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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 28.01.2020, 22:03   #1
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard verdursten

verdursten

(für n.)

beim eintritt hast du leis mir zugewunken
bringst heiße schokolade – „geht auf spesen“
schaust heimlich ab und an zu mir vom tresen
ich sonne sanft mich in der flut der funken

wenn sinnend ich oft vor dem herd versunken
vermochtest du mit wein die trance zu lösen
so habe ich mir dein verborgenes wesen
gewissermaßen schluck für schluck er-trunken

doch unsrer unvergossenen tränen salz
lässt sich mit flüssigkeiten nicht behandeln
ich muss es trocken nehmen, anderenfalls

wird es sich mit der jahre flucht verwandeln
auf lippen, zunge, gaumen und im hals
zum köstlichen geschmack bitterer mandeln
Epilog ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2020, 09:18   #2
weiblich Silver
 
Benutzerbild von Silver
 
Dabei seit: 08/2014
Beiträge: 1.020

Standard Hallo an Dich,

Epilog, das Gedicht ist teils poetisch teils beschreibend verfasst. Ich lese aber deine Gefühle gut heraus. Das Beschreibende stört mich beim lesen. Auch "geht auf spesen" liest sich schwer. Ich denke, das kannst Du besser beschreiben. "vor dem Herd versunken"? Ich weiß ja, was Du meinst, aber vielleicht schreibst Du doch etwas um? wenn sinnend ich stehe vor dem Herd oder wenn ich am Herd in Gedanken versunken?

Weil es aber von Herzen kommt und jemand angeschrieben wird, wird der Brief so auch verstanden werden.

Gern gelesen und LG Silver

Geändert von Silver (29.01.2020 um 11:23 Uhr)
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Alt 29.01.2020, 20:34   #3
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard Liebe Silver

danke für Deine Aufmerksamkeit und Deine Änderungsvorschläge. Ich setze mir selbst immer ein Reimgerüst, um mir Begriffsstrukturen vorzugeben, an denen ich mich orientieren kann, und dabei kommen manchmal eigenartige Wortbildungen zustande. "Geht auf Spesen" hat mir selbst auch nicht gefallen, denn es hieß in Wirklichkeit wohl "Geht aufs Haus". Und da es hier ja sozusagen auch um "Flüssigkeit" geht, die sich nach Deinem Empfinden nicht überall einstellt, habe ich es noch ein wenig umgeschrieben. Kurz und gut (?), hier die neue Version, mit markierten umgeschriebenen Zeilen:

verdursten

(für n.)

beim eintritt hast du leis mir zugewunken
und "heiße schokolade" schon vom mund gelesen
schaust heimlich ab und an zu mir vom tresen
ich sonne sanft mich in der flut der funken

wenn in gedanken ich am herd versunken
vermochtest du mit wein die trance zu lösen
so habe ich mir dein verborgenes wesen
gewissermaßen schluck für schluck er-trunken

doch unsrer unvergossenen tränen salz
lässt sich mit flüssigkeiten nicht behandeln
ich muss es trocken nehmen, anderenfalls

wird es sich mit der jahre flucht verwandeln
auf lippen, zunge, gaumen und im hals
zum köstlichen geschmack bitterer mandeln

Ich weiß gar nicht, welche Version mir besser gefällt. Alltägliche, "prosaische" Erwähnungen von Spesen, Tresen und vom Herd verstärken m.E. die Wirkung von kontrastierenden, sehr "sinnlichen" Aussagen wie in ST1 Z4 oder ST4 Z3. Das macht (für mich) den Reiz einer halbwegs "modernen" Lyrik aus ...

Btw: Natürlich ist dieses Gedicht einer sehr realen Person gewidmet, deshalb auch die initiale Widmung. Doch da die hier geschilderten Erinnerungen rund drei Jahrzehnte zurückreichen, werde ich es N. natürlich nicht mehr zukommen lassen.

Einen schönen Abend wünscht

Epilog
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Alt 29.01.2020, 22:23   #4
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

hm na ja gute einiges zu ändern...

