Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Philosophisches und Nachdenkliches

Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 03.09.2016, 12:32   #1
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Standard Die Fichte

Man glaubt nicht, was es alles gibt,
einst hatte sich der Sturm verliebt
in eine schlanke Fichte.
Er bracht ihr Rosenblätter mit
vom abendlichen Sturmesritt,
doch sie sprach: „Ich verzichte“.

Er strich ihr kosend durchs Geäst,
„Ich will, dass du das endlich lässt,
du windiger Banause!“
Die Fichte rauschte voller Wut:
„Mit uns das ginge niemals gut,
ich hasse dein Gebrause!“

Da wurde es dem Sturm zu dumm.
„Wenn du nicht willst, blas ich dich um,
dann soll dich keiner haben."
Drauf stürmte er mit aller Macht
und hat sie schnell zu Fall gebracht,
nun liegt sie tot im Graben.

„Die Fichte war es selber schuld,
erwies ich ihr doch meine Huld,
ich trolle mich von dannen.
Rein ist mein Herz, das sie beweint,
ich hatte es nur gut gemeint,
nun flieg ich zu den Tannen.“
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2016, 21:15   #2
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo, Nöck
eine gute Idee mit einer hübschen Pointe, sprachlich und rhythmisch gefällig - von mir ein Lob mit mindestens einem Sternchen.
Schönes Wochende,
Heinz (der Schäbige)
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 08:21   #3
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Heinz,

danke für das Sternchen.

Zitat:
Zitat von Heinz
Heinz (der Schäbige)
Wirklich? Vielleicht doch eher Heinz, der - warum auch immer - nur so tut. Bei Gedichte.com warst du ganz anders.

Schönen Sonntag
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 11:12   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Schön geschrieben, lieber Nöck.

Erinnert mich leicht an Thruds "Linde im Winde".

Sehr gern gelesen.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 11:19   #5
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Da waren, mein lieber Nöck, abgesehen von Ausnahmen, auch andere Kaliber vertreten. Dass ich mich über die Bezeichnung "schäbig" (unredlich und gemein) geärgert habe, wirst Du vielleicht verstehen können.
Gruß,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 11:39   #6
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Lieber Nöck, ohne lange Ausführung:
Favorit!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 11:51   #7
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
„Die Fichte war es selber schuld,
erwies ich ihr doch meine Huld,
ich trolle mich von dannen.
Rein ist mein Herz, das sie beweint,
ich hatte es nur gut gemeint,
nun flieg ich zu den Tannen.“
Hallo Nöck,

es ist klasse, wie du das Thema "Schuld sind immer die anderen" in einen anderen Bereich transferierst. Dabei wolltest du doch die spitze Feder stecken lassen.
Du hast sogar den Troll (Hervorhebung oben durch mich) geschickt mit hinzugepackt. Er passt aber auch gut in die Bergwelt, die ich mir bei deinem Gedicht als Szenerie vorstelle.

Warum schreibst du "Rein ist mein Herz," statt "Mein Herz ist rein,"?

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 21:30   #8
weiblich Ex-Dabschi
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 2.371

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Man glaubt nicht, was es alles gibt,
einst hatte sich der Sturm verliebt
in eine schlanke Fichte.
Er bracht ihr Rosenblätter mit
vom abendlichen Sturmesritt,
doch sie sprach: „Ich verzichte“.

Er strich ihr kosend durchs Geäst,
„Ich will, dass du das endlich lässt,
du windiger Banause!“
Die Fichte rauschte voller Wut:
„Mit uns das ginge niemals gut,
ich hasse dein Gebrause!“

Da wurde es dem Sturm zu dumm.
„Wenn du nicht willst, blas ich dich um,
dann soll dich keiner haben."
Drauf stürmte er mit aller Macht
und hat sie schnell zu Fall gebracht,
nun liegt sie tot im Graben.

„Die Fichte war es selber schuld,
erwies ich ihr doch meine Huld,
ich trolle mich von dannen.
Rein ist mein Herz, das sie beweint,
ich hatte es nur gut gemeint,
nun flieg ich zu den Tannen.“
Lieber Nöck,

Dein Gedicht, welches ich hervorragend finde, erinnert auch an menschliche Liebesbeziehungen, die ein zerstörerisches Ende nehmen können, wenn der besitzergreifende Partner nicht das bekommt, was er gefühlsmäßig einfordert. Im schlimmsten Fall mordet er, um sicher zu stellen, dass seine Liebe niemals je einem Anderen gehört ...

Gern gelesen und mir Gedanken gemacht.

Liebe Grüße
Dabschi
Ex-Dabschi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2016, 22:20   #9
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Lieber Nöck,

auch für mich ein Favorit und mindestens *** Sternchen.

Allergernst gelesen.

LG Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.09.2016, 19:23   #10
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Liebe Poeten/Innen,

ich freue mich, dass "Die Fichte" so gut bei euch ankommt.

Zitat:
Zitat von Heinz
Dass ich mich über die Bezeichnung "schäbig" (unredlich und gemein) geärgert habe, wirst Du vielleicht verstehen können.
Habe ich das geschrieben? Dann hatte ich mich bestimmt auch über dich geärgert. In welchem Zusammenhang habe ich es geschrieben?

Es gibt für "schäbig" allerdings auch noch andere Synonyme, z.B. "armselig, verächtlich, kleinlich".

Du kannst doch auch einstecken oder?



Zitat:
Zitat von Stachel
Warum schreibst du "Rein ist mein Herz," statt "Mein Herz ist rein,"?
Weil für mich so das Augenmerk mehr auf "Herz" liegt, und weil es besser zu "das sie beweint" passt.

Zitat:
Zitat von Stachel
es ist klasse, wie du das Thema "Schuld sind immer die anderen" in einen anderen Bereich transferierst. Dabei wolltest du doch die spitze Feder stecken lassen.
Na ja ...



Zitat:
Zitat von Dabschi
...erinnert auch an menschliche Liebesbeziehungen, die ein zerstörerisches Ende nehmen können, wenn der besitzergreifende Partner nicht das bekommt, was er gefühlsmäßig einfordert.
Soll es auch!



Danke an euch alle (auch gummibaum, Letreo und Thing), die ihr euch mit dem Gedicht beschäftigt und euch Gedanken gemacht habt. Danke auch für Sternchen und Favorit.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.09.2016, 19:36   #11
männlich Ex-Richard 42
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2016
Beiträge: 339

Schönes Gedicht. Gerne gelesen.
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2016, 15:28   #12
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Zitat:
Zitat von Richard
Schönes Gedicht. Gerne gelesen.
Danke, freut mich. Jetzt beginnt so langsam die Zeit der Herbstgedichte.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die Fichte



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Das Lied vom Franz auf der Fichte Volaticus Sonstiges Gedichte und Experimentelles 2 28.08.2008 09:01


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.