Herostrat oder: Wie man sich (k)einen Namen macht

[Cornelius]

Es lebt' ein Mann in Ephesos,
den's über jedes Maß verdross,
dass er nur einer war von Vielen,
die ihre kleinen Rollen spielen
auf dieser großen Weltenbühne.
Ihn kümmerten nicht Schuld noch Sühne.
Er wollte aus der Masse ragen,
und koste es ihn Kopf und Kragen.
Beim Blick aufs Haus der Artemis
entblößt er höhnisch sein Gebiss:

"Wer braucht so einen Riesentempel,
zum Platzen voll mit Kunst und Krempel?
Die Hütte ist nicht unerlässlich
und obendrein noch grottenhässlich.
Dies überschätzte Weltenwunder
ist nur ein Schrein für Kitsch und Plunder.
Ich wage das, was keiner wagt:
Eh ihn der Zahn der Zeit zernagt,
will ich ein Feuerchen entfachen
und mich heut Nacht unsterblich machen."

Dem Erzvandalen wird nicht bange,
drum fackelt er auch gar nicht lange,
zerstört in schwarzer Schicksalsnacht
des Göttertempels Wunderpracht.
Das Heiligtum, so hoch und hehr,
versinkt im lichten Flammenmeer.
Noch bei der Lohe letztem Knistern
wird kund dem Volk und den Ministern:
Vom Bau, bezahlt aus ihrer Tasche,
blieb nur ein Haufen Schutt und Asche.

Der Angeklagte lässt sich foltern,
dann hört er schon die Richter poltern:
"Das hast du dir fein ausgedacht,
die Rechnung ohne uns gemacht.
Kein Schwein soll dich in Zukunft kennen
und grunzend deinen Namen nennen.
Dein Nachruhm wird von uns vernichtet,
du selbst wirst heut noch hingerichtet.
Auf dass kein Hahn mehr nach dir kräh:
Damnatio memoriae!"

N. B. : Der Mann aus Ephesos,
er nannte sich Herostratos.
Doch heute weiß das niemand mehr.
Der Richter Drohung war nicht leer.

[Perry]

leider erhalten nicht alle "Vandalen" ihren gerechten Lohn und der Mensch neigt dazu das Schlimme schneller zu vergessen.
Gern reflektiert und LG
Perry