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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 28.08.2008, 09:42   #1
Zsazsa
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 11

Standard Morbus Crohn

Morbus Crohn

Persönlichkeit enorm bemessen
Charmant und Lustig
Wird niemand vergessen
Offenherzig, Warm
Kein bisschen verlogen
Witzig, Spritzig
In deinen Bann gezogen
Alles
Stets allein beschritten

Gestalt so stattlich
markantes Gesicht
Dutzende Frauen, verehrten dich

Doch plötzlich geschah
Das niemand glaubt
Etwas an deinem Rückrad schraubt
Seele aus der Fuge geraten:

Haare föhnen
Kleiderwahl
Trinkgeld geben
Alles nur Qual
Gespräche führen
Nicken und Schütteln
Selbst entscheiden?
Am liebsten Rütteln
Schreien, Schlagen
Lautes Gebrüll
Kalter Lappen
Klatscht ins Gesicht
Heute noch
Unbegreiflich

Arztbesuch
Sechste Etage
Fenster offen
Klinkpark
Auf dem Boden
Liegst du da
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Alt 30.08.2008, 19:14   #2
blaue_Raupe
 
Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 82

Hallo Zsazsa,


über den Morbus Crohn musste ich mich zum Lesen deines Textes erst noch mal informieren.
Eingangs kann ich sagen, dass mich die Verarbeitung als lyrischer Text gar nicht angesprochen oder berührt hat, Gründe gibt es mehrere …

Es muss nicht, aber es kann in deinem Umfeld einen bestimmten Fall von Morbus Crohn gegeben haben, der dich dazu gebracht hat, das zu schreiben, oder aus dem Antrieb heraus: „Seht, es kann prinzipiell jeden treffen im plötzlichen Umschwung vom geerdeten Leben hin zu einer Krankheit“. Das ist insofern unspannend für mich, als dass es in den Ausführungen nicht mehr zum Schicksalsschlag bringt, als ein Boulevardmagazin, in dem es häufigst an der Tagesordnung ist.

Beim Titel gehe ich von einer Behandlung des Themas Morbus Crohn aus, oder zumindest von Parallelen, hier allerdings verharrt der Text in einer schwarz-weiß-Zeichnung (erfolgreicher, liebenswürdiger, „weißer“ Mann erhält plötzlich die „schwarze“ Diagnose Morbus Crohn, woraufhin ihn der Lebensmut verlässt).

Das Unbegreifliche des plötzlichen Zuschlagens der Krankheit scheint aus dem Text wirklich persönlich motiviert, das Gefühl entstammt einem Unfeld, das ich nicht kennen kann und die Basisaussage des unvermittelten Auftretens einer Krankheit als roter Faden ist für mich eher so altbekannt und wenig textorientiert umgesetzt, dass es mir nicht gefällt.

Die tatsächlichen Bild- und Wirkungsmöglichkeiten sind im privat-Betroffenen beinahe gänzlich hinten übergekippt, so dass es wirkt, als sei der Text mehr Notiz zu einem Geschehen, das mich nicht betrifft, denn literarische Verarbeitung oder zumindest Einbindung dieses speziellen Morbus Crohn.

Der spezielle Alltag dieses Textes greift mich nicht an, geht auf die Körperlichkeiten in Bild und Schweren so wenig ein, dass das konkrete Leiden der chronischen Entzündung sehr fern bleibt. Den „weißen“ Mann, den ich nicht kenne, hätte ich dem Text vorenthalten und wäre zur Umsetzung in einer kürzeren Version übergegangen, die sich in der Tat am Morbus Crohn orientiert. Also mehr in den Einfühlsrahmen des tatsächlich Erlittenen gehen in einer Bebilderung, um tatsächlich ein den meisten fremdes Körperleiden transparenter zu machen.

Die empfundene Privatheit in Details, die ich als Fremde als willkürlich empfinde, schließt mich aus. Das Gefühl des Schreibers ist eine sache, ein Arbeitsfeld das Gefühl, das der Text allein transportieren kann mit einem Inhaltskern im Mittelpunkt.

Bleibt: es spricht mich nach wie vor nicht an. Lösungsansätze wären evtl. die verstärkte Einbindung eines Verlaufs in Bildern, in Konkreta, und eine radikale Kürzung und Verflechtung. Die Details sollten transzendenter, allgemeiner sein. Das Private bleibtmir fremd an der Stelle.

Soweit erstmal.

VG
r~~~
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