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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 07.12.2020, 15:33   #1
männlich Tommi
 
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Standard Du hast gesagt

Du hast gesagt, du willst nicht mehr.
Dann tu’s doch endlich, spring schon.
Ich schließ das Fenster hinter dir
und lösch das Licht,
Dein Anton
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Alt 07.12.2020, 15:42   #2
weiblich Ilka-Maria
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Hm ... solche netten Aufforderungen können ins Auge gehen. Jedenfalls kenne ich eine wahre Geschichte, da hieß der Mann auch Anton und war auf einem ähnlichen Trip: Sie wollte nicht mehr, aber er verweigerte die Scheidung. Stattdessen betrieb er Gaslighting. Doch seine Frau sprang nicht. Sie erschoss ihn.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.12.2020, 18:22   #3
weiblich Unar die Weise
 
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Ich kann mir Antons Genervtsein vorstellen. Immer wieder Selbstmordgedanken angekündigt zu bekommen zehrt. Manche können diesen Druck nicht mehr aushalten, diese ständige Angst, dass nun die Suizidmeldung kommt.
Es verwundert mich nicht und erschreckt mich auch nicht mehr, wenn Angehörige völlig verzweifelter Menschen (Gründe gibt es dafür zu Hauf ) es als erleichternd empfinden, wenn es geschehen ist. Das ist hart, aber auch menschlich und völlig normal. Ein Mensch kann nur eine bestimmte Menge Leid verarbeiten und darauf ethisch "angemessen" reagieren. Ist das Maß voll, weil er diesem ständig ausgesetzt ist, hat das oft "absurde" Reaktionen und Handlungen zur Folge.
Es tut unheimlich weh, hören zu müssen, dass sich jemand umbringen will. Es gibt Fälle, da bringen sich die Angehörigen, nach dem Selbstmord der Person die dies immer wieder angekündigt hatte, selbst um. Und waren psychisch unauffällig. Es entwickelt sich dann bei manchen Menschen ein erdrückendes Schuldgefühl, es nicht ernst genug genommen zu haben und nicht verhindert zu haben. Daran zerbrechen viele.

Nun zum Gedicht.
Es klingt merkwürdig schwarzhumorig.
Ob Anton Teil des Verzweifeltseins ist, ist nicht zu entnehmen.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.12.2020, 18:33   #4
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Zitat:
Zitat von Unar die Weise Beitrag anzeigen
Es verwundert mich nicht und erschreckt mich auch nicht mehr, wenn Angehörige völlig verzweifelter Menschen (Gründe gibt es dafür zu Hauf ) es als erleichternd empfinden, wenn es geschehen ist.
Da bist du offensichtlich weiter als der Rest der Menschheit. Denn dieser plagt sich mit Gewissensbissen herum. Nach den bisherigen Erkenntnissen ist so gut wie niemand erleichtert, wenn jemand per Suizid aus ihrer Mitte gegangen ist. Im Gegenteil: Er/sie/es fehlt.

Wer freiwillig aus dem Leben scheidet, hinterlässt immer ein Paket. Die Frage ist lediglich, ob es richtig adressiert. ist.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.12.2020, 22:25   #5
weiblich Unar die Weise
 
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Von Berufswegen her bin ich mit sämtlichen Varianten konfrontiert. Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht. Es ist erstrebenswert, unbedarft und tolerant mit allen Reaktionen umzugehen. Manche Hinterbliebene erklärdn sich, manche nicht und hoffen auf Verständnis. Immer erlebe ich das Suchen nach Schuld oder Ursache. es hilft, wenn man den Hinterbliebenen erklärt, dass jeder Mensch einen freien Willen hat und jeder seinen eigenen Weg wählt. Wenn sich jemand entscheidet zu gehen, dann, weil er es selbst möchte.
An der Willensausübung eines Jeden trägt keiner Schuld und niemand Verantwortung.
Ausgenommen natürlich Menschen, die in den Selbstmord getrieben werden.
Das ist ein anderes tieferes schwierigeres Gebiet, welches ich hier nicht diskutieren möchte.
Denn das geht aus dem Vers auch nicht hervor, jedenfalls lese ich dies darin nicht.

Natürlich fehlt dieser Mensch. Und die Lücke ist rießig.
Wer sich im Nachhinein mit dem Paket beschäftigt, ist ganz unterschiedlich.
Manchmal sogar vermeintlich nicht so nahestehende.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2020, 00:13   #6
männlich dr.Frankenstein
 
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Ja ja so sind sie, das Fenster schließen und so tun als wenn nix wäre, dabei sollte Anton doch mal nachsehen.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2020, 00:45   #7
weiblich Unar die Weise
 
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Beiträge: 5.271

Aber es heisst doch immer Fenster zu, es zieht!....
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2020, 07:47   #8
weiblich DieSilbermöwe
 
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Interessantes Gedicht, Tommi. Wie Unar auch schrieb: merkwürdig schwarzhumorig.

Zitat:
. Immer wieder Selbstmordgedanken angekündigt zu bekommen zehrt
Ja,und es hat zur Folge, dass man es irgendwann entweder nicht mehr ernst nimmt oder sich sagt, dass man es nicht ändern kann, wenn derjenige es macht. Man kann sich ja nicht ständig neben ihn stellen.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2020, 17:45   #9
männlich dr.Frankenstein
 
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Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
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Beiträge: 5.467

Lüftung muss auch mal sein
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2020, 17:11   #10
männlich Tommi
 
Benutzerbild von Tommi
 
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Ort: ganz in der Nähe
Beiträge: 102

Hallo allerseits,

danke für eure Kommentare.
Ja, schwarzhumorig sollte es sein.
Dabei verkenne ich nicht die Brisanz, der enthaltenen Aufforderung.
Ich kenne die Verzweiflung der Betroffenen aus meinem engsten Familienumfeld.

Vielleicht schaut ihr euch auch mal meine Beiträge
"Ich weiß es nicht" und "Du bleibst nicht lang" an
und sagt mir, was ihr davon haltet.

LG Tommi
Tommi ist offline   Mit Zitat antworten
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