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19.04.2010, 17:44 | #1 |
Bäume
Bäume
Es brannte das Feuer, das war ihm bewusst. Ebenfalls wusste er, wo: Tief im Wald, tiefer noch, als er selbst schon war. Bei dem Gedanken hielt er kurz inne; die Umgebung zu betrachten war sein Begehr. Bäume standen hier. Manche von ihnen waren von Blitzschlägen gezeichnet oder von Parasiten befallen, dass ihre Rinde ganz abzufallen drohte. In ihm regte sich ein Gefühl des Mitleids, die Frage, wann sie endlich von ihrem elenden Dasein befreit werden würden. Einige der gesunden Bäume standen dicht an dicht. Viele verschiedene Baumarten wuchsen auf dem selben Grund. Doch je weiter sein Blick entlang ihrere Stämme glitt, desto mehr verstroben sich ihre Äste; es schien, als kämpften sie um Platz zum Wachsen und noch mehr Licht der Sonne. Er schüttelte den Kopf. Nicht nur, dass die Bäume ihre irdische Existenz massiv gefährdeten, sie stritten sich um Dinge, deren Bedeutung sie aufgrund dessen überhaupt nicht verstanden haben konnte: Die Sonne war ein riesiger Ball, dessen Mächtigkeit durch sein Immerfeuer nicht nur ausgedrückt, sondern auch begründet wurde. Doch was wussten dumme, scheinbar kämpfende Bäume schon von der Tragweite dieser lichtspendenden Göttlichkeit? Vereinzelt, ja: vereinsamt standen äußerst wenige Bäume abseits der Krüppel und Idioten. Aus tiefster Verbundenheit heraus, die ihn beim Anblicke ergriff, trat er näher und berührte die rau-warme Oberfläche eines der Abseitsbäume. Momente verstrichen, bis die Natur lauter rief. Ein tiefer Seufzer entfuhr seiner Brust, als er das Schicksal seiner grün-braunen Seelenverwandten wie das zwanghafte Streben der denkenden Substanz nach dem "Mehr" als unabwendbaren Niedergang im Schatten der Krüppel und Idioten erkannte. Ein stummer Gruß sagte: Leb wohl, mein Freund, unsere Seelen sind eins. _________________________ Ein kleines Gleichnis von mir - ich wäre für Kritiken sehr dankbar, denn mir ist klar, dass es noch viel zu feilen gibt. Gruß, Exedo |
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