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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 08.11.2008, 16:10   #1
weiblich IsabelG
 
Benutzerbild von IsabelG
 
Dabei seit: 10/2008
Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

Standard Fast ohne Worte

Ein Blick
auf die Nebelwand
aus deinem Fenster
ohne Rahmen

der Blick
wandert langsam
über den Teppich
wieder zu dir

meine Worte
formen nur langsam
das "wir"

Neuer Blick,
zur Tür

Warum sind wir
noch hier?

wir stehen auf
und nehmen uns
auseinander.
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2008, 19:31   #2
Kamil
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 140

Hier meine Interpretation.
Vielleicht kannst du etwas damit anfangen Isabel..

Ein Blick
auf die Nebelwand
aus deinem Fenster
ohne Rahmen

Ein Blick auf dein(e) grenzenlose(s) Mysterium, unerforschte Seite

der Blick
wandert langsam
über den Teppich
wieder zu dir

Vorsichtig nähere ich mich dir

meine Worte
formen nur langsam
das "wir"

Ich zögere unsere Bindung zu erwähnen

Neuer Blick,
zur Tür

Warum sind wir
noch hier?

Was hält uns an diesem/deinem Orte/an uns?

wir stehen auf
und nehmen uns
auseinander.

1. Interpretation: Wir nehmen uns auseinander gewaltätig
2. Interpretation: Jeder sammelt sich,nimmt was ihm gehört und geht.

Ich hoffe dir gefällt diese Interpretation, vielleicht blieb mir noch viel verborgen,bin gespannt auf deine Antwort.
Kamil ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2008, 19:35   #3
weiblich ravna
 
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Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

Standard RE: Fast ohne Worte

Hallo Isabel,

vorweg das Positive (mir hat mal jemand gesagt, das soll man so machen): trotz einiger Widrigkeit baut das Gedicht ein starkes Bild auf.

Nun meine ganzen Meckerein, Strophe für Strophe:
Zitat:
Zitat von 'IsabelG',index.php?page=Thread&postID=205695#post 205695
Ein Blick
auf die Nebelwand
aus deinem Fenster
ohne Rahmen
Ich finde es etwas schade, dass die Zeilen so kurz sind. Jeder Zeilenumbruch ist ja irgendwie ein Umschwung, markiert einen Stopp im Lesefluss, eine Änderung der Betonung - irgendwas. 'Ein Blick' finde ich als Einstieg auch nicht so gelungen, da ich eher an schlechte Wortspiele mit 'Einblicke' denke, das Wort Blick wiederholst Du zudem ja noch, an und für sich hat es keinen besonders fügsamen Klang, wenn Du 'Blick' sehr langsam sprichst, merkst Du vielleicht was ich meine: Man muss seine Zunge aus dem unteren Gaumen an die obere Zahnreihe bewegen um sie dann schnell so zu krümmen, dass die Mittelzunge den oberen Gaumen fast berüht, währen die Zungespitze sich an das untere Zahnfleisch drückt, nur um dann dieses harte 'ck' auszusprechen. Das Wort ist aber umgeben von lauter 'Weichheiten' - 'ei' steht davor, es folgt 'au'.
Ich frage mich wirklich, weshalb Du die Zeilen nicht ein wenig dehnst.
Zitat:
Zitat von 'IsabelG',index.php?page=Thread&postID=205695#post 205695
der Blick
wandert langsam
über den Teppich
wieder zu dir
Hier wieder Blick, allerdings diesmal mit bestimmtem Artikel, also auch mit Rückbezug: dieser Blick, der gleiche, der vorhin aus dem Fenster ging - das ist insofern stark, als das Nebel, Teppich und das lyr. Du alle keinen unterschiedlichen Blick verdient haben.
Ansonsten, wie oben schon gesagt, die Zeilen sind mir viel zu kurz. 'Teppich' ist auch so ein störriges Wort. Wie 'steppen' oder 'peppig' - zuviele 'p'. Ist es so wichtig, dass es Teppich ist? Gut, der dämpft, verringert den Raumklang, lässt Stimmen matter klingen - aber braucht es das unbedingt?
Zitat:
Zitat von 'IsabelG',index.php?page=Thread&postID=205695#post 205695
meine Worte
formen nur langsam
das "wir"
Okay, das ist einfach unlogisch: Worte die langsam ein Wort formen? Außerdem die 'langsam' Dopplung.
Zitat:
Zitat von 'IsabelG',index.php?page=Thread&postID=205695#post 205695
Neuer Blick,
zur Tür
Zwei Worte: Zu kurz. Vier Worte, zwei Zeilen, eine Strophe?
Zitat:
Zitat von 'IsabelG',index.php?page=Thread&postID=205695#post 205695
Warum sind wir
noch hier?
Die Frage war so schön unausgesprochen und dann kommt sie doch. Find' ich blöd. Wenn schon, dann in eine Strophe (auch wegen der Assonanz wir/Tür/wir/hier)
Zitat:
Zitat von 'IsabelG',index.php?page=Thread&postID=205695#post 205695
wir stehen auf
und nehmen uns
auseinander.
Die Strophe mag ich inhaltlich am liebesten, auch wenn mir das 'einander' schon fast zuviel ist. Beim ersten Lesen habe ich das auch übersehen. Ist auch die klanglich schönste Strophe.

