Zeitzeugnis

[moon]

Kleine Nadelstiche
setzen, sechs!
Graue Eminenzen
wildern wie Efeu,
entziehen die Sicht,
versprich dich nicht
an Bäumen baumelndem
Affentheater,
aufraffen, hinraffen
begreifen!
Nicht fehlerzogen
am Seelchen schleifen.
Aufgezwungen, fertig, los!
Gelassenheit heißt
heute Gipfelstürmen
bis ins Jetzt,
die laute Wahrheit
lacht bis zuletzt.

Wir rennen an
gegen Wände,
fragt sich wann
hat das ein Ende?
Butterweichgeklopft,
obrigkeitsverkopft,
stellt sich nun die Frage nach dem Sinn,
unterworfen nehmt ihr's hin
und stellt euch dumm,
das Getriebe voller Sand.
Da bringe ich mich doch lieber selber um
den Verstand.

[Dr Whatzn]

hallo herr moon,
ich muss ihnen zugestehen, dass dieses werk sich zweifelsohne zu den großen werken der weltgeschichte zählen lässt. ihre wunderbar lyrisch-korrekte und gleichsam faszinierend-betörende sprache raubt einem den atem. durch die vielzahl an synchron ineinander wirkenden symbolen erreicht der text das innerste der spaßgesellschaft und führt uns hin zum pfade der sicheren erkenntnis, dass die lyrik (vor allem die ihre) wohl eine der größten errungenschaften der welt ist.
wie die einzelnen worte, ja fast schon die einzelnen buchstaben miteinader einen bund eingehen, welcher unzerbrechlich erscheint lässt mich an mir selbst zweifeln. warum gehen wir so leichtfertig mit diesem einen leben um? warum kümmern wir uns nicht mehr um das, was wirklich wichtig ist?
genau dies findet man auch in werken von anderen großen künstlern, wie mondtänzerin, oder sonja. ach, ich könnte dahinschmelzen.
ihretwegen kann ich nun sagen:ICH LIEBE DICH, LEBEN!

danke herr moon, vielen dank,

dr whatzn

[IsabelG]

hallo moon,

ich schließe mich meinem vorredner an!

man findet in deinen zeilen wirklich das GESTERN , JETZT und HIER wieder, wo man auch nur hinblickt
ich will auch am seelchen schleifen.


gruß,
isabel

[moon]

erreicht der text das innerste der spaßgesellschaft

Reinald Grebe lässt grüßen. Vielen Dank für dein Lob Doc, auch wenn der Text von Weltliteratur ziemlich weit entfernt ist Habe mich gefreut, dass er zum Nachdenken anregt.

man findet in deinen zeilen wirklich das GESTERN , JETZT und HIER wieder

Schön, wenn der Text diese zeitlichen und räumlichen Ebenen für dich in sich vereinen konnte, Isa. Die Zukunft konnte er leider nicht abdecken, da diese offensichtlich unbekannter Natur ist und besonders auf dieses Thema bezogen keinerlei sichere Prognosen zulässt. Dennoch richtet er sich an bestimmte Verhaltensweisen, die - bestenfalls - im Laufe eines Reifeprozesses korrigiert werden können.

moon

[movfaltin]

Zitat von moon

Graue Eminenzen
wildern wie Efeu,
entziehen die Sicht,
versprich dich nicht
an Bäumen baumelndem
Affentheater

An dieser Stelle muss ich wirklich mal dem Enjambement huldigen. Und zwar in den Zeilen eins/zwei bzw. der letzten und vorletzten. Klasse! Noch nie (!) in dieser Form gesehen - Chapeau! Weg mit der kartilaginären, ossifizierten Historie, lasst Euch die Patina lauthals polyphon entblöken - und wohlan, voran mit dem Getriebe in den butterweichen, babbsüßen Honig des Jetzt und Hier.

Nur eine Sache scheint mir neblig: Handelt es sich bei der zitierten Stelle um einen intendierten "Versprecher" (sowas würde ja naheliegen) - oder um ein bloßes Fehlkonstrukt? (Oder bin ich schief gewickelt: Da fehlt doch ein "an"?)

[moon]

Weg mit der kartilaginären, ossifizierten Historie, lasst Euch die Patina lauthals polyphon entblöken - und wohlan, voran mit dem Getriebe in den butterweichen, babbsüßen Honig des Jetzt und Hier.

Sehr schön formuliert, movfaltin. Danke für die Huldigung zuvor, weiß ich zu schätzen. Und wegen dem vermeintlich fehlenden "an", ich finde ein "intendierter Versprecher" hört sich doch gut an, oder?

moon