Danach als du mir zugewunken
bin sinnleer ich im Herd versunken.
Du holtest dir dann auch das Beste
die knusprig feinen überreste.


hätte ich lieber gelesen.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2020, 23:16   #5
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
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Alter: 56
Beiträge: 515

Standard oh Ralfilino,

Dich hätten Deine furzenden Miezen schon mit Haut und Haar verspeist.

Ich bin so froh, dass ich die bitteren Mandeln bis zum Ende auskosten kann ...

Sorry, bin ja sonst nicht so bösartig, somit also dennoch

einen schönen Abend

Epilog
Epilog ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2020, 23:49   #6
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

meine bösartigkeit ist wie der glasierte zucker auf einem punschkrapfen.

https://up.picr.de/37767550sj.jpg


dir auch
vvllg
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Alt 31.01.2020, 16:38   #7
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Hallo Epilog,

die erste Strophe der zweiten Version gefällt mir persönlich besser.
Überhaupt finde ich das Gedicht sehr interessant!
Was ich allerdings, im Gegensatz zu Silver, nicht wirklich verstehe ist: "..sinnend ich oft vor dem Herd versunken" bzw. "..in Gedanken ich am Herd versunken"
Wie kommt jetzt der Herd da rein? 🙈

Die letzte beiden Strophen finde ich wunderschön!

Eines irritiert mich aber: der "köstliche Geschmack bitterer Mandeln"??
Bittermandeln schmecken unangenehm - mal abgesehen von der Blausäure, die nach dem Verzehr im Magen entsteht.
So gesehen würde es ja passen.
Köstlich sind sie nicht, aber giftig! 😉

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2020, 20:01   #8
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
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Standard Liebe Mohrel

vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Fragen.

Die Strophen 1 und 2 beschreiben zwei verschiedene Situationen, in denen mich die wunderbare N. immer wieder mal mit Flüssigkeiten versorgte (bzw. deuten diese Situationen an): in Ihrem Café mit Schokolade und mit Küchenwein, wenn ich mal wieder ein höchst kompliziertes Kochrezept ausprobierte, was ich vor vielen, vielen Jahren öfters gern getan habe.

Obwohl ich Bittermandeln glücklicherweise nie probiert habe, weiß ich natürlich, dass Sie bitter schmecken und vor allem giftig sind. Hier sollen sie andeuten, dass mir von all diesen Erinnerungen nur die Bitterkeit geblieben ist, die ich - deshalb "köstlich" - nun auch noch versuche auszukosten.

Ich weiß, das sind sehr individuelle Zusammenhänge, die ein "Außenstehender" nur schwer verstehen kann - aber für mich sollte Lyrik vor allem Andeutungen machen, die jedem Leser individuellen Deutungsspielraum lassen.

Falls Du solche Rätsel magst: Ich habe letztes Jahr noch zwei "vergleichbare" Gedichte geschrieben (allerdings für andere Frauen ...), die ansatzweise ähnliche Titel haben und deren Schlusszeilen eigentlich noch Schrecklicheres andeuten als nur die köstlichen Bittermandeln in diesem Fall:

https://www.poetry.de/showthread.php?t=87470
https://www.poetry.de/showthread.php?t=87837

Herzliche Grüße und einen schönen Abend

Epilog
Epilog ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2020, 21:50   #9
weiblich Silver
 
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Standard Hallo Epilog,

egal welche Version, Du musst sie mögen. Es ist Dein Brief und ich denke, das die erste Version so gut ist, wie sie ist. Die Zweite ist verständlicher, klingt gut, aber das Original ist der Brief und nichts anderes. Bleib Dir treu. LG Silver
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2020, 21:53   #10
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

Zitat:
beim eintritt hast du leis mir zugewunken
wie winkt man laut lustiger quargel-dünster?

