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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 06.11.2019, 12:27   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Himmelangst (oder: Zeitgeist 1955)

Misstraut des Himmels strahlendem Blau
und seines Basses schläfrigem Klang,
blickt hoch und fürchtet das Silbergrau,
vernehmt euer Herz, vor Sorge bang!

Der eiserne Vorhang, hält er stand?
Ergießt sich auf euch Hiroshima?
Baut eiligst euch einen Unterstand,
der nächste Weltkrieg scheint spürbar nah.

Der Schlaue folgt der „Carte Blanche“:
Kauft Vorräte für zwei Wochen ein,
die Aktentasche erhöht die Chance,
sie hält den Kopf vor der Strahlung rein …

Wie harmlos war die Nachkriegszeit,
als Wohlstand jedes Heim bezog
und doch stand stets die Angst bereit,
die euch von Feindesbildern log.
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Alt 06.11.2019, 19:30   #2
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Richtig und das ist einer der Gründe warum Populismus dem Weltfrieden schadet.
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Alt 06.11.2019, 20:22   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von fsami Beitrag anzeigen
Richtig und das ist einer der Gründe warum Populismus dem Weltfrieden schadet.
Populismus dürfte das falsche Wort sein für die Angst, die damals die Menschen beherrschte. Erst recht für die Verharmlosung der Auswirkungen eines atomaren Angriffs, die noch bis in die 60er Jahre hinein betrieben wurde. Nicht auf Populismus war die Politik aus, sondern auf Beruhigung. Das war gar nicht so einfach nach den beiden Bombentests auf Hiroshima und Nagasaki, den Berichten über Atombombenversuchen und schließlich der Kuba-Krise, die beinahe zum 3. WK geführt hatte. Damals schlitterte die Welt haarscharf an einer Katastrophe vorbei.

Schon mal "The Atomic Café" angesehen?

https://www.youtube.com/watch?v=lF0r1OdDIME

Danach bekommst du vielleicht eine Ahnung davon, was Verharmlosung in den 50er und 60er Jahren bedeutete.
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Alt 07.11.2019, 01:58   #4
männlich Eisenvorhang
 
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„We thank god it has come to us“, sagt der amerikanische Moderator bei zirka 06:20.

Wenn ich das sehe, ist das totale Dystopia.
Unglaublich.


Was Gott wohl dazu sagen mag?
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Alt 08.11.2019, 08:18   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
. Nicht auf Populismus war die Politik aus, sondern auf Beruhigung.
Ich kann mich an einen amerikanischen Politiker erinnern (ich weiß nicht mehr genau, wer), der zur Beruhigung seiner Landsleute sagte, ein Atomkrieg würde sich auf Europa beschränken lassen (ich weiß nicht, ob er exakt das Wort "beschränken" benutzt hat, gemeint war jedenfalls, dass nur Europa in einem solchen Fall getroffen werden würde). Nun ja, wir waren alles andere als beruhigt. Das war aber noch viel später, Anfang der 80er Jahre.
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Alt 08.11.2019, 08:47   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Das war aber noch viel später, Anfang der 80er Jahre.
Das könnte jemand aus der Reagan-Regierung gewesen sein. 1983 war das Jahr, in dem sich die UdSSR von den USA und der Nato so bedroht fühlte wie nie zuvor und Atomwaffen in Stellung brachte. Mit anderen Worten: Dieser Politiker war entweder naiv, oder er hatte den offiziellen Auftrag, die Bevölkerung zu beschwichtigen. Offensichtlich gelang das nur unzureichend, denn nicht ohne Grund entstand damals der Film "The Day After". Das waren keine Hirngespinste einer paranoiden Gesellschaft. Inzwischen weiß man, dass die Welt 1983 hart am Rande eines Atomkriegs stand. Die Kuba-Krise war dagegen ein Kaffeekränzchen gewesen.
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Alt 08.11.2019, 18:38   #7
männlich ganter
 
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Beiträge: 2.478

Hallo Ilka,

Atomminister Franz Josef Strauß. Voller Hoffnung nahm man damals Atom auch wahr. Es gab ein eigenes Ministerium. Als Schulkinder wurden wir durch Ausstellungen zu den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten geführt. Euphorisch erklärte uns der Lehrer, dass mit der Energie aus einer Fahrkarte für die Seereise nach USA künftig der gesamte Energieverbrauch für die Reise gedeckt würde. Vergleichbar mit der Stimmung heute zur erneuerbaren Energie.

Und die Bombe. Auf eine Wunderwaffe richtete sich im Chaos des Untergangs die Hoffnung vieler in Deutschland. Das steckte damals noch in den Köpfen. Die Vernünftigen erkannten zumindest den Vorteil einer Balance der Abschreckung.

Schlaf gut!
-ganter-
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Alt 09.11.2019, 18:39   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von ganter Beitrag anzeigen
Auf eine Wunderwaffe richtete sich im Chaos des Untergangs die Hoffnung vieler in Deutschland.
Falls du die V1 und V2 meinst, die in Swinemünde und Travemünde gebaut wurden, kann von "Wunderwaffen" kaum die Rede sein, auch wenn sie so genannt wurden. Die Forschung an einer Atomwaffe hatte Hitler abbrechen lassen, nachdem ihm gesagt wurde, wie teuer und langwieriig es sei, bis man ein Ergebnis habe. Das hat die Deutschen mit ziemlicher Sicherheit vor den beiden Atombombentests bewahrt, die dann Japan erlitt.

Übrigens habe ich im Internet die Brochüre von 1961 "Jeder hat eine Chance" gefunden, mit der die Bevölkerung beschwichtigt werden sollte. Da kann sich jeder ein Bild machen, für wie dumm man die Leute verkaufen wollte:
https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/D...ublicationFile
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