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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 20.07.2011, 12:44   #1
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

Standard Rubicon

Werft die Würfel, werft sie hoch
Tod dem, der diese Kraft mißachtet!
Tod uns, ehe man uns entmachtet!
...wer setzt sich auf des Sieges Thron?
...wer trägt des Todes schweres Joch?

- ein Heer steht jenseits des Rubicon...


Stolz steigen die Rösser letztmals empor
im Winde weht purpurnes Geschirr
Rasseln und Rauschen in bedächtigem Gewirr
die Rüstungen und Schwerter der stärksten Legion,
die Treue bis in den Tod mir schwor

- ein Heer überschreitet den Rubicon...


Es gibt keine Umkehr nach diesem Schritt
die Brücken hinter uns zerbrechen
Tabus gebrochen, Verrat zu rächen
am Horizont erheben sich leuchtend die Mauern von Rom.

In andächtigem Schicksalsritt
überquerte ein Heer den Rubicon...


Nun schleicht die Dämmerung, die Nacht macht sich breit
die Sonne versinkt leuchtend blutrot
mit dem Morgen kommen Sieg oder Tod
das Schicksal bestimmt nun Schicksale von Allen,
so mag es entscheiden- ich stehe bereit

- die Würfel geworfen, nun mögen sie fallen....

Geändert von joerg (20.07.2011 um 17:46 Uhr)
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2011, 15:30   #2
weiblich Ex-Sabi de Sombre
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2010
Beiträge: 993

insbesondere der titel deines gedichtes, joerg, hat es in sich.

denn jedes rubi findet ein corn, wa? basis dafür ist jedoch die entschlossenheit, dieses auch im bett zu finden

http://www.youtube.com/watch?v=XJwsAJ9Apko

lg sabi
Ex-Sabi de Sombre ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2011, 15:59   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Auf mich hat das Gedicht tiefen Eindruck gemacht.
Caesarenwahn ist hier gut beschrieben.

Aber "Schicksäler" gibt es nicht. Es gibt Schicksale.


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2011, 16:25   #4
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Aber "Schicksäler" gibt es nicht. Es gibt Schicksale.
Hast natürlich recht, ist geändert....

@sabi:

keine Ahnung, was du sagen möchtest.....
Der Rubicon (ohne "r" vor dem "n") ist ein kleiner Fluss, der die damalige italienische Grenze darstellte und den Caesar 49 v. Chr. als Provokation gegen den römischen Senat überschritt, nachdem dieser ihn aufforderte, seine Legionen zu entlassen und seine Ämter niederzulegen, bevor er sich erneut als Kandidat für das Amt des Konsuls aufstellen lassen kann.
In diesem Zusammenhang sollen auch seine berühmten Zeilen "die Würfel sind geworfen worden" gefallen sein.
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Alt 20.07.2011, 19:32   #5
weiblich BABSvomKUTSCHI
gesperrt
 
Dabei seit: 03/2011
Beiträge: 3.095

Ein KLASSE-TEILCHEN alea iacta est
BABSvomKUTSCHI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2011, 21:24   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Gutes Gedicht in Aufbau, Form und Sprache. Aber: Ist es gewollt, daß es wertfrei bleibt und nur eine Szene beschreibt - keine Kritik an Cäsars Gesetzesbruch, als römischer Feldherr Rom anzugreifen? Das Gedicht deutet Dramatik an, aber dieses Versprechen wird nicht eingelöst. Cäsar war im Begriff, ein Tabu zu brechen ... das hätte man im Gedicht nicht besingen müssen, aber andeuten können.

Offen bleibende Fragen sind gut für erfundene Themen - aber für belegte Geschichte?

Nur eine Frage.

VG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2011, 11:23   #7
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Der Aufbau und die durch Pathos gesteigerte ‚Dramaturgie‘ (sofern man das in einem Gedicht mittleren Umfangs so sagen kann) gefallen mir.

Ich kann keinen festen Rhythmus ausmachen, aber der Wechsel zwischen betonten und unbetonten Silben scheint nicht arbiträr zu sein, was ich an der Häufigkeit der direkt aufeinander folgenden betonten Silben auszumachen glaube, welche die in der deutschen Sprache selten genug sind, um anzunehmen, dass dies kein Zufall ist.

Mit der begründeten Vermutung also, dass du dir bei der Betonung etwas gedacht hast, kann man, ohne ihr Schema zu kennen, erkennen, dass sich das Gedicht wie ein Pferdegalopp liest: sprunghaft, rasant, kräftig. Insgesamt passt das zum Thema, es bietet sich insbesondere als metaphorische Umschreibung für Caesars Energie, Tatendrang und Entscheidungsfreudigkeit an. Allerdings finde ich es zu Anfang (erste Strophe), als aus den Zeilen noch eine starke Bedächtigkeit spricht, nicht ganz passend.

Vielleicht kannst du mich über den Rhythmus aufklären, sofern es sich, wie von mir vermutet, um freie Rhythmen und nicht um freie Verse handelt?

