Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Fantasy, Magie und Religion

Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 30.12.2013, 16:41   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Die Karawane

Die Wüste: gelbe, magisch weiche Kuppen.
Ein Sandsturm, dunkel, streut das Licht.
Und fast verschüttet, aus des Bodens Schicht,
noch Götterbilderhände. Und wie Puppen

dazwischen Menschen, die sich weiter wagen,
von Lastentieren, riesig, überragt:
den spinnenlangen Beinen, überkragt
von Elefantenleibern, und sie tragen

die Obelisken, Tempel, die Pagoden
von einer Stätte, die man aufgab, fort.
Die Götter schwanden von gelobtem Boden,

als sie der Glauben aufgab, und der Ort
ward heimgesucht von Kriegen, Wirren, Toden.
Und Demut sucht der Götter neuen Hort.



Ich habe zu dem Bild keine Informationen gefunden und mir einfach etwas ausgedacht: Salvador Dali. Caravan

Geändert von gummibaum (30.12.2013 um 22:10 Uhr)
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2013, 19:01   #2
männlich Ex Pedroburla
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2013
Beiträge: 1.359

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Die Wüste: gelbe, magisch weiche Kuppen ...
Genial "surreal", fast schon "spanisch" - und auch noch im sehr gelungenen "Sonett"-Format!

Kurzer Auszug aus meinem (Reise-)Roman, dem Kapitel "Tanco, der Tuareg":

(...) Es war bitterkalt, als mich am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, der Rauch des von Hamid entzündeten Feuers weckte. Vorsichtig, um Sara weitere Minuten unter der warmen Decke zu gönnen, kroch ich aus dem Zelt. Über dem Becken köchelte Wasser für den Tee, und es roch nach einer Mischung aus Minze, Kiff und warmer Asche. Die Tuareg hatten ihre Kamele schon zu einer langen Reihe geordnet und waren bereit zum Aufbruch – durch die Sandwüste Mauretaniens nach Agadez und dann weiter in den Nordosten, zu den Salzminen von Bilma.
Tanco, der unsere drei Reitkamele – gesattelt und getränkt - an einer der Akazien festgebunden hatte, kam ein letztes Mal hoch, um sich zu verabschieden. Bevor er mich umarmte, Frieden und Allahs und der Geister Segen wünschte, schenkte er mir ein Säckchen mit Kola-Nüssen. Und Sara ein an einer dünnen Lederschnur befestigtes Amulett, mit einem geheimnisvoll schimmernden, fast durchsichtigen Mondstein – der solle sie vor allen bösen Dämonen bewahren, den Dschinnen der Wüste wie denen ihrer Heimat ...

Auf dem Rückweg nach Tafia führte ich mein Reitkamel einige Zeit am Zügel. Dabei kamen wir wieder an dem gebleichten Skelett des Esels vorbei. Eine Sandviper hatte sich in dessen hohlen Schädel geflüchtet, und aus einer der schwarzen Augenhöhlen des armen Verblichenen hing, sich noch zuckend hin und her windend, ihr dünner Schwanz - dessen Peitschen nun schwächer wurde. Den Kopf der Schlange, der aus dem anderen Auge des Grautieres ragte, hielt ein Falke fest in seinen Fängen. Die Viper war bereits verletzt – und würde wohl bald von ihrem letzten Überlebenskampf erlöst sein … (Ende Auszug)

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Ich habe zu dem "Bild" keine Informationen gefunden und mir einfach etwas ausgedacht: Salvatore Dali. Caravan
Dali passt bestens dazu, hat auch mich inspiriert > http://www.kunst-fuer-alle.de/1/a416/k50506 <


LG Pedro


Musik-Video Tissante n'aytma > http://www.youtube.com/watch?v=rBTCnNrP5uY <

Geändert von Ex Pedroburla (30.12.2013 um 20:12 Uhr)
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2013, 19:25   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Zu diesem bizarren Gemälde paßt Dein Gedicht!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2013, 20:44   #4
männlich kinbote
 
