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Alt 10.08.2020, 13:03   #1
männlich Ex-Ralfchen
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Standard Das Geständnis III


Das Geständnis III




Der Typ ist mühsam, nie hätte ich erwartet, dass ich es einmal in der Seele eines Verdammten so schwer haben würde. Er schläft lang, zeigt seit zwei Tagen keine Lust am Schreiben und tummelt sich neugierig in den diversen Postings; liest Geschichten und verhurt so seine Zeit in diesem Forum. Seine Träume sind jetzt abwechslungsreicher, aber davon habe ich nichts, denn die grellen Lichtlein der Inquisitionslaternen sind immer an und ich bin ungeduldig, will reden. In anderen Seelen war es leichter, da ich mit ihnen kurzen Prozess machte und nicht so sorgfältig mit dem darin herumlungernden Ich des Opfers hantieren musste. Ritsch-ratsch, machte ich meist und zog die Gardinen flugs runter. Was für ein Vergnügen: es gibt nichts Amüsanteres, als das Verdampfen einer Seele - die nicht weiß wie ihr geschieht - gehirnhautnah zu erleben. Es ist wie ein Rausch; man will vor dem Ende noch darin herumplanschen. Seelen sind weich und widerstandslos, so als ob man mit dem Löffel in einen Pudding hackt. Sie wabbeln noch ein bisschen und wenn das, was sie zusammenhielt platzt, rinnen sie über den glatten Tellerrand der Physe.

Gedanken irren hin und her, wie verscheuchte Ameisen, in deren Haufen man heiß hinein gepinkelt hat. Erinnerungen verlöschen, da es kein Blut mehr gibt, um sie zu wärmen und noch ein wenig lebendig zu erhalten. Aber wie schon gesagt, das Vergnügen ist kurz, sie entbleichen und schnell hat man nichts mehr; so als würde man wie eine Zecke, in einer leeren Blutkonserve, nach den letzten schleimigen Resten suchen, die noch in Falten und Rändern kleben. Ich lecke die Seelen aus, sie schmecken unlauter, weil es etwas Verbotenes ist, sich am kollektiven Gut der Menschheit zu delektierten. An diesem entschwindenden Restchen, des anteiligen Psychoplasmas. Da könnte ich noch einiges erzählen, könnte gar manch entsetzte, unausgesprochene Frage beantworten. Aber die meisten unter euch sind es nicht wert, wollen mein Geständnis gar nicht lesen, scheuen die Tränen. Gut, ich habe es bemerkt, fühle, welch sabbernde Speicheltierchen hier ängsteln. Ja, mein Gift ist bitterster Trunk; man kann mein Geständnis nicht lesen, beiseite legen und so tun als wäre nichts daraus erfahren worden. Aber was soll es? Ich bin es gewöhnt mit Jammerseelen umzugehen und es genügt, wenn nur eine handvoll meine köstlich gemixten Toxereien, über ihre Gedankenzungen träufeln. Schütteln aber nicht umrühren; so muss man Untugenden auf dem Tablett aus abgelaufenen Seelen kredenzen. 


(wird fortgesetzt)
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Alt 10.08.2020, 17:20   #2
männlich Sonnenwind
 
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Welches Möchtegernteufelchen holt sich denn da einen runter!?

Es ist irgendwie gut geschrieben, besser jedenfalls als viele deiner Gedichte. Meins ist es trotzdem nicht, aber zu dir passt es...

LG
SW
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Alt 10.08.2020, 17:46   #3
männlich Ex-Ralfchen
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Servus –

Erstmals danke fürs lesen.

Hast du schon das Geständnis eins und zwei gelesen.? Das ist eigentlich ein alter Text den ich vor vielen Jahren geschrieben habe aber nie in einem Forum gepostet hatte.

Viele liebe Grüße!
r
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Alt 10.08.2020, 19:57   #4
männlich Sonnenwind
 
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Hab ich noch nicht gelesen. Hol ich aber nach...
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Alt 11.08.2020, 14:39   #5
männlich Ex-Ralfchen
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Standard Das Geständnis 3 (Ende)

Das Geständnis 3 (Ende)

Jetzt ist er soweit, ich habe ihn aufgewärmt meinen Ralf, wie einen Motor der zu lange in der bequemen Kühle von Nebensächlichkeiten, wie euren plumpen Anmacherein herumlungert. Irgendwann einmal, wenn es meine Lust gebiert, werde ich euch sagen was die Seele ist; wo genau sie sich im ich versteckt hält. Aber nicht jetzt. Ich will euch aufgegeilt, ihr farblosen Nager, die ihr mit skorbuten Zahnfleisch und wackligen Zahnwerk zögert, am harten Korn der Wahrheit zu nagen. Werde euch - vielleicht – irgendwann über Thanatos erzählen, was danach kommt, wenn die Seele kleiner als die planksche Zahl ist! Ja, ich kenne das Wort, das alle Worte bedeutet. Aber: ihr müsst es ehrlich verdienen, „Es“ zu lesen. Eure Sehnsucht danach, ihr Tünker, muss so heiß flämmeln, dass sie zischend, Löcher in die arteriellen Zuflüsse eurer verfetteten Herzen brennt.


