Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Kolumnen, Briefe und Tageseinträge

Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 11.03.2013, 01:07   #1
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Standard Indien-Reise

Teil I


Ich gehöre zu den Menschen, die nicht im Flugzeug oder Bus schlafen können. Dementsprechend müde war ich von dem langen Flug von Frankfurt über London nach Bangalore. So müde, dass ich nicht verstanden habe, was der indische Polizist in der braunen Uniform von mir wollte, der mich direkt nach der Gepäckkontrolle ansprach - ich muss vorwegschicken, dass ich nie einen rechten Zugang zu dem Englisch mit indischem Akzent fand. Ich hatte bereits vorher aufgrund der Schilderungen des Indien-erfahrenen Vaters meiner Freundin gewusst, dass die indischen Behörden bei Europäern gerne überkorrekt sind, um den Eindruck einer fortschrittlichen, durchorganisierten Bürokratie zu erwecken. Also gab ich ihm alle Papiere, die ich bei mir hatte und auch wenn ich nicht erfahren konnte, worum es eigentlich ging, hat er mich nach kurzer Durchsicht durchgewunken. Zu allererst habe ich den ersten Reisescheck eingelöst; denn ohne Geld geht auch in Indien nichts und mit Geld kommt man sehr weit.

Ein paar Schritte und dann war es endlich so weit - der erste Atemzug in der indischen Nachtluft. Die Nacht erschien mir merkwürdig schwül und was ich im fahlen orangefarbenen Laternen-Licht von Bangalore erkennen konnte, erinnerte mich beklemmender Weise an Frankfurt: hohe Gebäude, breite Straßen, Dreck. Doch allzu lange blieb mir nicht, um mich an die neue Umgebung zu gewöhnen; denn sofort stürmten dutzende Männer auf mich zu, schrien wild durcheinander und kamen mir unangenehm nah. In all dem Wirrwarr konnte ich noch verstehen, dass sie mir helfen wollten, meinen Bestimmungsort zu finden. Ich gab zu verstehen, dass ich zum Inlandsflughafen musste und mit der größten Freundlichkeit erklärte man mir, dass der nur ein paar Meter um die Ecke liege. Ich gab dem Nächststehenden 50 Rupien (ein Euro und ein paar Gequetschte) und machte mich auf den Weg dorthin.

Es war ein geradezu winziger Flughafen, in militärisch anmutendem Braun gehalten. Als ich auf der harten Metallbank wartete, wurde mir klar, dass ich es schwer haben würde, die vier Stunden bis zum Weiterflug ohne Schlaf auszuhalten - und schlafen wollte ich mit Bedacht auf mein Gepäck nicht. Daher kaufte ich mir am nächstbesten Stand ein undefinierbares Milchshake-ähnliches Kaffee-Getränk. Kurz darauf war es nicht mehr die Müdigkeit, die mich beschäftigte, sondern meine Gastral-Aktivität. "Schnell zur Toilette!", dachte ich, doch als ich da ankam, dachte ich nur "schnell wieder raus!" Ich muss wohl nicht ins Detail gehen, aber es war unschön. Also verbrachte ich die nächsten vier Stunden totmüde und mit Bauchschmerzen, gelangweilt auf einem öden, relativ einsamen Flughafen, bis ich endlich meinen Anschluss-Flug antreten konnte.

Tatsächlich konnte ich während des Inland-Fluges sofort schlafen und wachte erst wieder mit flauem Magen auf, als das Flugzeug seine Landeschleife drehte. Sicherheitshalber kramte ich schon die Kotztüte hervor, während sich mein Sitznachbar, ein älterer Herr in feinem Dress als Thomas-Christ vorstellte (in Indien ist es durchaus nichts Unübliches das Gespräch direkt mit religiösen Fragen einzuleiten). Wir unterhielten uns also bis zur Landung (etwa eine halbe Stunde lang) über das Christentum, über den Hinduismus und wie die Hindus christliche Traditionen aufgreifen und umgekehrt, während meine Augen immer wieder in Richtung der weit ausgedehnten Kokospalmen-Wälder bei Trivandrum abschweiften, die mir eine Vorahnung von der ursprünglichen Schönheit der Natur Keralas gewährten. Es scheint in Südindien Sitte zu sein, dass man jungen Ausländern versichert, sie würden eines Tages zu bedeutenden Persönlichkeiten ihres Landes; anders kann ich es mir nicht erklären, dass der mir völlig fremde Mann sagte: "You will be president of Germany." Das war noch vor Wulff und Köhler, so dass ich es nicht als Beleidigung aufgefasst habe.

