller Bezug zu Bertolt Brecht und dem erste Vers aus seinem Gedicht "An die Nachgeborenen". Im Gedicht heißt es allerdings nicht "wahrlich", sondern "wirklich"... Verschwommene Erinnerung... Es steckt allerdings keine Absicht hinter diesem Bezug. Mir ist die Zeile nur im Kopf hängen geblieben...

In der dritten Strophe gibt es einen ähnlichen Bezug zu Stefan Kalbers Roman "Atmen, jemand muss atmen!"...

Ich schreibe nicht mit dem Kopf, sondern mit etwas, das tiefer liegt. Daher ändere Ich selten einen Text. Es fließt aus mir heraus und so steht es dann da. Wie eine Fotographie eines Augenblicks...

Viele Grüße

Geändert von Saturnaut (21.10.2014 um 22:39 Uhr)
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melancholia, saturn



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