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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 17.01.2011, 21:38   #34
weiblich Ilka-Maria
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Alt 17.01.2011, 23:19   #35
männlich Geist zu Staub
 
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Diese Aussage ist Blödsinn.

Dann dürfte man auch keine Liebesgedichte schreiben, sondern man bekäme gesagt: "Laber nicht rum, dann geh doch los und such dir jemanden!"
Oder traurige Gedichte, weil man gesagt bekommt: "Heul nicht, versuch es zu ändern!"
Oder Fröhliche Gedichte, weil dann kommt: "Ja, schön für dich, dann geh doch raus, tanz ein wenig im Sonnenschein und schnupper an den Blumen!"

Es ist doch meine Sache, was ich tue damit es mir ein wenig besser geht. Ich habe über ein Thema geschrieben, das mich bewegt, und habe versucht es möglichst ausdrucksstark zu schreiben.
Mir das "Recht" abzusprechen, mich derartig auszudrücken, nur weil ich das was in dem Text steht auch in der Realität bearbeiten kann, ist ignorant. Das habe ich ja an den Beispielen bereits erläutert.
Denn nach deiner Logik könnte es sich theoretisch JEDER sparen, überhaupt Texte, geschweige denn Poesie zu verfassen.

Mal davon abgesehen, dass ich vermute, dass du dich genauso oft über irgendwelche Dinge beschwerst, seien es nun internationale Probleme oder deine eigenen, aber dann nicht den Arsch hoch kriegst und wirklich gezielt dich für eine Besserung einsetzt. Kehre erst mal vor deiner eigenen Tür. Zumal ich mich sehr wohl für meine Ideale einsetze, also richte nicht über mich.
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Alt 17.01.2011, 23:37   #36
weiblich Ilka-Maria
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Hey, bleib mal auf dem Teppich! Beleidigte Leberwürste sind im Forum nicht sonderlich beliebt, und der Verweis, "kehre est mal vor Deiner eigenen Tür" wirkt ziemlich hilflos.

Natürlich hast Du das Recht, so zu schreiben, wie Dir "der Schnabel gewachsen ist". Wenn dabei aber nur so ein einseitiges Draufschlagen herauskommt, das obendrein nicht substantiiert ist, mußt Du Dir auch entsprechende Kritik gefallen lassen. Bill sieht das sicherlich nicht falsch, wenn er bei soviel Menschheits- und Gesellschaftskritik eine gewisse Dialektik erwartet, nämlich auch die Gegenseite (die es immer gibt) aufzuzeigen und eine gewisse Schlußfolgerung zu ziehen oder zumindest die Frage zu stellen, ob und wie man etwas ändern kann. Ohne dem ist jede Erkenntnis nämlich ziemlich nutzlos.

Klar, Bill hätte das weniger rüde ausdrücken können, aber ich kann gut verstehen, daß ihm bei Deinem Text die Geduld ausgegangen ist. Leider ist es nun mal so: Nur draufzukloppen bekommt jedes Kleinkind in der Trotzphase spielendleicht hin.

Aber immerhin hast Du ja auch andere Kommentare und zum Teil eine ganz interessante Diskussion bekommen, das ist doch schließlich auch was.
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Alt 17.01.2011, 23:43   #37
männlich Geist zu Staub
 
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Okay okay, tut mir leid, das war vielleicht ein wenig harsch, aber ich kann es absolut nicht leiden, wenn man nicht einfach mal die Texte an sich lesen kann, sondern gleich persönlich und offensiv auf den Verfasser zugeht auf eine Art und Weise, die meiner Meinung nach ebenso wenig Hand und Fuß hat. Warum das so ist, habe ich ja bereits erläutert, jede Art von Epik oder Lyrik hat ihre Daseinsberechtigung.

Und nur, weil jedes Kleinkind das hinbekommen kann, was ich mal anzweifle, ist es doch nicht gleich schlecht. Ich akzeptiere es, dass es ihm nicht gefällt, das ist auch vollkommen in Ordnung, aber mir dann vorzuwerfen ich würde nur dünn labern und nichts tun, da hört bei mir die Geduld auf. Ich mag es nicht, wenn mir derartiges unterstellt wird, ohne Hintergrundwissen zu haben.