Spontane Umschreibung, vielleicht kannst Du mit dem ein oder anderen etwas anfangen, folgt aber natürlich meiner Lesart:
Zitat:
Mein Auge streift die Nebelwand
vor Deinem Fenster ohne Rahmen,
wandert langsam über den Boden
und mein Blick fällt auf Dich.

Nur zögernd spreche ich das 'wir'.

Vor uns erhebt sich eine Tür
warum sind wir noch hier?

Wir stehen auf und nehmen uns aus.
(Maulen würd' ich da auch noch )

Liebe Grüße,
Ravna
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.11.2008, 01:55   #4
weiblich IsabelG
 
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Dabei seit: 10/2008
Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

Hallo Ravna, hallo Kamil

erstmal vielen Dank für die Kritik und Interpretation. Ich hab mich wirklich sehr gefreut.
@Kamil :
Du kommst meinem Bild des ganzen sehr nahe und es freut mich dass es mir gelungen ist. Desweiteren deckt sich deine Intperpretation mit meiner Absicht Ausser die letzte Strophe, in der es eigentlich um einen Streit geht. "Wir nehmen uns auseinander" soll einen Konflikt darstellen, vielleicht etwas schwer zu erkennen das gebe ich zu vielen Dank nochmal für das durchlesen.

@ravna:

auch dir, Vielen Dank für deine Kritische Antwort, ich weiss es zu schätzen, zumal es schon auch Zeit erfordert sich so eingehend mit einem Text auseinander zu setzten.
"Blick" ist tatsächlich ein sehr hart klingendes Wort, es wäre mir gar nicht aufgefallen hätte ich es jetzt nicht ein paarmal laut ausgesprochen aber ich finde es trifft am ehesten das was ich vermitteln möchte. Vielleicht könnte ich aber die Wiederholung vermeiden, da hast du recht, es wirkt sonst etwas monoton.
Zitat:
meine Worte
formen nur langsam
das "wir"
auch hier hast du recht, es ist unlogisch. Mir ist es sogar aufgefallen noch während ich es geschrieben habe aber konnte mich dann doch
irgendwie nicht davon lösen, es hat irgendeinen Reiz auf mich ausgeübt warscheinlich den Reiz der Unlogik. Ich werde dies aber auch noch Bearbeiten. Mal schauen was sich da machen lässt.
Auf deine Kritik bezüglich der kurzen Sätze und Strophen kann ich nur sagen, ich habe versucht somit eine emotionsreiche Atmosphäre zu schaffen, ich dachte es sorgt für Spannung aber auch hier muss ich bei genauerem Durchlesen feststellen es stört mehr als das es gut tut

Ich werde es nochmals überarbeiten und deine Ratschläge beherzigen. Es hat mit auf alle fälle sehr geholfen, da ich selbst noch nicht 100% zufrieden war mit dem jetzigem Stand des Textes. Deine Version gefällt mir und ich lass mich mal ein wenig davon inspirieren.

Viele Grüsse, Isabel
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2008, 21:17   #5
männlich Perry
 
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Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Hallo Isabel,
ein sehr interessantes Szenario, an dem mich nur die "nichtssagenden" Blicke stören. Schmeiß sie über Bord und die Aussage beginnt zu leuchten:
Vorschlag:

Fast ohne Worte


Eine Nebelwand
vor dem Fenster
ohne Rahmen.

Wir fragen uns,
warum
sind wir noch hier,

bevor wir uns
gegenseitig
auseinander nehmen.

LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2008, 20:58   #6
Gala
 
Dabei seit: 02/2008
Beiträge: 17

Standard in der Kürze die Würze

Mir gefällt Dein aus kurzen Wörtern

gebasteltes Gedicht u. der letzte Satz übt einen besonderen Reiz aus.

Würde nichts daran ändern - es ist wie es ist -

und muß nicht immer alles erklären, zerpflücken, ...

Für mich ist es klar in der Aussage, dem Gefühl.

Gala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2008, 12:14   #7
weiblich IsabelG
 
Benutzerbild von IsabelG
 
Dabei seit: 10/2008
Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

Hi,

ich danke euch fürs Lesen und für die Anregungen. Deine Version ist gar nicht so schlecht Perry. Kann mich ja davon nochmal inspirieren lassen.
Wünsch euch was, Gruss- Isabel
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
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