Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Humorvolles und Verborgenes

Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 20.07.2016, 00:36   #1
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Verknallt - trochäisch

Humpen kreisen, Korken knallen,
Karin kreischt, Klamotten fallen,
Viktor fällt auf alle Viere,
schreit voll Inbrunst: Wie die Tiere
wollen wir uns heut vergnügen!
Wollust wird den Frust besiegen!

Alle fanden an dem Spiel Gefallen,
laute Beifallsrufe hört man schallen:
Lasst uns nicht zu lange säumen
um verschämt verschwiegnen Träumen
heute freie Bahn zu schaffen;
lasst uns tierisch wie die Affen,

Löwen, Vögel, Meeresquallen,
jeder sich sein Weibchen krallen.
Kaum gedacht und schon geschehen,
Füchse suchten ihre Fähen,
Stuten ließen Hengste steigen,
hell erklingen Himmelsgeigen.

Hirsche knallen ihre Hinden,
Böcke, die‚ `ne Ricke finden,
sind ganz scharf auf deren Schnallen,
die verführen gleich zum Knallen;
knallt der Bulle seine Kühe,
macht ihm das geringe Mühe.

Duckt die Hündin sich dem Rüden,
oder knallt der Keiler Bachen,
wird der Rüde nicht ermüden
und die Sau hört auf zu lachen
Liebste, tu mir den Gefallen,
lass auch du von mir dich knallen.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2016, 11:26   #2
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.468

Ha ha, das ist gut.
dr.Frankenstein ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2016, 11:42   #3
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard verknallt

Hallo, dr. frankenstein
kurz und knackig - Deine Antwort. Danke!
Aber, so frage ich erschüttert, wo bleibt die stille Andacht angesichts dieses - ja ich möchte es so nennen - Gebets?
Anlass ist eigentlich ein Gedicht ernsteren Inhalts von unserer Corazon. Sie, so meine ich, verwechselt das menschenverachtende vergewaltigen mit dem dichterisch von höherem Ort sanktionierten "knallen". (Bei Gelegenheit suche ich meinen "Belegdichter" mal raus).
Beste Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2017, 17:10   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Lieber dr. Frankenstein,
was man verspricht, das soll man halten: Der Verfasser des Originals (von dem mein Werklein nur ein schwacher Abklatsch ist) heißt Gottfried August Bürger,, sein Gedicht (2. Platz in einem internen Wettbewerb), Titel: "An die Feinde des Priap"; ein anderer Wettbewerbsteilnehmer war Stolberg mit "Wahl meiner künftigen Gattin und ihrer Eigenschaften", ein Dritter der berühmte Johann Heinrich Voß mit "An Priap".
Prüden sei angeraten: Finger weg!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2017, 21:03   #5
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Hallo Heinz,

egal welcher Hintergrund, lustig ist es allemal. Ich hab ein bisschen gefummelt, mir knallte es zuviel.

Schmunzelnd aber gelesen.

LG Letreo



Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Humpen kreisen, Korken knallen,
Karin kreischt, Klamotten fallen,
Viktor plumpst auf alle Viere,
schreit voll Inbrunst: Wie die Tiere
wollen wir uns heut vergnügen!
Voller Lust den Frust besiegen!

Alle fanden schnell Gefallen,
laute Beifallsrufe schallen:
Lasst uns nicht zu lange säumen
um verschämt verschwiegnen Träumen
heute freie Bahn zu schaffen
und uns tierisch wie die Affen,

Löwen, Vögel, Meeresquallen,
jeder sich sein Weibchen krallen.
Kaum gedacht und schon geschehen,
Füchse suchten ihre Fähen,
Stuten ließen Hengste steigen,
hell erklingen Himmelsgeigen.

Hirsche rammeln ihre Hinden,
Böcke, die‚ 'ne Ricke finden,
sind ganz scharf auf deren Schnalzen;
dies verführt sogleich zum Balzen;
deckt der Bulle seine Kühe,
macht ihm das geringe Mühe.