Und wie gesagt, das ist ein rein fiktionaler Text, kein Aufsatz und auch keine Erörterung, also bin ich nicht gezwungen irgendeine reflektierte Gegenüberstellung von Fakten vorzunehmen. Es ist ein lyrisches Ich, das von der Gesellschaft kaputt gemacht wurde, das geistig am Ende ist. Wie soll es da bitte durchdacht und sachlich rekapitulieren? Man darf den Text nicht als wissenschaftliche Abhandlung betrachten oder dergleichen.

Nochmals Entschuldigung für das Entgleisen, aber wenn ich persönlich angegangen werde, ohne Wissen über mein Leben und meine Bemühungen hinsichtlich Veränderung, dann sehe ich das als nicht gerechtfertigt.
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Alt 17.01.2011, 23:50   #38
männlich Glasauge Bill
 
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Hallo Geist zu Staub.

So. Es gibt viele Menschen, die Lyrisches Ich / Erzähler und Autor verwechseln, du musst dich dafür nicht schämen: sprich - im allgemeinen steht der Verliebte in einem Liebesgedicht nicht für den Autor: der Autor dagegen hat den Anspruch, künstlerisch zu sein, das legitimiert ihn in seinem Schaffen.
Dieser Fall ist schwierig, denn du schreibst, dass die Gedanken deines Erzählers deine eigene Meinung widerspiegelt, hier fallen also Autor und Erzähler (wenn auch auf einer Abstrakten, sprachlich entblößten Ebene)zusammen. Und jetzt kommt, was ich nicht mag: Meckerer. Davon gibt es auf der Welt genug, und diese machen es nicht besser. Denn das schlimme ist ja, dass sie recht haben. Aber wenn ich weiß, was falsch ist, nur drüber quassel und nichts besser mache, dann bin ich doch schlimmer als jene, die es unwissend falsch machen?!

Es ist doch meine Sache, was ich tue damit es mir ein wenig besser geht. Klar, du kannst schreiben und dich danach besser fühlen - oder einfach gleich Ablassspenden tätigen (wenn der Taler im Kasten klingelt, die Seele in den Himmel springet ).

Mal davon abgesehen, dass ich vermute,
Richtig, du vermutest. Warum vermutest du so etwas?

aber dann nicht den Arsch hoch kriegst und wirklich gezielt dich für eine Besserung einsetzt.
Aha. Du vermutest, oder? Kannst du auch was anderes, außer Dinge vermuten? Sie zum Beispiel belegen - das wäre mal etwas.


Zitat:
Zumal ich mich sehr wohl für meine Ideale einsetze, also richte nicht über mich.
Kann gut sein, hab ja nicht über dich gerichtet. Wollte dir nur den Tip geben, nicht mehr und nicht weniger:
Wenn du das nächste mal Frust hast, weil die Menschen so böse sind, dann schalt alle elektrischen Geräte aus (das spart Strom), geh in den Wald und sammle ein bisschen Müll, wirf einem armen Menschen nen Apfel in den Hut, geh auf die Straße und sing, oder ließ das, was du geschrieben hast einem Ölmulti vor.

Glasauge.
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Alt 18.01.2011, 00:01   #39
männlich Ex-Schamanski
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Zitat:
Zitat von Glasauge Bill Beitrag anzeigen
... oder ließ das, was du geschrieben hast einem Ölmulti vor.
Chodorkowsky - der kann nicht weglaufen.

GzS hat das Recht, über Mensch und Welt abzuziehen. Alle anderen haben das Recht, wegzuhören.

Mich hat's nicht genervt, im Gegenteil.
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Alt 18.01.2011, 00:04   #40
männlich Geist zu Staub
 
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Richtig, ich habe gesagt, dass ich im Grundlegenden mit der Aussage des Textes übereinstimme, jedoch nicht auf dieser destruktiven, rein negativen Ebene. Natürlich sehe ich auch positive Seiten an unserem Dasein, sonst wäre ich wohl ein verschrobener, gefühlskalter Einsiedler ohne soziale Kontakte. Und ich sehe es genauso wie du:
Meckerer, ohne den Drang etwas zu ändern sind schrecklich, auf jeden Fall. Nur gehöre ich zu denen die meckern, und auch daran arbeiten, dass es zumindest ein wenig besser wird.

