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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 10.10.2023, 00:02   #1
weiblich Matrix24
 
Dabei seit: 10/2023
Ort: München
Beiträge: 24

Standard Das Kreuz

Kronen schaukeln leer im wind
blätter fallen und geschwind
zieht der herbst ein. Feucht und kalt,
geht er um in bunt gestalt

Der wald ist leer, die äste kahl
ein dämmerglanz im lichte fahl
ein wolkenrand, matt abendspur
kein laut erschallt in schwarzer flur

Ein mönch mit einem bündel weich
wandert still durch s schattenreich
der friedhof liegt am dunklen grund
der gräber ruf zur dämmerstund

Am marmorstein er bleibet stehen
da hört er laut ein stimmchen flehen
er blickt sich um und sieht vor sich
ein mägdlein nackt und elendlich.

Ein holzkreuz hält es fest gefangen
seit tagen hat es dort gehangen
matt zuckt der leib und rötlich bunt
blitzen narben auf bläulich grund

Die wänglein fieberig erglühen
Gezeichnet durch des harrens mühen
beben lippen und gebein
der kälte trotzend und doch fein.

Sprachlos steht der mönch vorm weibe
es zu ihm spricht mit blossem leibe
"Edler bruder lasst mich ziehen"
werter vater helft mir fliehen"

"Mein herr hat mich hier festgekettet
er strafte mich, mich nicht errettet
"Ich harre lang, die kälte droht,
laesst keiner frei mich, bin ich tot."

"Du bist gemahlin deines herrn"
dein anliegn darf ich nicht erhör n
denn tu ich s ruft er zum duell
er ist ein ritter, stark und schnell."

"Ich hab gelebt für schein und lug.
geliebt den andern im betrug
dieser war für mich erhaben,
liegt unter diesem kreuz begraben.

Ehrlos bin ich, und verstossen.
Der ritter will mein leben losen
Ueberleb ich eisig nacht und sturm
komm ich ins verlies im turm,

wo ratten am gebein mir nagen
wo niemand hört der rufe klagen
drum helft mir, lieber vater mein
wollt ihr mit mir zu hilfe sein?"

"Mein liebes kind, so komm mit mir,
gar wenig its was ich kann geben
ich rette dich vor arg willkür
nur gottes lob ist all mein streben"

Er zerret an den engen ketten
fest bestrebt sie nun zu retten
vergessen ist ihr strenger herr
ihr blick ist stolz, doch tränenleer.

Er reisst die kutte sich vom leib
und hüllet ein das nackte weib
er hält die nackte maid im arm
er birgt sie sicher, fest und warm

sie streifen durch den dämmerwald
er stützet sie, es ist sehr kalt
nachdem sie stunden still gegangen
sie an den klosterweg gelangen

er zieht die kutte sich neu an,
an seine brust er packt die maid
vollendet ist der kühne plan
er tritt zur pforte, ist bereit.

Bruder Rochus lässt ihn ein,
kerzen brennen in der gruft
die klosterhöhle ist aus stein
schwer umweht von weihrauchduft.

Die Mönche murmeln in der nacht
düster leuchten schwarze kutten
gebetet wird zur herbstandacht
zur abendstund und morgenwacht.

Er spüret sie, die nun tief ruht
an seiner brüderlichen brust
und jäh es treibt ihn tiefe glut
zu wilder gier und manneslust

Im bruderkreis er spürt den wahn
besitzergreifend immer mehr.
Er schmiedet einen kuehnen plan
und sein gebet wird "sündenschwer"

"Gerettet hab ich dir dein leben
nun musst du dich zum dank mir geben.
Eingesperrt gehörst du mir,
für stets an diesem orte hier."

Fordernd küsst er die geliebte,
trägt sie in die klosterzelle.
dort legt er ab das keusch gelübbte
er wird zum mann in aller schnelle:

"Wann immer ich dich haben will
wenn meine brüder dich begehren
wirst du duldsam sein, und still
dich nicht gegen unser tun erwehren."

Sie sieht ihn an mit stillem Blick,
ergeben sprechet sie zurück
"Ehrlos find ich mich an wegen,
die sind gesäumt durch schwert und degen,

Ihr habt geholfen, nehmt das pfand
bestimmt ist dieses auf geheiss.
die gnade liegt in eurer hand
Gerechtigkeit, der sühne preis.

Und bin ich es auch nicht mehr wert
zu treten in gesegnet haus
so nehmet dies was ihr begehrt,
in demut dehnt mein schmerz sich aus.

Vergebung ist der menschen gnade
erlösung ist der weg beginn
doch vorher schreiten sie die pfade
des unduldsamen lustgewinn.

Und manche ruchlosen gestalten
über ehr und tugend walten
und sie sich selber nicht erwehren
ungezügelt ihr begehren.

All jenes führt in einen abgrund
unheilvoll es schlägt die stund
der hoffnung und des tiefesten bangen
ausgelöst durch falsch verlangen.

Nun lieber bruder, nehmet mich
so habt ihr freud und wenig licht
vergesset ehre, tugend, pflicht
auf eurem weg, es gibt sie nicht."

Auf ihre rede wird er blass
in seinen augen lodert hass.
der zorn bringt ihn um den verstand
er schlaget zu mit fester hand

Dann schleift er sie am langen haar
durch die steinig klostergruft
er zerrt sie vor die bruderschar
im fackelicht bei weihrauchsduft.

Ein marterpfahl glänzt in der andacht
mönche sich dort selbst kasteit,
in mancher ungestümen nacht
waren sie zum schmerz bereit

Er bindet fest das nackte weib
die klosterschar behende blickt
auf ihren wohlgeformten leib
lüstern, gierig und verzückt.

Und alle mönche treten vor
um ihre blösse zu bestaunen
sie murmeln weiterhin im chor
und ihre stimmen lüstern raunen.

Da ruft das weib entsetzt in banden:
"Abt, was liefert ihr mich aus?
ich habe euer ziel verstanden,
nehmt mich fort von hier, welch graus!"

Sein mächtig wort erfolget nicht,
so greifen sie der brüder hände
ihre blösse, ihr gesicht,
der männer gier spricht dunkle bände.

Und 30 wilde brüder wüten
in heiss verlangen nach dem weib
sie fühlen sich auf rossgestüten
heftig gierend nach dem leib.

Nachdem vier stunden sind vergangen
ist der letzte bruder satt
Das weib, nun ruchlos und gefangen
lässt sich tragen, elend matt

in des abtes kahle zelle
mit dem kreuze an der wand
man bettet sie auf weiche felle
man küsst zum abschied ihr die hand

dann gehen sie, sie bleibt zurück
erniedrigt, eingesperrt, in not
sie kommen mit begehrlich blick,
doch das weib im turm ist tot...

K.V. (Matrix24)
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