Duckt die Hündin sich dem Rüden,
oder bumst der Keiler Bachen,
wird der Rüde nicht ermüden
und die Sau hört auf zu lachen
Liebste, tu mir den Gefallen,
lass auch du von mir dich knallen.
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2017, 23:49   #6
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Lustig? Absolut!

Aber ab und an hüpft die Zeitform vom Jetzt ins Vergangene,
ist das richtig so?
Mich hat es jedenfalls gewundert, deswegen schlage ich vor:

Alle fanden an dem Spiel Gefallen,
->Alle finden an dem Spiel Gefallen,

Füchse suchten ihre Fähen,
->Füchse suchen ihre Fähen,

Stuten ließen Hengste steigen,
->Stuten lassen Hengste steigen,

Gegrinst hab ich zum Schluss, ich mein:
alle machen es vor, also warum sollte
man da nicht mitmachen?
Alle tun es, also warum nicht.

Achso:

"Kaum gedacht und schon geschehen"

Die Zeile ist sehr schön.

Liebe Grüße
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2017, 01:31   #7
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Knallen

Lieber MiauKuh,
jetzt, wo Du es sagst, sind mir auch ein paar Stellen aufgefallen, in denen ich aus der Zeitform hüpfe. Das war keine Absicht, sondern einfach Dusseligkeit.
Natürlich ist das Ding nicht in meiner Alltagssprache geschrieben, aber wenn ich die angegebenen Gedichte lese (Voß, Stolberg, Bürger), dann lese ich da eine unverblümte und knallfröhliche Erotik heraus und dagegen bin ich noch recht brav geblieben.
Ein sehr hübsches Gedicht (Hofmann von Hofmannswaldau) immerhin im 17. Jahrhundert geschrieben, beginnt nach dem Titel "Die Wollust" mit der Strophe:
"Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit,
Was kan uns mehr, denn sie, den Lebenslauf versüssen?
Sie lässet trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen,
Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit,
In Tuberosen kan sie Schnee und Eiß verkehren,
Und durch das gantze Jahr die Frühlings-Zeit gewehren."

Das musst Du Dir mal gesungen von Lutz Görner anhören (zu finden unter "Erotische Gedichte - Lutz Görner" bei YouTube.
Liebe Grüße,
Heinz

Überarbeitete Fassung

Humpen kreisen, Korken knallen,
Karin kreischt, Klamotten fallen,
Viktor fällt auf alle Viere,
schreit voll Inbrunst: Wie die Tiere
wollen wir uns heut vergnügen!
Wollust wird den Frust besiegen!

Alle finden an dem Spiel Gefallen,
laute Beifallsrufe hört man schallen:
Lasst uns nicht zu lange säumen
um verschämt verschwiegnen Träumen
heute freie Bahn zu schaffen;
lasst uns tierisch wie die Affen,

Löwen, Vögel, Meeresquallen,
jeder sich sein Weibchen krallen.
Kaum gedacht und schon geschehen,
Füchse suchen ihre Fähen,
Stuten lassen Hengste steigen,
hell erklingen Himmelsgeigen.

Hirsche knallen ihre Hinden,
Böcke, die‚ `ne Ricke finden,
sind ganz scharf auf deren Schnallen,
die verführen gleich zum Knallen;
knallt der Bulle seine Kühe,
macht ihm das geringe Mühe.

Duckt die Hündin sich dem Rüden,
oder knallt der Keiler Bachen,
wird der Rüde nicht ermüden
und die Sau hört auf zu lachen
Liebste, tu mir den Gefallen,
lass auch du von mir dich knallen.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2017, 01:44   #8
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Letreo,
klar - da knallt es zuviel! Aber das muss Gottfried August Bürger verantworten, der an der Knallerei die Schuld trägt.
Man muss sich das mal vorstellen: In einer Zeit (17. Jhdt), in der man für solche Unmoral (und Kritik an der Kirche und Gesellschaft) durchaus härteste Strafen zu befürchten hatte, schrieb Hofmann von Hoffmannswaldau sein Gedicht "Die Wollust" und ich musste lange suchen, bis ich die Texte dieser beiden, dann noch welche vom "Hexameter-Voß" und Stolberg fand (und nebenbei über ein allerliebstes von Lessing gestolpert bin: "Der über uns" - 1. Strophe:
"Hans Steffen stieg bei Dämmerung und kaum
konnt er vor Näschigkeit die Dämmerung erwarten
in seines Edelmannes Garten
und plünderte den besten Apfelbaum."
Da kriegt man fix mit, dass die Jungs (und später auch die Mädels) eine Menge von humoriger Erotik drauf hatten.
Du hast mein Ding mit Schmunzeln gelesen - was will man mehr?