Ja, richtig, ich vermute. Genauso, wie du es mit deiner Aussage getan hast. Du hast vermutet, ich würde nur lauthals auf alles schimpfen können, würde aber nicht aktiv werden. Ich wollte dir nur zeigen, dass eben dies absolut nervig ist, wenn einem blindlings Dinge unterstellt werden. Natürlich weiß ich nicht, ob du nicht doch in irgendeiner Form aktiv etwas unternimmst, ebenso wie du es nicht von mir weißt.

Ich hatte nicht die Absicht eine Konfrontation auf persönlicher Ebene heraufzubeschwören, ich habe mich lediglich angegriffen gefühlt, und dein offensiver Sarkasmus macht das nicht unbedingt besser. Kein Grund mich so anzugehen. Wie gesagt, deine sachbezogene Kritik, dass dir der Text nicht gefällt, ist absolut in Ordnung und gerechtfertigt, und ich verstehe deine Gründe.
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Alt 18.01.2011, 00:28   #41
männlich Glasauge Bill
 
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Ja, richtig, ich vermute. Genauso, wie du es mit deiner Aussage getan hast. Du hast vermutet, ich würde nur lauthals auf alles schimpfen können, würde aber nicht aktiv werden.

Ich habe das Gefühl, dass diese Diskussion nichts bringt, weil du dich angegriffen fühlst. Jetzt trommelst du mit den Fäusten gegen deine eigenen Wände, das ist schade.

Trotzdem muss ich noch eins klarstellen: Ich habe nie vermutet, du "würdest nur lauthals auf alles schimpfen können, würdst aber nicht aktiv werden". Das hast du wohl interpretiert, in Wirklichkeit habe ich nichts von alledem gesagt. Ich bitte dich in Zukunft, nicht gleich persönlich zu werden, nur weil du etwas falsch verstehst, denn dafür kann dein Gegenüber meist nichts.
Wenn das jeder so machen würde, würden wir in einer Welt voller Hass, sinnloser Kriege und ohne Liebe zu den Mitmenschen leben. Das wäre schade, und das könnte ich nicht akzeptieren.


Glasauge Bill
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Alt 18.01.2011, 00:40   #42
männlich Geist zu Staub
 
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Ist wohl besser wenn wir das Thema fallen lassen, ja. Will nur noch sagen, dass ich aus deiner Aussage, ich sollte aufhören zu quasseln und aktiv werden geschlossen habe, dass du meinst ich würde nur reden können und nicht handeln. Ich denke es ist verständlich, dass man das so aufgreifen kann, oder nicht? Deshalb sah ich mich persönlich angegriffen. Aber egal, Thema abgehakt.
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Alt 18.01.2011, 02:13   #43
Thing
R.I.P.
 
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Halli Hallo, G z St! (Geist zu Staub):



Das hier ist ein Auszug aus einem Gedankenexperiment namens Anti-Mensch, bei dem ich noch nicht sicher bin ob ich es zu etwas Größerem ausweite oder nicht.


Wann folgt "Größeres?"


Thing
(antimateriell)
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Alt 18.01.2011, 02:19   #44
männlich Geist zu Staub
 
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Hallo Thing.

Gute Frage =) Vornehmlich dann, wenn ich mal die Zeit und Motivation dazu finde. Derzeit ist das ein wenig problematisch. Aber in meinem Kopf haben sich schon ein paar Ideen entwickelt, vielleicht sogar in einer Art Zukunftsszenario, wo sich eben eine Art neue "Spezies" entwickelt hat, die sich aber rein durch ihre geistige Einstellung definiert, und sich Anti-Mensch nennt oder so. Der Name ist ein wenig einfallslos, mal sehen =D
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Alt 18.01.2011, 12:21   #45
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Gibt es schon. Bei Nietzsche. Einige halten das für große Philosophie.
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Alt 18.01.2011, 12:39   #46
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Ernsthaft? Verdammt, er war schneller =D Muss ich mir mal genauer zu Gemüte führen. Deinem Unterton nach bist du kein großer Fan von ihm?
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Alt 18.01.2011, 12:46   #47
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Lustig, Nietzsches "Zarathustra" hatte ich in dem Zusammenhang ja schon zitiert. Der beschreibt eine Art "Anti-Menschen" (um diesen Terminus aufzugreifen) als positive Entwicklung, um den Untergang des Menschen zu beschleunigen (besagte "Antis" inbegriffen), um den Weg für den Übermenschen zu bereiten. Allerdings stört sich Nietzsches Zarathustra nicht am Destruktiven des Menschen, apollinische und dionysische Züge sind dem Übermenschen mindestens ebenso eigen, nein, er verabscheut Unterwürfigkeit, Gehorsam und Anpassung, die im zentralen Moment der Gesellschaftsbildung zum Unding "Religion" kumulieren. "Wer gehorcht, hört sich selber nicht". "Sklavenmoral" nennt Nietzsche das.

