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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 19.10.2008, 18:59   #1
Volaticus
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 34

Standard Oktober-Sonett

Sanft streicht durch welkes Laub warmer Oktoberwind.
Es löst sich vom Gezweig und schwebt zur Erde nieder.
Noch zirpen Grillen leis Altweibersommerlieder.
Umringt von Gänseblümchen, die noch übrig sind.

Ein letzter Sommergruß, bald werden hoch am Kamm
Vom wilden Sturm gepeitscht uralte Lärchen knarren,
Und tiefer Schnee wird liegen, dort wo Gräser waren,
Von Eis bedeckt der See, wo ich vor kurzem schwamm.

So lange Monate muss ich nun darauf warten,
Bis dass der warme Mai im Lande Einzug hält.
Und wieder Blumen blühn im Garten und am Feld.

Dann wachen Pflanzen auf und Tiere aller Arten.
Und dann vertreibt die Frühlingssonne Eis und Schnee.
Dann schwimm ich wieder durch den aufgetauten See.
Volaticus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2008, 15:35   #2
fichte
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 18

gefällt mir gut, einzig das mit den blumen widerspricht sich und die betonung der vergänglichkeit des sommers in den ersten beiden strophen ist etwas häufig, auch nach den hebungen, solltest du vielleicht noch mal sehn, aber das ist das einzige was mir so einfaellt.
schön!

liebe grüße
baum
fichte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2008, 16:22   #3
Volaticus
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 34

Standard Hallo Fichte!

Freut mich, dass es dir gefällt!

Ich habe,hier auf in paar Stilelemente der Romantik zurückgegriffen.

Im ersten Quartett bist du beim Lesen über das Wort "warmer" (Oktoberwind) gestolpert. Das Sonett ist ansonsten aus sechshebigen Jamben mit einer Zäsur in der Mitte (=Alexandrinern) aufgebaut. Damit es beim Lesen nicht wie eine Drehleier wirkt, empfiehlt es sich, zur besonderen Hervorhebung wichtiger Adjektive hin und wieder einen Trochäus einzubauen. Das bewirkt, dass man beim Lesen den Bruchteil eines Augenblickes ins Stocken kommt. Durch diese unnatürliche Pause und die natürliche Betonung von "Wármer Oktoberwind" wirkt der Eindruck des warmen Windes noch eindringlicher auf den Leser ein, so dass er ihn beinahe zu spüren glaubt.

Das selbe gilt für die úralten Lärchen. Wenn man "uralte" als Jambus liest (ùrallte), dann klingt das so, wie wenn ein Kind vor der Lehrerin ein Gedicht aufsagt, das es widerwillig auswendig lernen musste.

Ein schönes Beispiel für die Hervorhebung eines Adjektivs hat Eichendorff in seiner berühmten "Mondnacht" geliefert: (letzte Strophe)



...und meine Seele spannte / weit ihre Flügel aus

flog durch die stillen Lande / als flöge sie nach Haus.

Vor "weit" macht man beim Lesen eine ganz kurze Pause, dann beton man das "ei", nicht aber das "ihre".



lG Daniel
Volaticus ist offline   Mit Zitat antworten
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