Tiefe Risse

[shoshin]

In roten Plastikhüllen brennen Kerzen.
Die Trauer schwingt sich auf zu einer Mahnung,
sie fordert Stille. Schatten einer Ahnung,
begrenzt von rotgestreiften Bändern, merzen

die Hoffnung aus, es schützten Berge, Meere,
ein reines Herz, gar Gott, vor allem Bösen.
Vernünftig wollen wir die Ohnmacht lösen.
Mit Beten, Schweigen trotzen wir der Leere

des Nichtbegreifens, fühlen uns verbunden
wie Lämmer, die sich eng zusammendrängen.
Wenn Wölfe reißen, lecken wir die Wunden.

Doch aus den Zweifeln keimt ein zähes Wissen:
Nichts lässt sich ändern mit Canossagängen.
Gewissen bleibt ein Fels mit tiefen Rissen.

[Thing]

Liebe shoshin -

nur e i n Wort, ganz gleich, wo diese Tat stattfand:
Hervorragend!


LG
Thing

[shoshin]

Liebes Thing,

Vielen Dank für dein großes Lob!
Ja, ganz gleich wo...

Lieben Gruß
shoshin

[ANOUK]

Liebe Charis,

nach dem ersten Lesen: beeindruckt...stumm
nach dem zweiten Mal Lesen: nachdenklich
nach dem dritten Lesen tauchen Bilder vergangener Tage in mir auf.

Ich war kürzlich Gräber jäten und anschließend kurz in der Kapelle.
Ich bin konfessionslos und seit Jahren aus der Kirche ausgetreten. Denn da war immer so ein latentes Gefühl...

Dein Gedicht, und alles was du darin ansprichst, wird noch lange in mir nachhallen. Phantastische Formulierungen, großartige Gedanken finde ich in jeder Zeile deines Textes.

lG
Anouk

[Jeronimo]

Man weiß nicht, was geschehen ist, aber man ahnt die Verzweiflung der Trauernden, etwas Ungesühntes schwebt über allem, aber dennoch keine Resignation.
Die Stimmung hängt schwer in den frischen Worten, man verweilt in ihr und will verstehen.
Ein herausragendes Sonett aus der Feder deiner Vielfältigkeit.

Jeronimo

[Gylon]

Liebe Charis,
beeindruckend und bedrückend!

Liebe Grüße Gylon

[shoshin]

Herzlichen Dank, für eure Auseinandersetzung mit diesen Zeilen und euer aufbauendes Lob.
Gerade dieses Gedicht liegt mir sehr am Herzen!
Lieben Gruß
shoshin

[urluberlu]

ein merz-gedicht! kurt s. und erich k. in einem!
amüsant!
url

[Ex-Ralfchen]

ein intellektuelles erzählen ich mag es. ich bewundere dich, süße CHARIS....und binde für dich einen Strauß schwarzer Rosen, dich an den Gräbern der Hoffnung gepflückt habe. Gewissenlos habe ich meine Hände an den Dornen zerfleischt. Doch es ist schwarzes Blut das fließt.

http://up.picr.de/21073799yw.jpg

[scrabblix]

Mit jedem Lesen entdecke ich Neues in deinen außergewöhnlich beeindruckenden Zeilen, liebe Charis.


Liebe Grüße
scrabblix

[shoshin]

Lieber Url, lieber Grisu, liebe scrabblix,

Lieben Dank!

@ Url: Ja, url, das hast du sehr treffend gesagt. Man hat genau 14 Zeilen, zu je 11 Silben, unbetonte Auf- und Endtakte und ein strenges Reimschema zur Verfügung und klebt darauf Bilder, die man aus Beobachtungs- und Gedankenfetzen zu einer Collage zusammenfügt, bruchstückhaft sozusagen. Es ist paradox, dass sich das Ganze in einen Rhythmus fügen soll, eine Conlusio finden will, innerhalb dieser (Sonett)Zwänge, denen es sich "unterwirft". Es ist eine "enge Zelle" mit wenig Bewegungsspielraum, ein Spiegel unseres begrenzten Denk- und Fühlvermögens, unserer Einbildungen und Konditionierungen, den Grundlagen unseres sogenannten Gewissens.
@ scrablixx: und jeder Leser schafft seine eigenen Räume und das müssen nicht unbedingt enge Zellen sein
@ Grisu, mein Blutsbruder, danke für die Rosen!

Lieben Gruß und habt einen schönen Tag!
shoshin

[urluberlu]

naja, du hast es trotzdem versucht. die gegenpole eines paradoxons zu versch-merzen, äh, -melzen.

die brennenden kerzen in der plastikfolie, fast schon aktionskunst, hier denke ich zuerst ans sch-melzen, erst an zweiter stelle an merzen.

schönes we
u.

[shoshin]

Feines Gespür, lieber Url!
Lieben Gruß
shoshin