Zitat:
sonst wäre ich wohl ein verschrobener, gefühlskalter Einsiedler ohne soziale Kontakte
In solchen Leuten sieht Zarathustra übrigens die Vorstufe der erleuchteten Übermenschen.

@Glasauge Bill: Aus irgendeinem Grunde will mir scheinen, dass Du Dich hier mindestens genauso angegriffen fühlst wie GzS, nimm's nicht krumm, aber so kommt's rüber. Ihr bewerft Euch mit teils gleichen Vorwürfen und reagiert recht identisch darauf.
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Alt 18.01.2011, 13:10   #48
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Ich traue niemandem, der einen "neuen Menschen" schaffen will.
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Alt 18.01.2011, 13:19   #49
männlich Geist zu Staub
 
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Also so, wie Nietzsche es zu sehen scheint, klingt mir das Ganze dann doch ein wenig zu abgehoben, von wegen Übermensch usw. Wenn er der Meinung ist, dass es von Nöten ist, dass sich jedes Individuum quasi vom anderen abkapselt und seinen Groll gegen seine eigene Art in vollen Zügen lebt, dann wäre mir das doch eher abspenstig.
Durch was zeichnet sich denn ein "Übermensch" genau aus? Was macht ihn so erstrebenswert? Bin mit Nietzsche nicht so bewandert =)
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Alt 18.01.2011, 14:44   #50
männlich Caliban
 
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Der Übermensch hat die "Grundtatsache der menschlichen Existenz" verinnerlicht, den "Willen zur Macht". Der Übermensch ist in seiner Motivation reiner Tatendrang und nicht von Glauben oder Moral in seinem Schaffensdrang beschränkt.
Im Prinzip ist der Übermensch reine, gelebte Kreativität, eine Schöpfergestalt, die an des toten Gottes Stelle tritt.
Der Wille zur Macht soll ihn in die Lage versetzen, seine schöpferischen Gaben voll ausschöpfen zu können.
Er ordnet sich nichts und niemandem unter, hat ein unbeschwertes, fröhliches, fast kindliches Gemüt, lebt seine Leidenschaften und Tugenden (letztere sind nicht näher spezifiziert und wohl eher individueller Natur, da Staaten, Gesellschaften und Institutionen, die eine gemeinsame Moralvorstellung nötig haben, von ihm als unwürdig abgetan werden) mit Leib und Seele, ist Feuer und Flamme für alles was er tut und schafft.

Ihm gegenüber steht der normale Mensch, der, von Verklemmtheit, Hemmung, Lustfeindlichkeit, "Sklavenmoral", Unterwürfigkeit und Gottglauben, zusammengefasst genannt "der bleierne Geist der Schwermut", zerfressen, sein kreatives Potenzial unterdrückt und willig im eigenen Elend verharrt.
Aus Zarathustra:
"Vom Affen stammt Ihr und tatsächlich ist mehr vom Affen noch in euch, als irgend ein Affe vermag!"

Achtung: Mit der Nazi-Ideologie hat das wenig zu schaffen, Nietzsche zieht viele seiner Begrifflichkeiten und Ideen aus den damals recht populären hinduistischen und buddhistischen Mythologien. Die hinduistische "Baghvadgita" und "Maharabata", zwei mythisch-philosophische Hinduschriften, erfuhren damals einen regelrechten Hype.
Die sozialistische Kernideologie und den vorauseilenden Gehorsam der Nazis hätte er wohl rundweg abgelehnt oder aber die Nazis als geeignetes Instrument zur "Überwindung des Menschen" gesehen.
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Alt 18.01.2011, 14:46   #51
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@Schamansky: Und ich misstraue dem Pasta-Pantheon und dem Über-Maki.
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Alt 18.01.2011, 14:50   #52
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Und das ist mein Problem mit Nietzsche - wer gibt dem Übermenschen das Recht, seinen Willen zur Macht ohne jede ethische Schranke und ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen? Er sich selber!