Auf dem Boden Keralas angekommen, hielt ich Ausschau nach meiner Freundin und als ich sie vor dem Gebäude sah, das Meer im Hintergrund, wollte ich ihr am liebsten in die Arme fallen, hatten wir uns doch zwei Monate lang nicht gesehen. Doch das wird in Indien als unhöfliche Zur-Schau-Stellung von Intimität angesehen, so dass ich mich zurückhielt und ihr in etwa in der gleichen Weise die Hand gab wie ihrer Freundin. Wir stiegen sogleich in die wartende Rikscha, wo ich die angenehme Abkühlung genoss, die der Fahrtwind mir bot.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2013, 17:44   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

"...dutzende Männer auf mich zu, schrien wild durcheinander und kamen mir unangenehm nah. In all dem Wirrwarr konnte ich noch verstehen, dass sie mir helfen wollten, meinen Bestimmungsort zu finden..."

Was passierte mir in diesem Moment? Beim Versuch, mein Geld rasch zu sichern, fiel es auf den Boden, alle Scheine flattern in der Eingangshalle des Flughafens herum und etwa zwanzig Hände griffen eilig danach. Ich begann hilflos zu schwitzen, schrieb meine ganze Reise ab und dachte, ich bliebe hier in Delhi unter den Bettlern. Aber man reichte mir das Geld und als ich es später zählte, fehlte nichts.

LG
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2013, 20:22   #3
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Ach, du warst auch in Indien? Besonders hat mich die enorme Hilfsbereitschaft und der Optimismus beeindruckt.... Und das Essen.

Ist schon ne Weile her, meine Indien-Reise, aber ich will so langsam mal einen Reisebericht schreiben. Nichts Literarisches - eher so für mich. Aber ich dachte, vielleicht interessiert es hier noch den ein oder anderen.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2013, 06:55   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.090

Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Ist schon ne Weile her, meine Indien-Reise, aber ich will so langsam mal einen Reisebericht schreiben. Nichts Literarisches - eher so für mich. Aber ich dachte, vielleicht interessiert es hier noch den ein oder anderen.

LG
Mach das unbedingt, Schmuddel, es lohnt sich. Wie schnell sind interessante Details oder genaue Daten vergessen! Mittlerweile dokumentiere ich alle meine Reisen und füge gesammeltes Material und Bilder in die Dokumente ein. Das habe ich sogar rückwirkend machen können, weil ich von Reisen, die zehn bis zwanzig Jahre zurückliegen, noch alles Mögliche aufbewahrt hatte: Flugtickets, Busfahrscheine, Quittungen von Buchhandlungen, Eintrittskarten usw., da ließen sich genaue Datumsangaben, Namen von Hotels und dergleichen rekonstruieren.

Reiseberichte anzufertigen macht großen Spaß, und Du hast eine gute Grundlage, die eine oder andere Episode herauszugreifen und literarisch umzusetzen - wie hier mit Deinem Indien-Text.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2013, 10:32   #5
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Du bist ja ne fleißige Sammlerin. Ich fürchte, von meiner Indien-Reise habe ich keine Dokumente mehr - nur Fotos. Versuche, es nach und nach aus den Bildern in meinem Kopf zu rekonstruieren, bevor es ganz verschwindet.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2013, 10:37   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.090

Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Du bist ja ne fleißige Sammlerin.
Gar nicht.

Ich habe nicht gesammelt, sondern aufbewahrt. Oder manches gar nicht mehr wahrgenommen. Bis es wieder auftauchte.

Auf Deiner Indien-Reise hast Du doch Geld ausgegeben und Dinge erworben, die Du nach Hause gebracht hast. Schau mal in den Sachen nach. Mir ist beim Wühlen in meinen Sachen manches entgegengeflogen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2013, 10:40   #7
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Na ja, bin in der Zwischenzeit schon fünf mal umgezogen - da ist bestimmt alles verloren gegangen. Und in Indien kriegt man auch nicht für alles eine Quittung.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2013, 10:49   #8
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.090

Na ja, dann kann ich Dir nur ein gutes Gedächtnis und viele fruchtbare Assoziationen wünschen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2013, 10:51   #9
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Ja, n bisschen ist es auch so, dass die Erinnerungen während des Schreibens zurückkommen. Kann natürlich auch sein, dass es z.T. keine Erinnerungen, sondern Einbildungen sind.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2013, 21:17   #10
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Standard Indienreise Teil II

