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Alt 05.05.2015, 19:01   #1
männlich Jeronimo
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Standard Der deutsche Autofahrer

Der deutsche Autofahrer fährt schon mal mit seinem Büffeljäger von Kiel nach Polen, weil dort das Benzin zwei Cent billiger ist. Dann tankt er für zwanzig Euro und hält auf der Rückfahrt noch schnell an einer Autobahntankstelle an, weil dort das Spezial-Motoröl speziell für seinen Wagen für nur 37 Euro pro Liter angeboten wird. Mit 1600 Euro etwas teurer sind dagegen schon die traktorgroßen Vanreifen für den Stadtverkehr und den ALDI-Parkplatz.
Für das Geld bekommt man heutzutage schon einen Kinderwagen mit Alufelgen und Servolenkung.

Autofahren ist eine Philosophie und kein Rechenmodell. Die Anschaffung eines savannentauglichen Kleinlastwagens mit dem entsprechenden Komfort lohnt sich durchaus, wenn nur die Spritpreise moderat wären. Außerdem gelten für die Wirtschaft fördernde hochklassige Modelle auch gesonderte Verkehrsregeln, die man beim Kauf gleich mit erwirbt. So dürfen Mercedes-, AUDI- und BMW-Fahrer die linke Autobahnspur für sich alleine beanspruchen, weil sie auf der rechten Spur mit Tempo 220 noch recht unsicher sind.
Die Frauenquote auf der linken Spur gilt als verpönt, dafür gesteht man ihnen das Monopol beim Bügeln zu.
Autobahnpiraten, die mit ihrer Familienkutsche mit 140 die linke Spur blockieren, dürfen auf den Seitenstreifen abgedrängt werden, wo sie auf die Autobahnpolizei warten müssen, die sie zu dem nächsten Stau lotst.

Die klassischen Auffahrmodelle wie Fiat Panda z. B. dürfen einen Trecker erst dann überholen, wenn im Rückspiegel kein Golf oder höherwertiges Modell auftaucht. Mercedesfahrer, die oft unter fehlendem angeborenen Sozialverhalten leiden, sind mit drei Ampelfarben meist überfordert und reagieren auch aggressiv auf die Farbe Rot. Deshalb tragen sie in ihrem Seepferdchen-Führerschein den Blindenvermerk „G“, der besagt, dass für den Fahrer nur die Farben Grün und Gelb (wenn die Zeit denn reicht) bindend sind.
Fußgängerampeln dürfen sie getrost ignorieren, ebenso von rechts kommende Radfahrer.
BMW-Fahrer dürfen kostenlose ADAC-Kurse besuchen, wie man stotterfrei im dritten Gang anfährt.
Statistiker haben herausgefunden, dass BMW-Fahrer öfter mit der Lichthupe spielen als mit den Brustwarzen ihrer Partnerin.

Der deutsche Autofahrer ist technikbegeistert. So würde er „Onkel Toms Hütte“ niemals über eine Bibliothek suchen, sondern über sein TOM- Navi. Einparkhilfen garantieren immer einen freien Platz auf dem Bürgersteig und auf dem Radweg.
Auch beim Komfort hat sich einiges getan. Vorbei die Zeiten, als ein Unternehmer in seinem Mercedes noch auf Augenhöhe mit dem gemeinen Mob seine Fahrbahn teilen musste. Inzwischen residiert er in seinem Cockpit auf Flachdachhöhe. Auch das umständliche Einsteigen auf dem engen Sitz mithilfe zweier Zivis entfällt gänzlich, seitdem man den Pilotensitz wegen der Beinfreiheit bis in den Kofferraum zurückschieben kann. Das Problem sind jetzt eher die Türen, die das Einsteigen eines Arbeitgeberbosses erheblich erschweren, weil sie sich nur bis zum Kotflügel öffnen lassen.
Die Autoindustrie hat prompt mit Schiebetüren darauf reagiert, mit verstellbaren Windschutzscheiben bis zum Kühler und Hutfreiheit mittels Omnibusdach, damit man Parteimitglieder grüßen kann. Das Autofahren selbst erledigt ein Autopilot, der mit Nennung des Parteinamens gestartet wird und automatisch in ein Steuerparadies nach Wahl fährt, während der Fahrer selbst nur noch die Grillstation bedient.