Ein aufgeblasener Ego-Kult, nichts weiter. Dem Buddhismus diametral gegenüber.
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Alt 18.01.2011, 14:56   #53
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Ein sehr interessantes Konzept, wenn auch fehlerhaft.
Wenn jeder einzelne Mensch diesem Prinzip folgen würde, dann wäre es undenkbar, dass man sein eigenes Inneres derartig frei und grenzenlos ausleben könnte. Schließlich hätte dieses Ziel dann jeder im Sinn, und wenn man keine Rücksicht auf Moral nimmt, dann ist man auch dazu bereit, andere in ihrem Handeln einzuschränken, nur um seinen eigenen Willen voll zu entfalten. Die angestrebte Kreativität löscht sich also wechselseitig aus.
Aber mit Sicherheit war es ohnehin mehr als utopisches Konzept gedacht. In der Praxis wäre es reines Chaos, eigentlich schon fast wieder ein urnatürlicher Zustand:
Jeder gegen jeden, der Stärkere überlebt, keine Gnade und keine Grenzen. Sehr bestialisch.
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Alt 18.01.2011, 15:11   #54
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@GzS & Schamansky: Im Endeffekt widersprecht Ihr beiden Nietzsche ja nicht einmal, die ethischen Grenzen sind in seiner Utopie ja nicht mehr vorahnden, ebensowenig Jene, über die man sich hinwegsetzen müsste.
Und die sich gegenseitig behindernden Handlungen und Absichten und Einschränkungen, die ja nach Nietzsche lediglich Ausfluss der menschlichen Unvollkommenheit sind träten gar nicht zutage.
Da sich Kritik an Nietzsches Philosophie immer nur im Rahmen bestehender gesellschaftlicher Normen und Institutionen bewegt, kann sie ihn eigentlich gar nicht treffen, hingegen eine kulturell und ethisch befreite Argumentation vermag ihm nicht zu widersprechen. Eigentlich ein hübsches rhetorisches Blendwerk.

Man sollte aber auch in Nietzsche das sehen, was er ist, bzw. war: Ein verschrobener Einsiedler im Elfenbeinturm zum einen, zum anderen allerdings auch ein Denker und Logiker, der tatsächlich hinterfragt und beim Hinterfragen nicht vor kulturellen Wurzeln und gesellschaftlicher Determination haltmacht. Jedenfalls ziehe ich ihn Schopenhauer ohne weiteres vor.
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Alt 18.01.2011, 15:13   #55
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Und ich ziehe Schopenhauer vor. Der hatte ein Gewissen und war empathiefähig.
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Alt 18.01.2011, 15:22   #56
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Zitat:
Da sich Kritik an Nietzsches Philosophie immer nur im Rahmen bestehender gesellschaftlicher Normen und Institutionen bewegt, kann sie ihn eigentlich gar nicht treffen, hingegen eine kulturell und ethisch befreite Argumentation vermag ihm nicht zu widersprechen.
Ein sehr interessanter Denkansatz.
Es ist, als ob er in einer Burg lebt. Von außen kann man brüllen, schreien und Steine gegen die dicken Mauern schleudern wie man will, es kümmert ihn nicht, er ist sicher. Und sobald man das Tor durchschreitet, um ihn direkt und persönlich zu konfrontieren, ist man bereits in seiner Argumentation gefangen und ist wehrlos. Eigentlich genial.
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Alt 18.01.2011, 15:27   #57
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Zitat:
Zitat von Schamansky Beitrag anzeigen
Und ich ziehe Schopenhauer vor. Der hatte ein Gewissen und war empathiefähig.
Ja, vor allem, wenn es um seine eigenen Interessen ging. Einige seiner Zeitgenossen, seine Familie eingeschlossen, sahen in ihm einen zänkischen, rechthaberischen und auf seinen Vorteil bedachten Grantler.
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Alt 18.01.2011, 15:30   #58
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Zitat:
Zitat von Geist zu Staub Beitrag anzeigen
Ein sehr interessanter Denkansatz.
Es ist, als ob er in einer Burg lebt. Von außen kann man brüllen, schreien und Steine gegen die dicken Mauern schleudern wie man will, es kümmert ihn nicht, er ist sicher. Und sobald man das Tor durchschreitet, um ihn direkt und persönlich zu konfrontieren, ist man bereits in seiner Argumentation gefangen und ist wehrlos. Eigentlich genial.