Teil II


In einer Rikscha sitzt man zu dritt sehr gedrängt auf der Bank in einer kleinen Kabine, die zu den Seiten hin offen ist. Ich hielt mich an meinem großen Rucksack fest, der zwischen meinen Beinen kaum Platz hatte. Der Fahrtwind wehte mir um die Ohren als Bote eines Abenteuers, auf das ich mich sehr freute; jedoch konnte ich davon nicht viel zeigen, da ich am liebsten den Kopf auf meinen Rucksack sackend eingeschlafen wäre. Doch die vielen neuen Eindrücke - die gewöhnungsbedürftige Fahrweise des Rikscha-Fahrers, wie er etwa zwei Rikschas, die nebeneinander fuhren auf dem sandigen Gelände links neben der holprigen Straße überholte, ein anderes Mal rechts über den Mittelstreifen überholte, zwischen einer Rikscha und einem entgegenkommenden LKW hindurch, die Kokospalmen rings umher, zwischen denen sich allerlei dichtes Strauchwerk und gelegentlich eine Familie in einer Hütte eingerichtet hatte, die vielen Ortschaften, die so zerfasert dem Wald eine weite Ausdehnung einräumten, dass ich nie wusste, ob ich mich in der Natur oder der Zivilisation befand, die Gesangs ähnlichen Rufe geschäftstüchtiger Händler - diese Eindrücke haben alle meine Sinne eingenommen, weswegen ich den teils fürsorglichen, teils neugerigen Fragen meiner Begleiterinnen nur dürftig nachkommen konnte. Wir benötigten etwas mehr als eine Stunde für die knapp 50 km nach Varkala - ein Tempo, an das ich mich noch gewöhnen sollte.

Unser Hotel, ein hübsches blaues Haus im Kolonialstil, lag etwas abseits. Eine Kokospalme stand neben dem Pfad zum Eingang und dahinter erstreckte sich der Wald. Wir fanden uns gleich auf dem Balkon ein, der die beiden Zimmer miteinander verband, die wir bezogen. Da ich einen vorübergehenden Anflug von Wachheit erfuhr, fühlte ich mich konzentriert genug, zu reden und wir aßen die frischeste Mango und unterhielten uns, bis wir bei Sonnenuntergang (gegen 19 Uhr) unter unsere Moskito-Netze schlüpften.

"Allahu akbar", weckte mich die körnige Lautsprecherstimme vom Minarett der nahe gelegenen Moschee am nächsten Morgen. Selten hat sich Schlaf so gut angefühlt. Wie es meine Art ist, erkundete ich als erstes die Gegend. Die anderen beiden konnte ich dafür begeistern, mich zu begleiten. Durch einen engen, von Palmen gesäumten Pfad kamen wir in den Ort, von wo wir die Straße Richtung Strand entlang gingen. Auf dem Weg sprach mich der Strand eines Kokoshändlers an. Dieser steckte einen Strohhalm in die Nuss, gab sie uns zu trinken und schnitt sie anschließend in einige Stücke, die wir auf dem Weg verzehrten.

Die touristisch orientierte Strandpromenade, auf der sich zu unserer Rechten Restaurants, Bars, Internetcaés und Ayurveda-Massage-Praxen aneinander reihten, gewährte zu unserer Linken einen freien Blick auf den etwas unruhigen indischen Ozean. Über eine Treppe, die in die feuerrote Felsenwand geschlagen war, die von der Promenade abfiel, gelangten wir zum Strand. Obwohl Inder in aller Regel nicht öffentlich baden (oft gar nicht schwimmen können), waren einige indische Familien zwischen den Touristen zu finden, da sie aus der bereits morgens so drückenden Schwüle geflohen, ein Picknick an der frischen Meeresluft bevorzugten. Nachdem wir uns ein paar Minuten im Wasser abgekühlt hatten, zog ich mir den ersten und einzigen Sonnenbrand meines Lebens zu (nein, die Sonne über Indien ist gewiss nicht mit der italienischen Sonne vergleichbar).

