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Alt 06.05.2018, 18:33   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Abgelaufen 3.Teil

Jackie versuchte sich zu erinnern, was genau sie in diesem Aufsatz geschrieben hatte. Sie wusste noch, dass sie gedacht hatte, dass Frau Blumling sowieso von vielen Dingen keine Ahnung hatte und insbesondere nicht besonders gut über Roboter informiert war. Kurz vorher hatte die Lehrerin im Unterricht angesprochen, dass es z. B. vorgesehen wäre, Roboter in Zukunft in der Pflege einzusetzen, in Altenheimen zum Beispiel. Jackie hatte das noch nie geglaubt, sie war der Meinung, Roboter könne man für Interessanteres einsetzen als dafür, den Angestellten in Altenheimen ihre Arbeitsstelle wegzunehmen. Aber weil die Lehrerin so von diesem angeblichen Fortschritt geschwärmt hatte, der durch die Roboter in Gang gesetzt werden würde, hatte sie beschlossen, der Lehrerin in ihrem Aufsatz zu zeigen, dass das auch alles nach hinten losgehen könnte.

In zwanzig Jahren werden die Roboter die Herrschaft über unseren Alltag übernommen haben, hatte sie geschrieben.
Heutzutage glauben wir vielleicht noch, dass die Roboter für unsere Zukunft unerlässlich sind und dass wir sie so einsetzen können, wie es für uns am brauchbarsten ist. Doch wissen wir wirklich, ob die Roboter kein Eigenleben entwickeln werden? Ob nicht vielleicht wir selbst ihnen ein wenig zu viel Selbstvertrauen einpflanzen werden? Ich glaube nicht, dass Roboter für alle Zeiten seelenlose Geschöpfe bleiben, bereit, auf Knopfdruck den Menschen zu gehorchen.

Hier hatte sie dann gezögert und überlegt, ob sie wirklich in diesem Stil weiter schreiben sollte. Es könnte vielleicht ja doch sein, dass sich Frau Blumling, die Deutschlehrerin, veralbert vorkommen würde und in fetten Buchstaben "Thema verfehlt!! Mangelhaft"! unter den Aufsatz kritzeln würde. Doch sie konnte einfach nicht widerstehen. Sollte es wirklich zu einer 5 kommen, müsste sie sie halt irgendwie wieder herausreißen, das war ihr schon klar. Das Thema war jedoch viel zu schön, um Frau Blumling, die Jackie als vollkommen naiv einschätzte, nicht etwas zu lesen zu geben, das ihr wahrscheinlich schlaflose Nächte bereiten würde. Frau Blumling war nicht sehr viel älter als ihre Schüler und gerade frisch von ihrer Ausbildung gekommen. Niemand nahm sie wirklich für voll und Jackie beschloss, sich den Spaß einfach zu machen.

Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Nicht die Menschen machen sich die Roboter untertan, sondern die Roboter, die schließlich wesentlich klüger sind als die Menschen und demzufolge schnell herausfinden werden, wie sie das anstellen müssen, machen sich die Menschen untertan. Spezielle Schulen für Roboter werden wie Pilze aus dem Boden sprießen. Die Politik und die Gesetze werden von Robotern gemacht und Polizeiroboter werden deren Einhaltung überwachen. Der Mensch ist nur noch ein kleines Rädchen in der Maschinerie, doch die Roboter lassen ihn weiter existieren, weil...


Ja, warum eigentlich? Dieser Gedankengang hatte Jackie selbst überrascht. Warum sollten Roboter daran interessiert sein, dass die Menschheit weiter existiert? Doch auch dazu fiel ihr etwas ein - schließlich hatte sie genug Science-Fiction-Filme im Kino mit irgendwelchen absurden Erklärungen zu allen möglichen Handlungen gesehen. Logisch sein musste hier gar nichts.
Also schrieb sie weiter:
... weil sie herausfinden wollen, was Gefühle sind und vor allen Dingen, wie sie zu steuern sind. Um auf diesem Gebiet Fortschritte zu erzielen, benutzen sie das "Spiegeln": Glauben sie, jemand ist z. B. durch seinen Beruf prädestiniert, streng zu sein, so nehmen sie einen strengen Gesichtsausdruck an, wenn sie mit einem vermeintlich strengen Menschen reden. Es funktioniert natürlich auch umgekehrt: Reden sie z. B. mit kleinen Kindern, machen sie sich deren Neugierde und Nachahmungstrieb zu eigen.
Der Mensch ist für den Roboter auch in 20 Jahren noch ein rätselhaftes Wesen und es macht ihm einfach Spaß, dieses Wesen zu studieren.
Außerdem - da Roboter keine Liebe und keinen Sex kennen
- hier kicherte Jackie vor sich hin, da sie Frau Blumling beim Lesen dieser Passage erröten sah - wissen sie natürlich auch nicht, wie sie sich fortpflanzen sollen.
Hier war ihr eingefallen, dass ein Roboter natürlich imstande sein müsste, einfach einen anderen Roboter zu bauen und das Problem dadurch gelöst sei. Aber warum sollte sie so etwas in den Aufsatz schreiben, das war doch wirklich zu einfallslos...
Wie wir alle wissen, sind Roboter wissbegierig und imitieren den Menschen.
Jackie hatte keine Ahnung, ob dem wirklich so war oder in 20 Jahren so sein würde, aber die Blumling mit Sicherheit auch nicht.
Der Roboter will das von den Menschen lernen, was er sich nicht selbst beibringen kann: Die Liebe.
Es wird männliche und weibliche Roboter geben, d. h., diese gibt es eigentlich auch heute schon
.

Danach waren Jackie die Ideen ausgegangen, wie sie ihre Lehrerin aufs Korn nehmen konnte und sie hatte dann voll Begeisterung - weil Roboter, künstliche Intelligenz und alles, was damit zu tun hatte, sie schon lange faszinierten - noch eine Passage über Transhumanisnus dran gehängt. Zu diesem Thema wusste sie einiges.

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Geändert von DieSilbermöwe (06.05.2018 um 20:04 Uhr)
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