Nix genial. Flucht in ein fiktives Schwarzes Loch. Da drinnen sitzt er und schreit: "Ätsch, ätsch, ihr kriegt mich alle nicht!" Kann jeder. Und da kann man ihn auch sitzen lassen.

Mit den Worten Schopenhauers (zum Solipsismus, paßt aber): ein in ein uneinnehmbares Blockhaus verschanzter Irrer.
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Alt 18.01.2011, 15:32   #59
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ja, vor allem, wenn es um seine eigenen Interessen ging. Einige seiner Zeitgenossen, seine Familie eingeschlossen, sahen in ihm einen zänkischen, rechthaberischen und auf seinen Vorteil bedachten Grantler.
Unbestritten kein Charmebolzen.
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Alt 18.01.2011, 15:34   #60
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Aus der Feder Schopenhauer'scher Empathie und Ethik :

Zitat:
„Sie sind sexus sequior, das in jedem Betracht zurückstehende, zweite Geschlecht, dessen Schwäche man demnach schonen soll, aber welchem Ehrfurcht zu bezeugen über die Maßen lächerlich ist und uns in ihren eigenen Augen herabsetzt. […] Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das unästhetische nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben.“

– Essay „Über die Weiber“ (1851)
Sein subjektiver Idealismus liest sich durchgehend wie Hesse'sches Wolfsgeheul, passt aber Perfekt in eine Gegenwart, in der das, was man nicht hat, zum Maß dessen, was man ist, geworden ist.
Eigentlich redet er Nietzsche das Wort, der seinerseits ja letztenendes mit "Zarathustra" die notwendige Konsequenz aus Schopenhauers selbstmitleidigem und misanthropischen Weltbild zieht.
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Alt 18.01.2011, 15:38   #61
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"notwendig" Für wen? Wieso? Entscheidet wer?

---

Daß aus "Über die Weiber" zitiert werden würde, konnte nicht ausbleiben.

---

Schopenhauer hielt nicht viel von der Menschheit. Aber vernichten und durch seine private Fiktion ersetzen wollte er sie nicht.
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Alt 18.01.2011, 16:00   #62
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Notwendig, will man das vielzitierte "Jammertal" nicht beibehalten und im eigenen Elend verharren.
Nietzsche setzte einen deutlichen, lebensbejahenden Kontrapunkt zum Hinduismushype jener Zeit, der sich in Schopenhauers asketischer Depression ausdrückt.
Was beide gemeinsam haben, ist allerdings das Frauenbild (wiewohl Nietzsche immerhin einräumt, dass diese ihre Vorzüge eben an anderer Stelle haben), was hinsichtlich des Liebeslebens beider tief blicken lässt. Der eine zuviel, der andere zu wenig. Cosima Wagner contra Pudel Atman.

Gott ist tot, es lebe der Überpastakoch.


Schopenhauer wäre im viktorianischen Puritanismus sicher besser aufgehoben gewesen, wiewohl er sicher als Inspirator und Vordenker Nietzsches seinen verdienten Platz in der Geschichte der Philosophie hat.
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Alt 18.01.2011, 16:31   #63
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Schopenhauer hat seinen Platz in der Philosophiegeschichte durch sich selber, unabhängig davon, ob später ein Nietzsche seine Metaphysik pervertiert hat oder nicht.

Davon abgesehen bin ich gar kein Schopenhauerianer.
Das Frauenbild des 19. Jahrhunderts haben wir auch überwunden, dem Himmel sei Dank.

Das Fliegende Spaghettimonster allerdings ist ein Symbol für die spekulative Willkürlichkeit aller metaphysischer Fiktion. (Natürlich nicht. Es ist die letzte und absolute Wahrheit. Metaphysisch.)
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Alt 18.01.2011, 16:51   #64
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Na, ein Nitzscheianer (Gene Roddenberry lässt grüßen) bin ich auch nicht eben. Allerdings dürfte der olle FWN den Begriff der spekulativen Willkür aller metaphysischen Fiktion gefallen haben.

Welchen Stellenwert hätte eigentlich ein Mitglied der Barilla-Familie im FSM-Kult?
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Alt 18.01.2011, 17:09   #65
männlich Ex-Schamanski
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Nicht mehr als ein Mitglied der Familie Ratzinger im RKK-Kult.
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Alt 18.01.2011, 17:24   #66
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Eine Religion ist nichts ohne ihre Lehrer
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