Es zog uns nun zum Ortskern, wo Rikschas sich zwischen den Fußgängermassen hindurch drängten und den allgegenwärtigen rötlich-braunen Sand aufwirbelten. Varkala ist keine große Stadt. Der halbe Ort musste sich also auf den wenigen Sträßchen versammelt haben, die im Schatten bunter Wohnhäuser zu dem besandeten Platz vor dem Tempel zusammen trafen. Allerlei unterschiedliche Leute: unter den Bäumen auf dem Tempelplatz stand in seinem orangefarbenen Gewand ein Bettelmönch mit stoischer Ruhe, dem wir ein paar Rupien gaben. Exil-Tibeter gingen mit einer Kasse umher. Ein Sikh ging mit einem Moslem, ganz im Gespräch vertieft, so dass er beinahe mit einem Jungen zusammenstieß, der mit seinen Freunden Fangen spielte und daher aus einer kleinen Gasse zwischen zwei Häusern hervor huschte, in der sich ein Rinnsal gebildet hatte. Hier und da gab es Stände, um die herum, angelockt durch die Rufe der Händler, viele Passanten standen. Und ständig gingen Menschen in den Tempel ein und aus.

Wir befanden, dass es Zeit war, zu Mittag zu essen und betraten eines der älteren Wohnhäuser am Platz. Hinab in einen grauen Keller, vorbei an der Küche, die ungewöhnlich einsehbar war und in der in aller Geruhsamkeit gekocht wurde (wir gehörten zu den ersten Gästen des Tages), nahmen wir auf einer Terasse hinter dem Haus Platz. Von dort erstreckte sich ein etwas größeres, rechteckiges Wasserbecken, in welchem ein paar Frauen ihre Wäsche wuschen. Es waren keine Speisekarten zu finden. Stattdessen gab der Kellner uns zwei vegetarische Gerichte zur Auswahl. Mein Leibgericht war zum Glück darunter: Palak Paneer, also Spinat mit weichem Rahmkäse. Ein Wort zu indischem Essen: durch die reichhaltige Beimischung von Gewürzen ist es wirklich lecker (wohl das beste Essen, das ich kenne), aber auch sehr scharf. Zu jedem Gericht bekommt man so viel Reis und Fladenbrot wie man benötigt und in der Regel ist die Bedienung sehr aufmerksam und füllt ungefragt auf. Man isst, indem man ein Stück Brot mit de reinen, also rechten Hand (mit der linken sollte man das Essen gar nicht berühren) abreißt und damit Reis und Gemüse aufnimmt. Es gibt also kein Besteck.

Wir verbrachten noch ein paar Tage in Varkala, bevor wir weiter zogen. Vor allem zwei Dinge sind mir aus jenen Tagen in Erinnerung geblieben:
1. Ich habe die erste goldene Regel für Indien-Urlauber gelernt: bestelle niemals in Indien eine Pizza! Die Freundin meiner Freundin hat es am doch recht touristisch ausgerichteten Strand-Restaurant ausprobiert und bekam ein Chapati (Fladenbrot) mit Ketchup.
2. Wir sind auf Elefanten am Strand entlang geritten. Die Elefantenhaut ist rauh und mit borstigen Haaren gespickt, was besonders unangenehm ist, wenn man Sonnenbrand an den Beinen hat. Außerdem ist es eine äußerst wackelige Angelegenheit. Aber ein außergewöhnliches Erlebnis ist es allemal, zumal es uns vergönnt war, in der Ferne Delphine zu beobachten.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2013, 21:55   #11
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.090

Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Teil II
2. Wir sind auf Elefanten am Strand entlang geritten. Die Elefantenhaut ist rauh und mit borstigen Haaren gespickt, was besonders unangenehm ist, wenn man Sonnenbrand an den Beinen hat. Außerdem ist es eine äußerst wackelige Angelegenheit.


Elefanten sind, ebenso wie Kamele, Passgänger, daher das Schaukeln.

Reiseberichte sind ein hochinteressantes Genre. Wäre zu überlegen, ob wir den Admin bitten sollten, dafür eine gesonderte Rubrik einzurichten, denn Reiseberichte passen schlecht unter "Geschichten/Erzählungen" oder "Smalltalk". Wie man an den Auslagen in den Buchhandlungen sieht, ist das eine ganz eigenständige und vielgelesene Gattung.

Das könnte die Urlauber und Ausflügler unter uns (und durchaus auch die Business Traveller) zum Schreiben anregen und andere User wiederum auf Urlaubsziele neugierig machen (und nützliche Tipps liefern: niemals Pizza in Indien!).
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2013, 00:02   #12
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Konnte mich echt kaum an dem Elefanten festhalten. War ein sehr starkes Schaukeln.

