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09.03.2012, 15:29 | #1 |
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Bloß nicht ins Paradies!
Bloß nicht ins Paradies!
Der Kabarettist Jürgen Becker schreibt in seinem Buch „Ja, was glauben Sie denn?“ folgendes: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt. Religion ist, wenn man trotzdem stirbt.“ Und genau ist das Kardinalsproblem bei allen gängigen Religioten: Immer muss man erst tot gehen! Aller Glaube beruht ja darauf, dass erst dann etwas passiert, wenn man längst unter dem Acker liegt. Zu Lebzeiten kostet eine Religion praktisch nur Geld. Für Atheisten mit Attest ist das ein schlechter Deal. Und vor allem so unseriös! Das Paradies, den Himmel oder was auch immer versprochen wird, gibt es erst, wenn man lange genug eingezahlt hat, wie bei einer Lebensversicherung, und wenn man halt verstorben ist. Dann aber braucht der gelernte Atheist kein Paradies mehr! Gut, jene die an Gott glauben und nicht auch noch die überflüssige Kirche dazu brauchen, kommen auch umsonst ins Paradies. Da ist Gott kulant, zumal ja bei den Kirchenanhängern ohnehin viel Ausschuss ist, vor allem bei den Angestellten in höheren Positionen, die sich schon zu Lebzeiten göttlich fühlen. Die zahlenden und registrierten Mitglieder der Kirche hingegen erhalten als Gegenleistung immerhin die wöchentliche Predigt, eine Taufe oder ein Abendmahl, wo sie erstmal ihren Gott symbolisch verspeisen, wonach allerdings eine Spende im Klingelbeutel fällig ist, denn die Dienstleistungen im Namen Gottes sind nicht mit den Steuern abgegolten. Und „Mitglieder“ darf man schon gar nicht sagen, sondern einfach nur Glieder – Kirchenglieder oder Gemeindeglieder. Da wird schon das zweifelhafte Verhältnis zur Sexualität offenbar und manch einer nimmt das mit den Gliedern so sehr religiös, dass er sich schon mal einen Vorschuss auf das Paradies gönnt und gelegentlich dabei die Hodenhaftung verliert. Auch der Atheist gelangt ins Paradies. Sehr zum Verdruss der Hoch- und sonstiger Würden, die das gerne differenzierter handhaben würden, z.B. mit den beliebten Verbrennungen oder den immer noch gepflegten Teufelsaustreibungen., aber leider weist der moderne Pöbel erhebliche Toleranzschwächen auf. Im Grunde kommt praktisch jeder ins Paradies, ob er will oder nicht. Die Frage ist nur, welchen Platz man dort zugewiesen bekommt. Das kann dir die Religion nicht sagen, und die, die schon dort sind, tun es einfach nicht. Also sind die Religionen schlicht überflüssig. Ich kann auch so an Gott glauben oder als Atheist fragen, wo Gott eigentlich beim Urknall war. Da es aber besser ist, wenn man sich organisiert, ist eine Religion nichts weiter als eine Gewerkschaft ohne Streikrecht. So stehen denn auch Religionen im harten Wettbewerb untereinander, bieten unterschiedliche Dienstleistungen an und pflegen die Dezimierung der Konkurrenz. Das ist alles in den AGBs abgedeckt. So kann man beispielsweise wählen, ob man als Dödel mit einer Harfe auf einer Wolke sitzen oder sich doch lieber mit 72 Jungfrauen verlustieren möchte. Auf jeden Fall hat man das ewige Leben, sobald man erst einmal tot ist. Wozu man dafür erst unter die Erde kommen muss, um dann doch in den Himmel zu fahren, hat rein technische Gründe, weil Verwesungsgeruch im Paradies nicht so gerne gerochen wird. Deshalb ist unsere körperliche Ausstattung, im Paradies angekommen, ziemlich spartanisch, um nicht zu sagen, rein spirituell. Und das schränkt die Handlungsmöglichkeiten ungemein ein. Man kann davon ausgehen, dass Schlecker auch im Himmel pleite gegangen ist, also den Einkaufsbummel kann man vergessen, vermutlich gibt es nicht mal ein Gewerbegebiet. Die Mädels fliegen auch nur spirituell herum und vermissen ihre Handtaschen. Bacardi gibt es vermutlich auch keinen und weder Internet noch Kabelanschluss –vielleicht hat SKY sich ja etabliert. Was also soll ich auf ewig im „Paradies“? Selbst im Pflegeheim hat man seinen geregelten Einlauf, Rollatorrennen und Krückendisco, aber selbst das scheint uns im Paradies verwehrt zu sein, sodass vermutlich nur eine kostenlose Einführung übrig bleibt, wie wir Gott als Energiequelle dienen können. Da kann man doch wirklich vom Glauben abfallen. Jeronimo |
09.03.2012, 15:50 | #2 |
R.I.P.
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Genial!
Ich bin süchtig. Mehr! M e h r !! MEHR !!! |
09.03.2012, 20:33 | #3 | |
Zitat:
Glaube ist Leben im Heute und Jetzt. In der Gegenwart. Der Glaubende liebt und vergibt am heutigen Tag. Dies Leben schenkt inneren Frieden. Hoffnung auf das Kommende lässt leidvolles, mühsames, schwere und dunkle Tage leichter ertragen. Diese Erdenzeit ist Verlobungszeit. Hochzeit wird gefeiert in der Ewigkeit. |
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09.03.2012, 20:55 | #4 |
gesperrt
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Ach marlenja,
sogar Satiren nimmst Du ernst! Der Irrtum liegt bei Dir. Denn Dein Glaube mag zu Lebzeiten sein, aber wie Du selbst sagst, ist Deine "Hochzeit" erst in der "Ewigkeit". In der Gegenwart ist Hoffnung nur ein Weg zum Regenbogen. Aber lass uns, um Deinem Bräutigams Willen, hier bloß keine weitere Diskussion entfachen, sonst erreiche ich noch vor Dir das Paradies - das wäre mir peinlich. Liebe Grüße Jeronimo |
09.03.2012, 22:02 | #5 |
Forumsleitung
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Ich habe mir schon längst meinen Ofen in der Hölle gekauft. Was soll ich denn mit Wölkchen und Harfe?
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09.03.2012, 22:17 | #6 |
R.I.P.
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Eben.
D i e sind die Hölle! |
10.03.2012, 14:32 | #7 |
10.03.2012, 15:03 | #8 |
gesperrt
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Hallo Thing,
habe doch fast vergessen, mich für Dein Lob zu bedanken! Danke auch an Ilka-Maria und marlenja. An letztere noch herrlichen Dank für den Kalauer! Jeronimo |
Lesezeichen für Bloß nicht ins Paradies! |
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