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2017, 07:42   #9
männlich talking head
 
Dabei seit: 05/2016
Ort: NRW
Alter: 63
Beiträge: 754

Und wird der Mensch
dem Mensch zu ähnlich,
sucht er nach dem geilen Wort
besonders gern
am tierischen Ort,

wo die Viecher, gar nicht fern
es schon lange knallen lassen,
ohne dass in allen Gassen
sie nach losen Schnallen fassen,
um ihren Saft noch zu verprassen.

Ihnen reicht die eigne Art,
ist ihr Akt doch immer hart.

Doch der Mensch, wenn er sich paart,
kann es halt auch zart,

und schielt zumeist nach vier
gerne doch verschämt nach innen,
nach dem Tier,
doch vermag dem Anstand
seine Gier
nicht zu entrinnen.

Mich fragte einst ein alter Mann,
was denn das Tier trenne vom Mann.

Es habe keine Stirn,
hob er zu sagen an,
und brauche von Natur aus schön
auch keinen edlen Zwirn.

Des Alten Weisheit edle Tugend
vergaß ich bald,
zeigte in der Jugend,
was ich kann.

Am schärfsten war's mit losem Hirn
und ohne Zwirn im Wald;
über die Lichtung
huschte scheues Getier.

Erst nach der Gier
gab's Beeren, Wein und Dichtung,

denn Weisheit stört die Liebe nur
und Klugheit frißt die Triebe.

Hallo Heinz, eine Morgengabe auf dein mir vergnügt eingesoffenes Gedicht,
liebe Grüße,
talking head
talking head ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2017, 09:09   #10
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.711

Lieber Heinz,

das Lesen deines Gedichts war ein knalliges und humoriges Vergnügen.

Zitat:
Man muss sich das mal vorstellen: In einer Zeit (17. Jhdt), in der man für solche Unmoral (und Kritik an der Kirche und Gesellschaft) durchaus härteste Strafen zu befürchten hatte, schrieb Hofmann von Hoffmannswaldau sein Gedicht "Die Wollust"
Interessant, das nebenbei zu erfahren.

LG DieSilbermöwe

Interessante Anekdote über
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2017, 17:37   #11
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Silbermöwe,
wenn Du das alles jetzt noch als eine Etüde für trochäische Verse betrachtest,
bekommt das grandiose Gedicht auch noch einen tieferen Sinn.
"Ein knalliges und humoriges Vergnügen" - das sollte es sein und ich freue mich über jede lustbetonte Antwort.
Liebe Grüße,
Heinz

Lieber talking head,
"vergnügt eingesoffen" - das gefällt mir und mir gefällt auch, dass ich Dich zu einem Gedicht angeregt habe. Welch kluge Worte stehen da?
"denn Weisheit stört die Liebe nur
und Klugheit frißt die Triebe."

Das ist schon höhere Philosophie.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2017, 21:42   #12
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Lieber Heinz,
du bist ja ein ganz schlimmer. Amüsiert gelesen!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2017, 05:44   #13
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Gylon,
und Du?
Du liest so etwas Schandbares auch noch und statt die Schamesröte zu überschminken amüsierst Du Dich auch noch.
Wer ist denn nun der Schlimmere?
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Verknallt - trochäisch



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Digital verknallt Jenno Casali Liebe, Romantik und Leidenschaft 1 29.01.2015 16:06
Ein paar Stationen lang verknallt pattex Gefühlte Momente und Emotionen 5 01.12.2009 13:09


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.