Mir käme eine solche Rubrik gelegen, aber ich weiß nicht, ob abgesehen von mir so großer Bedarf da wäre. Ich kenne ein Literatur-Forum, da gibt es eine Rubrik für Reise-Berichte, aber da bin ich bisher der Einzige, der was geschrieben hat.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2013, 12:35   #13
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ja, in den achtziger Jahren. Eine frühere Freundin nahm mich mit. Sie studierte Indologie und wollte die Praxis zum Studium nicht ganz auf eigene Faust bewältigen. Wir machten von Delhi aus Ausflüge nach Rajastan, fuhren dann nach Varanasi und von dort nach Nepal usw.

Der Zug hatte Dampflok brauchte für die 800 km nach Varanasi 14 - 16 Stunden. Ich hatte am Vortag eine Stunde lang für Fahrkarten angestanden und als ich an der Reihe war, schloss der Schalter und ich stellte am Nachbarschalter an.
Nach einer weiteren Stunde Warten war ich endlich vorgerückt und der Beamte, der hinter einem kleinen Gitterfenster kaum zu sehen war, notierte umständlich unsere Namen, denn die Plätze waren zu reservieren.

Als wir vor der Abfahrt die endlosen Listen auf dem Bahnsteig studierten, fanden wir unsere Namen lange nicht. Plötzlich entdeckten wir etwas, was ihnen in der Schreibweise von fern her ähnelte und wussten jetzt also unsere Platznummern. Im Zug stellten wir fest, dass die Plätze besetzt waren und niemand Anstalten machte, sie auf unsere Bitten hin zu räumen. Der Zug war trotz der angeblichen Reservierung hoffnungslos überfüllt und viele hatten riesige Bündel von Waren bei sich. Irgendwo zwischen Gepäckstücken und Körben mit Gemüse fanden wir noch Platz. Ich stellte mich umgehend schlafend, was aber gar nichts nutzte, denn wir fuhren nicht lange, der Zug hielt fast alle 10 Kilometer, da erhob sich um uns ein Gezeter, man begann, uns handgreiflich aufzuscheuchen, weil wir ja falsche Plätze innehatten. Zum großen Glück sah meine Begleiterin ziemlich hübsch und eher indisch aus und sie sprach gut Englisch. Sie verwickelte ein paar junge Männer in ein Gespräch und so charmant, dass diese nicht mehr von ihr wichen. Und von da an wachten sie streng darüber, dass uns keiner der Erbosten zu nahe kam.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2013, 21:04   #14
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Oh je, das sind unangenehme Erlebnisse; aber darum fliegt man ja auch mal nach indien - um andere Eindrücke zu bekommen, um das Land möglichst so kennenzulernen wie es ist.

Mit Bürokratie und mit Reisen hatte ich auch so meine Erlebnisse. Werde ich alles noch schildern...

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2013, 23:59   #15
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.090

Also, ich weiß nicht - in Indien soll es ja ziemlich fiese Giftschlangen geben, an denen in jedem Jahr eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen zugrunde gehen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2013, 12:45   #16
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Tatsächlich hat bei einem Spaziergang im Wald eine Schlange unseren weg gekreuzt. Aber ich weiß nicht, ob sie giftig war. Sie war zwar deutlich größer als eine Blindschleiche, sah aber auch nicht unbedingt gefährlich aus. Ich wäre ja einfach daran vorbei gegangen, aber die Mädels wollten lieber zurück.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2013, 12:49   #17
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Alle Schilderungen haben ein *
verdient!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2013, 12:54   #18
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Danke!
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2013, 14:08   #19
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.090

Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Tatsächlich hat bei einem Spaziergang im Wald eine Schlange unseren weg gekreuzt. Aber ich weiß nicht, ob sie giftig war. Sie war zwar deutlich größer als eine Blindschleiche, sah aber auch nicht unbedingt gefährlich aus.
Darauf sollte man sich in Indien besser nicht verlassen; dort gibt es etliche Schlangen, deren Gift hochwirksam ist. Im Nahen und Mittleren Osten sowie in Indien und Pakistan sterben jährlich deutlich mehr Menschen an Schlangenbissen als in Afrika und Südamerika zusammen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2013, 14:29   #20
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Na ja, vielleicht war es ja auch die richtige Entscheidung der beiden, umzukehren. Aber ich denke, von einer Giftschlange gebissen zu werden, ist noch eine der schöneren Arten zu sterben.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2013, 16:09   #21
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Standard Indienreise Teil III

Habe diesen Text angefangen zu schreiben und merkte erst mittendrin, dass es bereits der vierte Teil sein muss und noch eine Episode davor kam. Aber wenn ich es ja jetzt schon fertig habe, kann ich es ja trotzdem posten und dann den dritten Teil demnächst nachreichen.


