Kater in der Taxidermie

[DieSilbermöwe]

Zwanzig Jahre lang war mein Kater mir treu -
seine Wesensart, die war eher scheu.
Er stellte so manchen Unsinn an und suchte danach meine Nähe -
in der Hoffnung, dass ich so einiges übersähe.

Vor drei Tagen lag er tot auf meinem Flur -
Ich dachte, was mach ich denn jetzt nur.
Ich wollte nicht weiterleben, ohne seine Gestalt in meiner Nähe zu haben,
drum beschloss ich, den Kater zum Taxidermisten zu tragen.

Dieser stopfte meinen Kater fachgerecht aus,
es fehlte in seinem Maul nur noch eine frisch gefangene Maus.
Nun thront der tote Kater ausgestopft ganz fromm
auf seinem alten Platz, wenn ich von der Arbeit komm.

Ich nehme ihn auf meinem Arm und herz ihn sehr:
"Du toter Kater! Ich geb dich nie mehr her."
Und jeden Abend dann
schauen wir uns zusammen unsere Lieblingsfilme an.

Kichernd wisper' ich in sein Fell:
"So schön war's nie zu deinen Lebzeiten - gell?"
Und weil er nicht antworten und auch nicht mehr miauen kann,
denk ich, sein neues Leben fängt ja auch gerade erst an.

[Ex-Poesieger]

Auch witzig wieviel Potential noch ermauzt werden kann.

[Ex-Thrud]

Für mich ist das eine gruselige Vorstellung, was dein LI da beschreibt. Ich hatte viele Katzen und Hunde, der Abschied tat jedes Mal sehr weh und sie wurden von mir alle im Garten begraben, bis auf meinen 2.letzten Kater, der kam nicht mehr nachhause, nachdem er angefahren wurde.
Die unterschiedlichen Verslängen ( es sind teilweise sehr lange Zeilen) erschweren das Lesen. Ich glaube, mir würde dieser Text in Prosaform besser gefallen, auch wegen des fehlenden Metrums.

Liebe Grüße

Thrud

[Thing]

mich erinnert Dein Text - der für mich selbstverständlich nicht authentisch ist - an eine KG von Roald Dahl.
Dort war es ein Dackel.

Hier auf dem Lande gibt es so gut wie keine Tierpräparatoren.
Da müßte ich im Landeshauptstadttelefonbuch nachschlagen.
Denen gefiele Dein Gedicht sicher gut.

Gruß
von
Thing

[DieSilbermöwe]

Hallo Thrud,

gruselig sollte es werden - es steht ja deswegen unter "Düstere Welten und Abgründiges". Die Idee kam mir gestern abend, als ich in einem Fernsehfilm ein Schild "Taxidermist" sah. Das Thema hat mich gereizt.

Hallo Thing,

was denkst du: Ich hab eine ganze Manege an ausgestopften Tieren

Roald Dahl finde ich toll!

@Poesieger

Witzig? Die Leser sollten sich doch gruseln. Teils wegen der Situation, teils vor dem LI.

[Thing]

Zitat von DieSilbermöwe

Hallo Thing,

was denkst du: Ich hab eine ganze Manege an ausgestopften Tieren
Roald Dahl finde ich toll!

.

Ich auch.
Küßchen, Küßchen war beinahe besser als Noch ein Küßchen.

LG
Thing

[DieSilbermöwe]

Zitat von DieSilbermöwe

Zwanzig Jahre lang war mein Kater mir treu -
seine Wesensart, die war eher scheu.
Er stellte so manchen Unsinn an und suchte danach meine Nähe -
in der Hoffnung, dass ich so einiges übersähe.

Vor drei Tagen lag er tot auf meinem Flur -
Ich dachte, was mach ich denn jetzt nur.
Ich wollte nicht weiterleben, ohne seine Gestalt in meiner Nähe zu haben,
drum beschloss ich, den Kater zum Taxidermisten zu tragen.

Dieser stopfte meinen Kater fachgerecht aus,
es fehlte in seinem Maul nur noch eine frisch gefangene Maus.
Nun thront auf seinem Platz der ganz fromm
Der ausgestopfte Kater
Wenn ich von der Arbeit komm.

Ich nehme ihn auf meinem Arm und herz ihn sehr:
"Du toter Kater! Ich geb dich nie mehr her."
Und jeden Abend dann
schauen wir uns zusammen unsere Lieblingsfilme an.

Kichernd wisper' ich in sein Fell:
"So schön war's nie zu deinen Lebzeiten - gell?"
Und weil er nicht antworten und auch nicht mehr miauen kann,
denk ich, sein neues Leben fängt ja auch gerade erst an.

Angeregt von Thruds Kommentar,
versuch ich mal die Zeilen etwas zu verändern:

Zwanzig Jahre lang war Katerchen mir treu,
seine Wesensart, die war eher scheu.
Hatte er was angestellt, suchte er meine Nähe
In der Hoffnung, dass ich einiges übersähe.

Vor drei Tagen lag er tot auf meinem Flur -
mein Schrei: "Kater! Was mach ich denn jetzt nur?
Ich will deine Gestalt auch weiter um mich haben,
drum werde ich dich zum Taxidermisten tragen."

Dieser stopfte den Kater fachgerecht aus,
es fehlte nur noch in seinem Maul eine frisch gefang'ne Maus.
Nun thront der ausgestopfte Kater ganz fromm
Auf seinem Platz
Wenn ich von der Arbeit komm.

Ich nehme ihn auf meinem Arm und herz ihn sehr:
"Du toter Kater! Ich geb dich nie mehr her.
Und jeden Abend dann
Schauen wir uns Horrorfilme an.

Kichernd wisper' ich in sein Fell:
"So schön war es nie zu deinen Lebzeiten, gell?"
Und da er nicht mehr miauen kann,
denk ich: Sein neues Leben fängt ja gerade an.