Zitat:
doch unsrer unvergossenen tränen salz
lässt sich mit flüssigkeiten nicht behandeln
ich muss es trocken nehmen, anderenfalls
wo issn das salz zu finden? also normales kochsalz oder? Tränen bestehen ja aus Kochsalz, Traubenzucker und ein paar lustigen Proteinen. ich hab den traubenzucker lieber - also die süssen tränen, die meine babymiezen weinen wenn sie vor glück in meine armen flennen. nur bitte alter Golipe: die furzen NICHT. weils zum unterschied von deiner einzelraumspeisekarte bei mir NIE DOSENBOHNEN gibt.

vlg
r

hallo altes silberstück: Keine version ist gut. nur in deinen verqueren synapsen kommt das als gut rüber.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2020, 22:39   #11
weiblich Ilka-Maria
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Da sollte ein Sonett werden, und das ist dem Autor auch gelungen. Allerdings hat er, um das zu erreichen, den Inhalt in ein Korsett geschnürt, so dass mancher Ausdruck sehr verfremdet aus der Enge fand und nicht mehr zum Körper passen will.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2020, 23:30   #12
männlich Epilog
 
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Standard Hallo Ralfchen

"die furzen NICHT." schreibst Du empört, das ist aber nur aus einem Werk entlehnt, das Du am Heiligen Abend selbst veröffentlicht hast:
"Die Mücken stechen Mietzchens Po,
sie furzt und das macht mich nicht froh."
https://www.poetry.de/showthread.php?t=88306

Ich würde mir nie anmaßen, solches einfach zu erfinden, und möchte selbstverständlich auch keine Bekannten von Dir beleidigen.

Das Kochsalz lasse ich mal unkommentiert stehen ...

"wie winkt man laut lustiger quargel-dünster?"

Zu solchen und vielen anderen "Alogismen" würde ich mal den Klassiker "Die Struktur der modernen Lyrik" von Hugo Friedrich zu Rate ziehen, z.B. ab S. 191 ff. Ich bin sowieso mehr als erstaunt, dass im gesamten aktuellen Forum sämtliche Errungenschaften der europäischen Lyrik der vergangenen 150 Jahre von Baudelaire und Mallarmé über Georg Trakl bis Paul Celan praktisch ausgeblendet werden - ist das Absicht?

Dennoch wünsche ich wie immer

eine geruhsame Nacht

Epilog
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Alt 31.01.2020, 23:39   #13
männlich Epilog
 
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Beiträge: 515

Standard Hallo Ilka-Maria

ich hatte Deinen Einwand ja schon in meiner ersten Antwort an Silver eingeräumt. Oft bin ich selber überrascht, welche Verfremdungen die Formvorgaben (ob nun erfüllt oder nicht erfüllt) hervorbringen, die ich mir selbst auferlege.

Dieser Verfremdungseffekt kann oftmals aber gerade den besonderen Reiz des Ganzen ausmachen. Wem sich das nicht erschließt, der kann sehr gern an anderer Stelle weiterlesen (und auch gern Kritik üben, ich bemühe mich immer um Erläuterungen).

Einen schönen Abend wünscht

Epilog
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Alt 14.08.2020, 17:19   #14
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
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Beiträge: 7.878

Hallo epilog,

"Ich bin sowieso mehr als erstaunt, dass im gesamten aktuellen Forum sämtliche Errungenschaften der europäischen Lyrik der vergangenen 150 Jahre von Baudelaire und Mallarmé über Georg Trakl bis Paul Celan praktisch ausgeblendet werden - ist das Absicht?"

Das frage ich mich auch seit etlichen Jahren!
Selbst im ersten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts stecken geblieben, umfinstert und fast blind geworden, bricht nun ein Sonnenstrahl durchs Gewölke, blendet mich und lässt bestimmt nur mich frohlocken: Ein neuer Stern ist uns geboren, eine leises Winken weist zum in Schokolade versunkenen Held am Herd und ich lass mir die Bittermandeln gern auf der Zunge vergehen.
Wie kommt es, dass Du einem Bonvivant wie Ralfchen so runter machst?


Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2020, 19:00   #15
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

Lieber Epilog –

Bei meinem von dir mit Link erwähnten Text handelt es sich nicht um ein Mädchen sondern um eine ägyptische Nackt-Katze... Auch Sphynx-Katze genannt

https://up.picr.de/39220570rb.jpeg
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
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