Dabei seit: 12/2013
Ort: Bayern
Alter: 51
Beiträge: 11

Großartig. Habe heute mit einem Sonett angefangen, und muss nun dein Gedicht lesen (knirsch). Mit deinem Bilderreichtum machst du Dali keine Schande.
kinbote ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2013, 20:58   #5
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Hier das bedichtete Bild:

http://www.digital-art-gallery.com/picture/6357

(obwohl ich annehme, daß das auch Elefanten sind)

Geändert von Thing (30.12.2013 um 22:15 Uhr)
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2013, 22:09   #6
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Danke, Pedroburla,

den Ausschnitt aus dem Reisetagebuch habe ich mit Interesse gelesen. Ist auch toll geschrieben und passt hierher. Danke.

Danke, Thing,

Dalis "Die Beständigkeit der Erinnerung" hatte ich noch als Reflex auf einen Text von dir bedichtet. Diesmal gab es nur mit "Künstler aufgespießt" seltsame Parallelen.

Danke, kinbote,

ich habe nur Dalis Bild zu beschreiben versucht. Keine neuen Bilder erfunden (siehe Link von Thing). Freue mich schon mal auf dein Sonett.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2013, 06:58   #7
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
ich habe nur Dalis Bild zu beschreiben versucht. Keine neuen Bilder erfunden
Ich meine, doch: Du hast Bildsprache erfunden, und zwar meisterhaft. Wenn ein Mensch, der das Bild nicht kennt, es sich selbst vorstellen müsste, entstünde in seinem Kopf ein ganz anderes Bild, auch wenn das Szenario das gleiche bliebe. Dein Gedicht ist mehr als nur eine Beschreibung, denn es setzt beim Leser die Vorstellungskraft in Gang.

Alle Achtung vor Deiner Leistung.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2013, 12:13   #8
männlich Ex Pedroburla
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2013
Beiträge: 1.359

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
@ "gummibaum": Alle Achtung vor Deiner Leistung!
Er ist ein wahrer Künstler hier,
der Lyrik Lab wie auch ihr' Zier -
da frage man: Wie kann es sein,
am Gummibaum ein Pfläumelein?
Das SPIELEN es kreiert ...

von Pedroburla - respektvoll ...
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2013, 14:54   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Liebe Ilka,

danke für dein Lob zu früher Stunde. Es ist mir viel wert.


Hallo Pedroburla,

danke für deine Verse.


LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2013, 15:43   #10
männlich kinbote
 
Dabei seit: 12/2013
Ort: Bayern
Alter: 51
Beiträge: 11

Ilka hat ausgesprochen, was ich eigentlich gemeint hatte. Zudem ist die Melodie deiner Sprache noch ein eigener Pinselstrich.
guten Rutsch, kinbote
kinbote ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2013, 22:39   #11
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Danke. Dir auch: glatte Rutschbahn!

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2014, 13:19   #12
männlich Perry
 
Benutzerbild von Perry
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Standard Hallo gummibaum,

danke, dass Du dieses surreale Meisterwerk Dalis in den Blickpunkt gerückt hast.
Ob die Karawane auf der Suche nach einem "neuen Götterhort" ist, mag jeder Leser selbst entscheiden. Du hast die besondere Wüstensituation jedenfalls eindrucksvoll beschrieben.
Für mich als Sience-Fiction-Fan, stammt die Szene eher von einem fernen Planeten, denn die langen (Spinnen)Beine der Elefanten und die schwebenden Lasten, lassen auf andere Schwerkraftverhältnisse schließen.
LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2014, 13:38   #13
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Da bist du als Sience-Fiction-Fan beim Interpretieren Dalis gewaltig im Vorteil. Mir fallen dicke Tomaten von den Augen. Danke, Perry.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die Karawane

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.