Ansonsten finde ich das Werk hervorragend, sehr gerne gelesen.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2011, 11:58   #8
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

@ilka:

fällt mir nicht leicht, deine Fragen zu beantworten, da mir die Absichten dessen, was ich so verfasse oftmals gar nicht klar sind. Da ist eine Anregung mit einer "Melodie", einem Rhythmus verknüpft und ich schreibe einfach drauflos. Entweder es wird dann was daraus oder eben nicht. Hinterher noch grossartig an irgendetwas "herumzudoktorn" liegt mir nicht.
Aber ich versuche dennoch, mal zu reflektieren, was eigentlich "gewollt" oder "zufällig" entstand:

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ist es gewollt, daß es wertfrei bleibt und nur eine Szene beschreibt
Ja, ist es, da die Anregung, die mich zu den Zeilen verleitete aus einem Kupferstich entsprang, auf dem eine Szene vor der Überquerung des Rubicon dargestellt war.
Da es eben meine Regungen bei Betrachtung dieser Szene beschreibt, die den ambivalenten Grenzgang zwischen der Durchsetzung eines starken Willen und einem "Verbrechen" an dem römischen Volke, welches den Verfall desselben einleiten sollte bedeutet, war die Wertneutralität ein notwendiges Resultat.
Mit dem Weglassen einer persönlichen Bewertung kam dann auch das "nicht eingehaltene Versprechen der Dramatik" (obwohl ich nicht genau weiß, ob die Verse auf eine Dramatik hindeuten) und es erhielt (zumindest nach meinem Dafürhalten) einen eher pathetischen Ausdruck.
Die kritische Betrachtung der Situation überlasse ich lieber dem Leser...

Auch bei historischen Themen -wenn der Ausgang der Geschichte wie in diesem Falle allgemein bekannt oder zumindest leicht nachzulesen ist- sind "offen gelassene Fragen" ein nettes Mittel, das Gedankenspiel anzuregen.
Durch das Darstellen eines Bildes wird dem Betrachter die Möglichkeit gegeben, sich mit seinen Wertvorstellungen zu befassen.
Das kann in diesem Fall völlig verschiedene Resultate haben:
Eine Möglichkeit wäre der von Romolus beschriebene Caesarenwahn; zugelassen wird aber auch die Möglichkeit, es als einen besonders starken Willen einer ja auch durchaus shoshinmatischen Persönlichkeit zu interpretieren (Entscheidungsfreude, Tatendrang usw...).
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2011, 12:51   #9
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

@odiummediae:

Ich versuche einmal, meine Absichten bezüglich der Rhythmik zu formulieren, obwohl ich mit den Fachausdrücken und der bewußten Konstruktion so meine Schwierigkeiten habe.....

Tatsächlich folgt es keinem festen Rhythmus und dies ist auch kein Zufall.
In der ersten Strophe ist noch weitgehend ein einheitlicher Rhythmus gegeben, der dann jedoch mit wechselnden Zeilenlängen in den nächsten Strophen gebrochen wird. Insofern sind die am Anfang beschriebenen Zweifel rhythmisch eher wie ein gleichförmiger, wenn auch schlagender Wellengang zu lesen.
Später gewinnt dann das Auftaktische an zunehmender Bedeutung, es wird quasi ein "Übergang" geschaffen zu der letzten Strophe, die sich - zwar wieder weitgehend einheitlich- von dem Rhythmus der ersten Strophe abhebt.
Dieses -ich nenne es mal "auftaktisches Durchbrechen"- wird durch aufeinanderfolgend betonte Silben gewährleistet, wobei die Betonung ja auch hier und dort "kräftiger" wird.

Ich mag es, wenn es sich nicht so einheitlich einer durchgehenden Rhythmik fügt, sondern diese immer wieder angedeutet und daraufhin durchbrochen wird, ohne dabei unmelodisch oder "holperig" zu wirken.
Der Ausdruck "Pferdegalopp" gefällt mir hier gut, obwohl dieser "Galopp" ja wechselnder Geschwindigkeit ist.
Die langen Zeilen wandern in den mittleren Strophen nach unten (Strophe 2- Zeilen 3 und 4, Strophe 4- nur Zeile 4), was die Situation zuspitzen soll, erreichen aber nicht die letzten beiden Zeilen, von denen die letzte ja eigentlich immer gleich ist und auf den "Grundrhythmus" zurückführt bzw. den Rhythmus "aufhebt" (wenig Betonung).
Die erste Zeile ist hiervon aber erst in der letzten Strophe betroffen, die sich sowohl rhythmisch als auch inhaltlich von der ersten abhebt. Die Entscheidung ist gefallen, es darf keine Zweifel oder Unsicherheiten mehr geben, eine gewisse "Ruhe" kehrt in den Vers.

Ich hoffe, dass ich dir trotz meiner mangelnden Kompetenz die Darstellung der Rhythmik betreffend Aufschluss über meine Absichten geben konnte und danke hiermit für die Anregungen, die mich in Worte fassen ließen, was ein eher unbewußter und intuitiver Prozess ist.
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2011, 17:07   #10
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Super Gedicht!

Geschichte wird hier lebendig und erzählt sehr reflektiert und berührend von Schicksal, Zufall und Determinismus.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
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