Wüste

[Weiße Lillie]

Mein Herz ist leer,
meine Augen so trocken,
ausgeheult.
Als ich nach langem dursten dich endlich fand,
nammst du mich in die Arme.
Das letzte Mal,
du hast noch einmal mit mir geschlafen,
Du hast mich noch einmal geküsst,
Bevor sagtest geh,
Und ich bin gegangen,
nun sitze ich hier in der Wüste
und wünschte ich könnte deine Tränen spüren.

[Guardian]

Hallo Weiße Lilie,

gefällt mir nicht so wirklich, dein Gedicht. Größter Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass alles genau so dasteht,wie es intendiert ist und der Spielraum für Interpretation und Vieldeutigkeit nicht vorhanden ist, das finde ich als Leser recht langweilig, zumal es an sprachlicher wie inhaltlicher Verdichtung mangelt.
Schon rein stilistisch langweile ich mich im Prinzip ab der ersten Zeile, wenn es heißt "Mein Herz ist leer", das ist ein Satz, der für mein Empfinden eben das ist: leer und absolut bedeutungslos weil schon zigtausendmal gehört/gelesen/geschrieben. Dabei ließe sich dein Text relativ einfach verdichten, wenn du Redundanzen streichst und vor allem den Wie-Vergleich in Vers 2 zu einer Metapher verkürzt. Streichen ließe sich problemlos der erste Vers, sowie die drei "das letzte Mal", wenngleich sich eines davon an einer geschickter gewählten Stelle einsetzen ließe, wenn die Doppeldeutigkeit von "Mal" unterstrichen wird.
Einmal spontan überarbeitet:

"Wüste sind meine Augen
leergetränt als du einmal
noch mit mir schliefst:
ein letztes Mal"

Sicher nicht ideal, was jedoch erreicht ist, ist eine Verknappung des Inhalts auf das Wesentliche ohne überflüssiges Geplaudere, wenngleich die unschöne "Handfestigkeit" des Geschlechtsverkehrs noch immer vorhanden ist und ich dir dazu raten würde, dafür eine brauchbare, nicht abgelutschte (pardon the pun) Metapher zu finden.
Formal unbedingt noch auf eine zumindest ansatzweise Kohärenz achten, der letzte Vers ist weit zu lang im Vergleich zu den Vorhergehenden. Bitte unbedingt noch überarbeiten.

Liebe Grüße