Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Gefühlte Momente und Emotionen

Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 28.08.2008, 14:14   #1
Volaticus
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 34

Standard Der Irrtum

Halbdurch will er sein rosarotes Steak,
So und nicht anders muss es auf den Teller,
Herr Ober, geht denn das nicht schneller?
Beeil Er sich, sonst bleibt das Trinkgeld weg.
Sein Kopf ist voll mit wichtigen Terminen.
Wie widert ihn der dumme Pöbel an,
Der selbst nicht denken, nur parieren kann,
Blöd wie die Papageien, wie Maschinen.


Gibt's ein Problem mit seinem Personal,
Schnell ist's gelöst, denn es ist viel gescheiter,
Beschäftigt man immer nur Leiharbeiter,
Ein Fehler – Weg mit ihm! Man hat die Wahl.
Sollte es hier und da einmal passieren,
Schreit einer, dass es so nicht weitergeht,
Sagt er: "Wir brauchen Flexibilität!",
Wolln wir den Wirtschaftsstandort nicht verlieren.


Kleiner und kleiner wird der Unterschied,
Der einen Menschen noch vom Nutztier scheidet,
Ihn aber nicht, weil er es schlau vermeidet.
Und grade er jammert sein Klagelied.
Aber das ist nur eine leere Phrase.
Standort und Wirtschaft kümmern ihn nicht viel.
Mehr Geld und noch mehr, nur das ist sein Ziel.
Er führt die Dummen alle der Nase.


"Alles für mich, die Kleinen müssen sparen!"
Sportwagen, Yacht und Flieger müssen her.
Fürs "Image" braucht er all das und noch mehr.
"Geschäftlich" nur, sonst würd' er Käfer fahren.
Er hält sie kurz und ohne Perspektive.
Sie müssen dienen, ihm gehört die Welt.
Und gleich ob er sie auch wie Sklaven hält,
er sagt, es gäb' keine Alternative.


Hat Deine Gier nicht vieles schon zerstört?
Haben nicht manche schon dran glauben müssen?
Fragt ab und zu das lästige Gewissen,
Das ihn von Zeit zu Zeit im Schlafe stört.
Doch auch dieses Problem ist schnell gelöst.
Da überweist er eine kleine Spende.
Nach Afrika, in fernes Sandgelände,
Damit er endlich wieder ruhig döst.


Was kümmert ihn das Elend hier im Land?
Für einen Euro rettet er ein Leben.
Sagte jemand im Radio grad eben.
Weit billiger als hier – nur so am Rand.
Und was er rings um sich herum zerstört,
Das glaubt er, damit wieder gut zu machen.
Wenn's nicht so traurig wär, ich würde lachen.
Doch das ist sinnlos, weil er es nicht hört.
Volaticus ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Der Irrtum




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.