Ich darf, um es für euch vergnüglicher zu machen, noch einmal ausholen, zurück in Mutters dampfende Fruchtblase schwenken, die ich für einige Zeit mit meinem süßen Zwillingsschwesterchen teilen durfte. Ich hatte ihr Geschlecht früh erkannt, da ich einen angeborenen Blick für diesartiges habe und unverzüglich begonnen es mit ihr pränatal zu treiben. Habe diese süße, wachsende Ritze, keuschlos berührt und muss euch sagen: Sex ist am schönsten mit dem allernächsten Blut, wenn gar auch niemand einen beim Akt überraschen kann, wie eben im Mutterleib. Mein Äuglein nahm alles wahr, weil ich mehr aus dem Licht machen kann, als ihr. Ich bin nokturn, ein Jägerlein der Nacht. Durch Mütterchens Bauchfell drang oft ein wenig Licht; dieses romantische rosarote, das unsereiner bevorzugt, um die erotische Stimmung anzuheizen. Mutter hatte es bis zuletzt getrieben, hatte ihren Körper - gefahrlos für Empfängnis – wahllos jedem Freier feilgeboten, und somit war sie meist nackt und das oft brutale Eindringend ihrer Böcke, entfachte meine Stimmung noch zusätzlich. Es war eine Art von Sex, der mich da formte, wie ihr ihn nie erleben werdet. Er modellierte meine Präferenzen und machte aus mir, was ich heute bin: Motterle, der im Besitz des Wissens um die Dinge an und für sich ist; der vor Strafe und Hölle keine Angst mehr haben muss und gewissenlos jede Tat begeht, weil dieses Wissen die Loslassung von jeglichen moralischen Werten bedeutet. 

Schon bald hatte ich genug von Schwesterchen, war ihrer leblosen Lebhaftigkeit überdrüssig, außerdem war in dieser triefenden Sündenblase, nicht mehr genügend Platz für zwei. So wurde ich sie los, mit einem winzigen Schnappen der beiden Zähnchen, mit welchen mich eine übereifrige Evolution frühzeitig ausgestattet hatte. Habe Schwesterchen sozusagen abortivieren lassen. Es war dann die alte Hure von Hebamme, die sie haarscharf an mir vorbei, wegkratzte. Später - viel später - hat sich Schwesterchen dafür an mir gerächt. Doch davon ein andermal. 



Ab jetzt war Meinzeit, ich war da, blitzblanker Horror in Gestalt und Geist (letzteres ahnte niemand), wie man ihn sich selbst in den abhorrendsten Phantasien nur schwer hätte ausmalen können.
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Alt 12.08.2020, 17:43   #6
männlich Sonnenwind
 
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Das ist widerlich!

Schlimmer als "Darkskin", oder wie die Lady sich später gennannt hat...

Erinnert ansatzweise einerseits ein bisschen an "Also sprach Zarathustra", andererseits aber auch an die Comicfigur "Das kleine Arschloch". Den Zarathustra hab ich aus purem philosophischem Interesse komplett gelesen, hat ja auch eine gewisse lyrische Kraft, aber beim Kleinen Arschloch schalte ich aus... Einfach so...
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Alt 12.08.2020, 18:46   #7
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
Das ist widerlich!

Schlimmer als "Darkskin", oder wie die Lady sich später gennannt hat...

Erinnert ansatzweise einerseits ein bisschen an "Also sprach Zarathustra", andererseits aber auch an die Comicfigur "Das kleine Arschloch". Den Zarathustra hab ich aus purem philosophischem Interesse komplett gelesen, hat ja auch eine gewisse lyrische Kraft, aber beim Kleinen Arschloch schalte ich aus... Einfach so...
Wer ist Darkskin? Ich finde da nicht wirklich etwas grausames. Vor allem habe ich beim googeln nichts gefunden.

Zarathustra ist natürlich wesentlich und das kleine Arschloch kenne ich nicht. Aber immerhin beschreibst du hier sehr Antikongeniale Paradoxalien


Fettdruck sind Neologismen von Ralfchen
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Alt 12.08.2020, 19:30   #8
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Corazon de Piedra nannte sich einst Darkskin...
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Alt 12.08.2020, 20:13   #9
männlich Ex-Ralfchen
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Aha das wusste ich nicht von der alten COPD. Aber es stimmt sie hatte teilweise ziemlich grässliche Texte geschrieben
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Alt 12.08.2020, 22:03   #10
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Deine sind schon anders!

Aber man kriegt halt manchmal auch einen Schock!
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Alt 15.08.2020, 16:36   #11
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
Deine sind schon anders!

Aber man kriegt halt manchmal auch einen Schock!
Servus das ist völlig normal dass manche Texte schockieren, weil sie Perspektiven eröffnen, die für die Leser befremdend sind.

Ebenso wie dieser Text. aber man muss ihn immer im Zusammenhang mit den anderen Kapiteln sehen. Ich denke dran noch einige fortsetzungen aus der abwegigen Existenz des Motterle zu verfassen. Der Kerl hat ja ein langes Leben vor sich.

Liebe Grüße
r
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Alt 16.08.2020, 18:26   #12
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Zitat:
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Den Zarathustra hab ich aus purem philosophischem Interesse komplett gelesen, hat ja auch eine gewisse lyrische Kraft, aber beim Kleinen Arschloch schalte ich aus... Einfach so...
Servus –

Was genau ist in diesen Text in die Richtung des Zarathustra geschlüpft?
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2020, 10:58   #13
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Da bin ich selbst noch dran am überlegen...

Kam mir jedenfalls spontan in den Sinn!

Sonnenwind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2020, 00:37   #14
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Servus lieber Sonnenwind du bist mir die Antwort noch schuldig
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