Nach der Eintrübung bei Poetry.de

Ex-DrKarg · 29.01.2018, 12:27

Nach der Eintrübung

©Hans Hartmut Karg
2018

Eisnebel wird uns zum Verhängnis,
Die Sonne hat sich längst verkrochen.
Der Himmel, tief, wird zum Gefängnis,
Wird dunkler, schwärzer – wie ein Rochen.

Hätten wir da nicht u n s e r Licht,
Wie müssten unsere Augen dürsten?
Wie düster schimmert Dein Gesicht?
Nur Sonne kann die Seelen bürsten!

Erst als die Wolken fallen lassen
Und Wind die Luft zur Reinheit klärt,
Kann unser Blicksinn Neues fassen,
Weil das Gemüt die Reinheit ehrt.

Die Winde reinigen die Lungen,
Wenn sie trotz aller trüben Enge
Uns wieder öffnen Herz und Zungen
Und Sonne nimmt die Wetterstrenge.

Komm, Liebes, sing ein wenig mir
Von Deinen frühen, hellen Tagen.
Erzähle mir jetzt mehr von Dir,
Lass´ uns nach unserer Zukunft fragen.

*

Eisenvorhang · 29.01.2018, 16:31

Hallo Dr. Karg,

eigentlich wollte ich ja keine Gedichte mehr aus ihrer Hand lesen.

Allerdings muss ich sagen, dass mir das Gedicht gefällt.

Strophe eins ist sehr schön und emotional geschrieben, ohne das dabei der Gedanke von Schund aufkommt. Außerdem merke ich, dass sie auch ganz anders können. Warum zeigen Sie uns nicht mehr von dieser Seite in Ihnen?

In Strophe zwei sind die gebürsteten Seelen ein schönes Bild, auch wenn "bürsten" eine gewisse frivole Natur besitzt.

Strophe drei könnten sie streichen. Den Schmetterling können sie aus dem Netz freilassen.

Strophe vier ist auch schön, aber Vers drei und vier können die Spannung aufgrund der Inversion nicht halten.

Letzte Strophe gefällt mir auch.
So geht es doch - und aus uns Kulturverweser werden vielleicht Kulturverleser.

vlg

ev

Heinz · 31.01.2018, 23:33

Dr. Karg,
ich gebe Eisenvorhang unbedingt recht. Wir sollten aus Deinen Gedichten die Goldkrümel heraus picken.
Mein heutiges Picken hat einen Krümel, nein, ein ganzes Nugget gefunden:
Die seelenbürstende Sonne!
Ein Vers in der zweiten Strophe des bekannten Liedes "O Sole mio" bedarf einer kleinen Änderung in "o sole mio spazzolato a te!" ("Du meine Sonne, gebürstet von dir...") - für einen Tenor ein Klacks, für uns ein weiterer Schritt hin zur Sonne.
Gruß,
Heinz

Ilka-Maria · 31.01.2018, 23:38

Zitat:

Zitat von Heinz

Mein heutiges Picken hat einen Krümel, nein, ein ganzes Nugget gefunden:
Die seelenbürstende Sonne!

Heinz, konntest du dir diesen Spott (wieder mal) nicht verkneifen?

Oder anders gefragt: Hast du ihn wirklich nötig wie ein Verhungernder?

Heinz · 01.02.2018, 00:45

Ich spotte doch nur noch ganz selten und ganz bestimmt nicht regelmäßig zweimal pro Tag.
Aber mal ehrlich: Kriegst Du nicht auch so ein Zwerchfellschütteln, wenn jemand versuchen sollte, Dir sonnengleich die Seele zu bürsten?
Gruß,
Heinz

29.01.2018, 12:27	#1
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Nach der Eintrübung Nach der Eintrübung ©Hans Hartmut Karg 2018 Eisnebel wird uns zum Verhängnis, Die Sonne hat sich längst verkrochen. Der Himmel, tief, wird zum Gefängnis, Wird dunkler, schwärzer – wie ein Rochen. Hätten wir da nicht u n s e r Licht, Wie müssten unsere Augen dürsten? Wie düster schimmert Dein Gesicht? Nur Sonne kann die Seelen bürsten! Erst als die Wolken fallen lassen Und Wind die Luft zur Reinheit klärt, Kann unser Blicksinn Neues fassen, Weil das Gemüt die Reinheit ehrt. Die Winde reinigen die Lungen, Wenn sie trotz aller trüben Enge Uns wieder öffnen Herz und Zungen Und Sonne nimmt die Wetterstrenge. Komm, Liebes, sing ein wenig mir Von Deinen frühen, hellen Tagen. Erzähle mir jetzt mehr von Dir, Lass´ uns nach unserer Zukunft fragen. *

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29.01.2018, 16:31	#2
Eisenvorhang Dabei seit: 04/2017 Ort: Erzgebirge Alter: 38 Beiträge: 2.692 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Dr. Karg, eigentlich wollte ich ja keine Gedichte mehr aus ihrer Hand lesen. Allerdings muss ich sagen, dass mir das Gedicht gefällt. Strophe eins ist sehr schön und emotional geschrieben, ohne das dabei der Gedanke von Schund aufkommt. Außerdem merke ich, dass sie auch ganz anders können. Warum zeigen Sie uns nicht mehr von dieser Seite in Ihnen? In Strophe zwei sind die gebürsteten Seelen ein schönes Bild, auch wenn "bürsten" eine gewisse frivole Natur besitzt. Strophe drei könnten sie streichen. Den Schmetterling können sie aus dem Netz freilassen. Strophe vier ist auch schön, aber Vers drei und vier können die Spannung aufgrund der Inversion nicht halten. Letzte Strophe gefällt mir auch. So geht es doch - und aus uns Kulturverweser werden vielleicht Kulturverleser. vlg ev

31.01.2018, 23:33	#3
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Dr. Karg, ich gebe Eisenvorhang unbedingt recht. Wir sollten aus Deinen Gedichten die Goldkrümel heraus picken. Mein heutiges Picken hat einen Krümel, nein, ein ganzes Nugget gefunden: Die seelenbürstende Sonne! Ein Vers in der zweiten Strophe des bekannten Liedes "O Sole mio" bedarf einer kleinen Änderung in "o sole mio spazzolato a te!" ("Du meine Sonne, gebürstet von dir...") - für einen Tenor ein Klacks, für uns ein weiterer Schritt hin zur Sonne. Gruß, Heinz

01.02.2018, 00:45	#5
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich spotte doch nur noch ganz selten und ganz bestimmt nicht regelmäßig zweimal pro Tag. Aber mal ehrlich: Kriegst Du nicht auch so ein Zwerchfellschütteln, wenn jemand versuchen sollte, Dir sonnengleich die Seele zu bürsten? Gruß, Heinz