Ersatz

[gummibaum]

Es hieß, mein Kind wög zu gering
und bliebe noch alleine,
ich fand es, als ich suchen ging -
es fehlten beide Beine.

Ein weher Riss, dies Kind - mein Schatz,
mein Grund zum Doppelt-Drücken,
erst recht inmitten stummer Hatz
aus Kichern, Mitleidsblicken.

Als Opfer stranden, sollt es nicht
zu seinem Ziel erheben.
Ich konnte so der Seele Licht
und fast zwei Beine geben.

[simbaladung]

Hallo, gummibaum,

ich versteh zwar nicht alles ganz genau, aber was ich verstehe gefällt mir.
Eine Erklärung möchte ich in diesem Fall aber nicht.

gruß, simba

[Thing]

Nach "stranden" bedarf es keines Kommas.
Mir stand unwillkürlich die schlimme, schlimmste Sache mit Grünenthal vor Augen.
Daneben auch die Paralympics-Siege der Beinlosen.
Und obendrein die uneingeschränkte Liebe, die jedem Frühchen, jedem Nichtvollkommenem, jedem Wesen gebührt und zuteil wird.

Vielleicht ist meine Betrachtungsweise zu oberflächlich.

LG
Thing

[gummibaum]

Danke, simbaladung und Thing. Es war ursprünglich ein Gedicht "Contergan" geplant. Ich war aber nicht dazu imstande. LG gummibaum

[Thing]

Dann lag ich intuitiv richtig.

[galapapa]

Hallo gummibaum,
ein wundervoller Text, der mich durch die kurzen Verse, die so viel sagen, bestochen hat.
Besonders geht mir das Gedicht auch deshalb nahe, weil ich selbst fast 40 Jahre in der Pharmaindustrie gearbeitet habe und ständig diese grauenhafte Angst im Nacken hatte, Menschen, im Glauben zu helfen, so etwas anzutun.
Liebe Grüße!
galapapa

[gummibaum]

Hallo galapapa,

danke für deine Antwort. Diese Angst kann ich gut verstehen.

Und bevor die Pharmaka helfen, leiden unzählige Tiere. Inzwischen kann wegen Sparmaßnahmen auch nicht mehr jedes Präparat verschrieben werden. Ein weniger gutes tut es auch und fördert das "sozialverträgliche Frühableben".

Liebe Grüße gummibaum