Teil III

Ab dem späten Nachmittag warteten wir auf der steinernen Bank beim Busbahnhof. In Indien gibt es keine Bus-Fahrpläne. Der Bus kommt eben, wenn er kommt und fährt ab, wenn genügend Leute eingestiegen sind. Als Wartezeit fassen die Inder das aber nicht auf, eher als Gelegenheit, mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen. So unterhielten auch wir uns mit einem älteren Herrn, der uns erzählte, dass er nach Cochin fahre, um seine Tochter und ihren Mann zu besuchen. Das Haus hat er ihnen selbst als Hochzeitsgeschenk gekauft, wie er stolz versicherte. Das sei sein Lebenswerk und so musste er mit uns in der unbequemen fünften Klasse reisen, die in Indien sonst nur den Armen zugedacht ist. Bedauern hörte ich darüber aber nicht aus seinen Schilderungen.

Nach etwa einer Stunde schrie ein Mann von hinten herüber: "Cochin! Cochin! Cochin!" Wir ließen uns nicht lange bitten und eilten mit einem großen Pulk von Menschen dem schlanken Mann nach zu einem klapprigen, grauen Bus, in dem wir zum Glück gleich ein freies Bänkchen fanden, auf dem wir alle drei nebeneinander Platz hatten. Der Einnehmer ging durch die Reihen und nahm von jedem ein paar Rupien. Einige Minuten wartete der Busfahrer dann noch, ehe er los fuhr, bald aus der Stadt heraus in den nahen Wald Richtung Norden.

Der Bus schob sich langsam, aber zielstrebig wie ein wanderlustiger Elefant durch den dichten Djungel und holperte dabei so heftig über die vom vergangenen Monsun verwitterte Sandpiste, dass es einem auf den harten, spärlich gepolsterten Bänken ordentlich das Gesäß durchklopfte. Wir vertrieben die Langeweile auf der gut siebenstündigen Reise, indem wir fröhlich lustige Trinklieder zum Besten gaben und hielten damit die Mitreisenden bei Laune, die sich sicherlich wunderten, von welch glücklichem Gemüt diese verrückten Deutschen sein mögen. Als es Nacht wurde und wir vermuteten, dass einige Passagiere wohl schlafen wollten, gingen wir zu einer ruhigeren Beschäftigung über - Black Stories: Einer beschreibt einen fiktiven Tatort und die Anderen müssen durch gezielte Ja-Nein-Fragen versuchen, den Tathergang und gegebenenfalls das Motiv zu rekonstruieren.

Hin und wieder versackte der Bus fest im Schlamm und neigte sich, als der Bus-Fahrer Gas gab, stark zur Seite, dass man sich gut am Vordersitz festhalten musste, um nicht in den Gang zu fallen. Der gute Mann schaffte es jedoch - ich weiß nicht, mit wie viel Erfahrung und wie viel Glück - stets, das Gefährt aus dem Morast heraus zu manövrieren und fuhr weiter, als wenn nichts gewesen wäre. Dabei stand meinen Begleiterinnen jedesmal die Angst ins Gesicht geschrieben. Ich aber lachte amüsiert, teils ob der abenteuerlichen Darbietung, teils um die Damen zu beruhigen, die sich dadurch allerdings nur noch unsicherer fühlten. Als wir an einem auf dem Dach im Graben liegenden Bus vorbeifuhren, verging jedoch auch mir das Lachen. Sonst konnte man in der Dunkelheit der Nacht nur wenig vom Wald erkennen, bis auf gelegentliches Gestrüpp und Geäst, das an unserem Fenster vorüber kratzte. Es war alles ein schwarzes Nichts, in das wir immer tiefer vordrangen.

In Cochin angekommen, organisierten wir uns gleich eine Riksha, die uns zu einem Strandhaus abseits der Stadt bringen sollte, das wir als Quartier für eine knappe Woche vorgesehen hatten. Als wir dem Fahrer die Adresse nannten, erkannten wir an seinem fragenden Gesicht, dass er nicht recht wusste, wo sich dieses Häuschen befinden sollte. Also fragten wir nach, ob er den Weg kenne und, wie es die indische Art ist, vorzugeben, dass man alles im Griff habe, um es zumindest zu versuchen, statt bereits vorher aufzugeben, sagte er nur, den Kopf zur Seite nickend: Yes, I know" und wir sprangen zweifelnd auf. Zunächst fuhren wir einige Male im Kreis durch die Stadt, bis wir schließlich bei einem anderen Riksha-Fahrer hielten, den unser Fahrer nach dem Weg fragte. Dann gelangten wir also in den Wald und auch hier konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass wir nur so durch die Landschaft irrten. Bald ging es in Serpentinen steil hinab, dass wir auf dem Schotter in den Kurven ins Rutschen gerieten.

