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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 04.08.2023, 17:34   #1
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 394

Standard Caligula

In der Stadt der sieben Hügel
führt ein Mann ein Pferd am Zügel,
tritt mit ihm im Morgenschein
in den Kuriensaal hinein.

Gleich wird's in dem Raume leiser,
denn der Mann, das ist der Kaiser,
alten Stammes edler Spross,
und das Pferd sein Lieblingsross.

Letzteres hat seinen Herrn
und Gebieter auch recht gern.
Wie die Tunika sich bauscht,
als man dessen Rede lauscht:

"Hört, ihr Herren Senatoren!
Incitatus ist erkoren,
unter euch, den hohen Tieren,
als ein Konsul zu fungieren.

Mit der Pracht der weißen Zähne
und der wohl frisierten Mähne,
nebst den Augen, weich wie Samt,
taugt er wohl für dieses Amt."

Durch die Reihen geht ein Murren,
lauter, als die Tauben gurren
auf dem Dach des hohen Hauses,
Zeichen mangelnden Applauses.

Leider muss man sich bequemen,
den Erlass so hinzunehmen,
denn es ist des Kaisers Wille.
In dem Saal herrscht wieder Stille.

In den weißen Marmorhallen
hört man einen Apfel fallen.
Durch den Säulengang klingt dumpf
ein gedämpftes, sattes "Plumpf".

Endlich hat zum Wohl des Staates
mal ein Mitglied des Senates -
man gesteht es sich geniert -
was Konkretes produziert.
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2023, 21:53   #2
männlich DonErwin
 
Benutzerbild von DonErwin
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Angermünde
Beiträge: 125

Einfach Klasse!
DonErwin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2023, 17:10   #3
männlich Erhard Gratz
 
Benutzerbild von Erhard Gratz
 
Dabei seit: 11/2022
Ort: Lüneburger Heide
Alter: 90
Beiträge: 160

Einen in vierhebigen Trochäen so durchgängig lesbaren Text zu gestalten und dabei stets den Schalk durchblitzen zu lassen, - dazu gehört schon viel Sprachgefühl. Ich finde Deine geschichtsbezogenen Gedichte immer wieder Klasse.
Da fast die Hälfte der Römischen Kaiser, manche schon nach wenigen Tagen, eines gewaltsamen Todes starben, wundert mich, warum der Senat diesen Verrückten überhaupt vier Jahre ausgehalten hat. Insofern erinnert mich der Römische Senat an den Deutschen Bundestag.

Gruß, Erhard
Erhard Gratz ist offline   Mit Zitat antworten
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