Es könnte also alles so schön und verkehrsberuhigt sein, wäre da nicht diese Armee von Wichtigtuern, die ihre Komplexe ausgiebig im Straßenverkehr ausleben möchte: angebliche Kundendienste, Lieferanten, Paketwagen und vermeintliche Servicewagen („Lassen Sie mich durch, ich bin Hausmeister!“) blockieren ganze Straßenzüge, Häuserblocks und Einfahrten; Gelenkbusse, die zwei Rentner zweihundert Meter weit befördern; Hausfrauen, die großräumige Umleitungen verursachen, weil sie versuchen, innerhalb der Öffnungszeiten einzuparken; Kleinwagenkolonnen, die vom Kindergarten zur Waldorfschule hin- und herpendeln; Taxis, die wie Fluchtfahrer fahren; Rentner, die verzweifelt nach allen Richtungen blinken und dann hilflos auf der Kreuzung stehen bleiben und auf den Seelsorger warten; Pendler, die ihre Arbeitszeiten so organisieren, dass man den Geschäftstermin in der Sauna versäumt, und schließlich diese endlose Karawane deutscher Urlaubermutanten, die zum jährlichen Stautreffen kutschieren.

All diese Verkehrsterroristen verleiden einem die Freude an einer adäquaten, zivilisierten Fortbewegung in einer standesgemäßen Großraumlimousine oder dem gepanzerten Zweit-Van für das Boutiquenshopping.
Selbst auf dem Parkplatz vor dem Golfgelände verirrt sich eine 23köpfige Familie aus Kasachstan in einem ordinären VW-Bus, um den Stadtpark zum Bibergrillen zu konfiszieren.
Nun ist aber Schluß!

Jeronimo
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Alt 05.05.2015, 19:23   #2
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Stimmt schon Aber: Kein Führerschein, kein Auto, kein Stress xD
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Alt 05.05.2015, 22:56   #3
männlich Jeronimo
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Aha. Du hast also keinen Führerschein. Und erledigst alles per pedes. Oder mit dem Drahtesel. Da bleibt man auch besser in Form, aber der Liegesitz geht nur bis zum Gepäckträger.
Danke, dass du die Satire trotzdem gelesen hast.

Jeronimo
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Alt 06.05.2015, 09:21   #4
männlich Versard
 
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Nay, Straßenbahn oder zu Fuß Fahrrad hab ich im Moment auch nicht xD
Versard ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2015, 18:12   #5
männlich Ex-Poesieger
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Soweit Auto zu sein, dass die Strasse fährt. Luxuskarossen sind Tankstellen.
Hinter der Raserei gehen wir unter.

MFG
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Alt 07.05.2015, 00:50   #6
männlich Jeronimo
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Ich bin ohnehin mehr für U-Boote.
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Alt 07.05.2015, 11:46   #7
männlich Ex-Poesieger
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Weil man damit fliegen kann bis die nächste Kommentarwolke kommt? Ein oder zwei Fragen hätten dem Text ganz gut getan, wenn er nicht haargenau so wie er ist sein müsste und ich gerne wissen würde warum gerade der Autofahrer in seiner deutschen Ausprägung? Verzeih bitte! Und ob nicht alles Horizont ist was sich bewegt und gerade eine Sonne auch mal abtauchen möchte. Falls ich mich auf meinen vorherigen Kommentar beziehen darf. Der auch meinte, dass die Begriffspaare zur Mobilität austauschbar sind ohne gleich der Realität frönen zu müssen.

MFG
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Alt 07.05.2015, 11:59   #8
männlich Jeronimo
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Eine Satire stellt keine Fragen, sondern beantwortet sie.
Aber das kannst du als gelernter Fluchtfahrer ja nicht wissen. Man kann sich die Realität nicht zurechtfönen, selbst wenn sich die Begriffe paaren möchten.
Der deutsche Rikscha-Fahrer hingegen ist ganz anders in seiner Mentalität. Das liegt aber daran, dass er nebenberuflich hauptsächlich Chinese ist.
Du kannst dich beziehen, worauf du möchtest. Wir leben schließlich in einer selbstverschuldeten Demagogie, da ist auch für dich Platz.
Aber anschnallen bitte!

Jeronimo
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Alt 07.05.2015, 12:15   #9
männlich Ex-Poesieger
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Tempo-Jeronimo-Zone und anschnallen? Wenn wir Realität sind, brauchen wir nicht in sie auszuweichen, aber zum Schreiben begibt man sich ja gern auf Umwege durch unwirtliches Demagogenland. Dessen Krimiwortschatz wenigstens etwas ist, dass so aber auch aus diesem Fön des meinigen Kopfschmerzvernichters gekommen sein könnte. Also ist dein Text eine Aspirin mit Paracetamolwirkung. Weil die Begriffspaarung Rikscha-Auto und China-Deutschland doch realer nur noch in der Fiktion wären und ihre Oberbegriffe der eigentliche Grund für ihre Benutzung sind.

MFG
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
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