Wir ahnten, dass wir uns zumindest auf dem Weg zum Meer befunden haben mussten, führte uns der Weg doch immer weiter abwärts. Da hatte unsere Riksha plötzlich einen Motorschaden, was uns mitten in der Nacht in fremder Wildnis doch einige Sorge bereitete. Also stiegen wir aus und ich schob den Wagen zusammen mit dem Fahrer eine kurze Strecke, bis wir glücklicher Weise ein kleines Häuschen etwas abseits der Strecke entdeckten. Daher gingen wir den schmalen Pfad entlang, der zu dem Häuschen führte und klingelten. Da nahm ich an einer der rührendsten Szenen meines Lebens teil:

Eine arme Familie wird mitten in der Nacht von wildfremden Menschen aus dem Schlaf gerissen und als wäre es die größte Selbstverständlichkeit, boten sie uns gleich ihre Hilfe an. Der Vater kümmerte sich zusammen mit dem Fahrer um den beschädigten Motor, während die junge Mutter uns Chai und Gebäck an die Tür brachte, wovon wir dankbar, aber auch etwas verlegen nahmen. Die gute Frau sprach kein Englisch, was aber meine beiden Gefährtinnen nicht davon abhielt, sich mit ihr gestikulierend zu unterhalten. Ich aber stellte meinen Tee auf der Holz-Veranda ab und vergnügte mich mit den Kindern beim Ball-Spiel, bis die notdürftige Reperatur abgeschlossen war. Auch bei der Suche nach dem richtigen Weg konnten sie uns behilflich sein und so gelangten wir bald erleichtert an das Häuschen, wo der Hausherr, ein verwitweter, älterer Mann uns etwas bekümmert erwartete.

Dort hatten wir ein hübsches ZimCDPhen zu dritt, das wir erst so recht besahen, als wir am nächsten Morgen zum Frühstück aufstanden. Es war sehr kommod dort, mit mehreren Gästezimmern, in dem hauptsächlich europäische Touristen untergebracht waren, hübschen Holzdielen, echten europäischen Toiletten (auf denen man also sitzen konnte) und einem großen Gemeinschaftsraum, in dem der freundliche Herr uns drei mal am Tag das köstlichste Essen servierte. Das war alles sehr reichhaltig und ich sah ihm an, wie sehr er sich darüber freute, dass ein schlanker, junger Mann wie ich meist drei Teller hintereinander weg aß - Reis, Okra-Schoten, Spinat, Tomaten, Kartoffeln, Auberginen - alles kräftig gewürzt und mit unerdenklich fantasievollen Saucen angerichtet. Zum Frühstück allerdings hielt ich mich, wie es meine Art ist, stets fern und las viel im Zimmer - vor allem von den Büchern, die im Gemeinschaftsraum bereit standen: das war hauptsächlich schlechte britische Literatur und eine englische Übersetzung der Bhagavad Gita, in der ich neugierig stöberte. Auch schrieb ich in diesen Tagen meine Abhandlung über die Kuba-Krise, die mir in dieser stillen Einsiedelei ganz bedeutungslos erschien.

Wie weit draußen wir uns befanden, ergründeten wir am ersten Tag, als wir einen Spaziergang durch den Wald machten, der sich längst der Küste vor der Haustür erstreckte. Wir gingen ein gutes Stück, ohne eine einzige Hütte oder einen Menschen anzutreffen. Der Weg war angenehm zu begehen auf bequemem, festem Sand mit vereinzelt milden Anstiegen. Starke, bemooste Wurzeln, die sich ineinander so verflochten hatten, dass ich nicht zu unterscheiden vermochte, zu welchem Baum sie gehörten, säumten die Erdwand zu unserer Linken, zur Rechten war ständig die Präsenz des Ozeans irgendwo hinter dem Wald zu erahnen, der seinen Duft zu uns herüberfächerte und irgendwo im verschwommenen Grün sangen Vögel so ausgefallen, so melodisch und mit ganz wundersamen Stimmen, wie ich es sonst nur aus Naturfilmen über den brasilianischen Regenwald kannte. Vor einer Schlange, die am Wegesrand ruhte, fürchteten die Damen sich aber so sehr, dass ich nach kurzen Überredungsversuchen einwilligte, zurückzukehren.

