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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 09.06.2011, 14:34   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Der Clown

Weiß das Gesicht, die Nase knollig
und rot, Perücke, breiter Mund,
erscheint in Riesenschuhen, drollig
gefleckt, der Clown im Zirkusrund.

Erkenne, Mensch, dich, sagt die Pose.
Das Zerrbild lächelt, mimt die Kunst,
verliert die viel zu weite Hose
und sein Trompetchen quietscht und brunzt.

Und wild geigt er, die Saiten knallen
ihm um die Ohren, froh ein Lied,
verbeugt sich würdig, muss so fallen
und reibt sich jammernd Kopf und Glied.

Sein Publikum springt von den Sitzen,
ist aufgeputscht, man klatscht und grölt,
will mehr und mehr von diesen Witzen,
will mehr dies Lachen, das fast quält.

So schafft der Clown. Entnimmt ganz leise
empfundner eigner Traurigkeit,
im Land der Fantasie auf Reise,
die Komik, die von Schmerz befreit.

Zum Schmerz baut er die heitre Brücke
und klärt uns über Schwächen auf.
So schließt sich die Erkenntnislücke
und Lebensweisheit zieht herauf.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2011, 14:49   #2
männlich Ex-Jack
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Meine Güte, ist das schön...
Musste ich kurz mal loswerden.
Du hast großes Feingefühl, gummibaum.
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2011, 18:54   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Jack,

danke dir für die positive Rückmeldung. Alles Gute.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2011, 21:47   #4
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Wunderschön, lieber gummibaum!

Deine äußerst liebevolle und detaillierte Beschreibung versetzt einen sofort in die Manege, lässt einen Zirkusluft atmen und über den tollpatschigen Clown herzlich lachen, bis..., ja, bis der Schluss ganz plötzlich ein ganz neues Bild zeichnet und sehr, sehr nachdenklich stimmt. Mit Freude gelesen.

LG Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 14:25   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ist lange her, Daisy. Oft fehlt mir der Überblick. Mein später Dank aus glücklichem Herzen.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 14:59   #6
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Ausnahmsweise -

lieber gummibaum,

bin ich mit dem Inhalt nicht so ganz einverstanden.
Ich beziehe mich jetzt nicht auf Grock, sonder speziell auf Charlie Rivel
("Akrobat - schööööön!");

Clowns waren dazu da, mit ihren teils lustigen, teils grotesken Kunststücken das Publikum in den Pausen zwischen den "großen" Auftritten (Sensationen) zu unterhalten.
Und nur zu unterhalten.
Das jammervolle Weinen war, oft durch Kunsttränen unterstützt, jahrelang andisziplieniert und kam nicht aus einem traurigen Gemüt.
Jede Bewegung, jeder Schritt, jeder Purzler wurde unbarmherzig wieder und wieder geübt, bis es so "saß", daß das Publikum hingerissen war.

(Der "Wettstreit" zwischen Clown und Bajazzo ist auch langsam am Erlahmen.
Es fehlt das Interesse.)

Familientradition.
Privatim waren Clowns im Grunde bürgerlicher als Bürger.

Aus diesem Grund hat mir auch Heinz Rühmanns "Der Clown" nicht gefallen.
(Sprechgesang).

Herzlichen Gruß und Kompliment für Dein ansonsten gelungenes Gedicht.


Thing

Geändert von Thing (14.09.2013 um 16:19 Uhr)
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 15:30   #7
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Thing,

danke für deine ausführlichen Klarstellungen zum Clown.

Das Gedicht ist von Henry Millers "Das Lächeln am Fuße der Leiter" inspiriert. Hier ist ein Clown in der Krise des Lebenskünstlers. Er möchte das Unerreichbare. Glücklich machen. Das Ende ist dort traurig. Ich aber habe eine Lösung versucht, dem Glück eine andere Brücke zu bauen.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 15:49   #8
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Das Gedicht ist von Henry Millers "Das Lächeln am Fuße der Leiter" inspiriert. Hier ist ein Clown in der Krise des Lebenskünstlers.

LG gummibaum
Ja, ich wollte nur ein wenig auf den Boden der Realität zurückführen.
Betrachtet man alle Seiten, sind alle "Künstler" irgendwann in einer Krise, am wenigstens die Clowns, am ehesten die ausgebrannten Schauspieler oder Dichter (Literaten).


LG!
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 15:54   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

"...ich wollte nur ein wenig auf den Boden der Realität zurückführen."

Was ja gut war! LG g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 17:13   #10
männlich Phönix-GEZ-frei
 
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Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722

Lieber gummibaum,

es spricht aus mir, zu deinem.

Ach, so dachte ich bei mir
in der Arena meines Lebens
so Kleidlos nackt.
Wir tragen alle Masken
doch ich, ich trage mein Kostüm
mit Stolz und nen mich Mensch
so lang, bis ich
ein andres Leben nehme.

wie ad- hoc oder so

LG
Phönerle

oh mein Papa war eine wunderbare...
Phönix-GEZ-frei ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2013, 17:57   #11
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ein Lied, das zu Herzen geht. Danke dir.

Ein schönes Wochende wünscht gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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