Am darauffolgenden Nachmittag, wir saßen zu dritt auf dem Veranda-Bänkchen und lasen, fühlte ich mich ob des verfrühten Abbruchs des Spaziergangs so unbefriedigt, dass es mich packte und alleine los ging. Nach der Stelle, an der tags zuvor noch die Schlange gelegen hatte, führte der Weg halbrechts durch den immer lichter werdenden Wald bis zu einem schmalen Sandstrand, wo ein begrüntes Bächlein einer Wasserstelle zulief, die den Eindruck erweckte, als wollte das Meer mit einer Hand nach dem idyllischen Landstrich ausgreifen. Und noch immer keine Menschenseele oder auch nur ein kleines Zeichen, dass es irgendwen zu diesem aparten, schönen Örtchen hinausführen könnte. Das waren alles Umstände, die den Moment zu einer inneren Notwendigkeit machten, mich in die Fluten zu werfen. Doch da ich merkte, dass die Strömung recht stark war, blieb ich stets in dem Bereich, in dem ich noch stehen konnte. Ein paar Tage später erfuhr ich von einem Einheimischen, dass an der Stelle schon etliche Touristen der unwiderstehlichen Strömung zum Opfer gefallen und ertrunken sind. Da wurde mir erst klar, zu welcher Torheit ich mich hinreißen ließ und fühlte eine ungerichtete Dankbarkeit, dass alles gut gegangen war.

Die Tage in der einsamen Hütte, so ruhig und gemächlich, erlebten wir so schön, wie man es wohl nur als Mensch haben kann und doch hatten wir bald unsere Trägheit leid und waren froh, zu unserem nächsten Ziel aufbrechen zu können.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2013, 21:55   #22
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Der auf dem Dach liegende Bus ist ein ergreifendes Menetekel. Eine Postkarte, die mich nach ähnlicher Busfahrt ereichtete, lautete: "Habe um einen schnellen Tod gebetet."

Die nächtliche Hilfe der armen Familie wird liebevoll geschildert. Das Idyll in der Natur und in Meeresnähe ist plastisch, so dass ich selbst ganz träge werdend mitgenieße.

Gern gelesen, Schmuddelökind.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2013, 22:36   #23
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Ach, du hattest auch so eine Busfahrt mitgemacht? Das ist schon ein Erlebnis, das einem zu Denken gibt. Aber im Großen und Ganzen hab ich die Busfahrt positiv in Erinnerung. Lag vielleicht an der Gesellschaft. Wenn man schon vom Tod bedroht ist, warum soll man sich zusätzlich noch den Spaß verderben?

In Indien ist Nächstenliebe und die Bereitschaft zur Hilfe allgegenwärtig - wobei mich diese öffentliche Massenvergewaltigung vor ein paar Monaten schon nachdenklich gestimmt hat.

Als ich mir das Idyll bei der Waldhütte beim Schreiben noch einmal vor Augen geführt habe, wurde ich selbst ganz nostalgisch.Freut mich, dass du es mitgenießen konntest.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2013, 23:04   #24
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Nein, nicht ich, meine Freundin schrieb das über ihre Busfahrt nach Srinagar.

In Indien, wie es kennen lernte, herrschte neben Hilfsbereitschaft und Farbenpracht auch schreckliche Armut, Passivität und Unhygiene. LG
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2013, 11:37   #25
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Ach so.

Ich war hauptsächlich in Kerala unterwegs, dem reichsten Bundesstaat. Armut habe ich zwar auch in Großstädten gesehen, aber eigentlich nichts, was ich nicht auch hätte in London erwarten können. Passivität - inwiefern? Ich habe Indien als sehr pulsierend, geschäftstüchtig und voller Optimismus in Erinnerung.

P.S.: Vielleicht liegen die unterschiedlichen Wahrnehmungen auch in den Jahreszahlen begründet.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Indien-Reise



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Reise moon Humorvolles und Verborgenes 0 10.09.2009 13:33
Reise ins ich Jeanny Düstere Welten und Abgründiges 0 28.04.2007 10:59
Reise El_Hefe Sonstiges Gedichte und Experimentelles 2 02.02.2007 16:02
Reise frequenz975 Düstere Welten und Abgründiges 0 24.10.2006 23:34
Die Reise Appelschnut Gefühlte Momente und Emotionen 9 01.09.2006 18:34


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.