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Alt 12.10.2017, 14:13   #1
weiblich Skaylar
 
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Beiträge: 302


Standard Spiel nicht mit dem Feuer

Nervös tapste ich vor der Haustür meiner Freundin hin und her.
21:47 Uhr, sie hat doch unsere Verabredung nicht vergessen?
Wieder schaute ich auf die Uhr, rollte mit den Augen und vergrub mein Gesicht in dem tiefblauen Schal, den ich erst letzte Woche von ihr bekommen hatte.
Ein schales Teil, aber sie war so begeistert davon und ich musste ihn tragen, um sie und ihren vermeintlichen Geschmack nicht zu beleidigen.
Die Minuten verstrichen nur langsam. Minuten, in denen mir schon längst hätte auffallen müssen, dass Monika auch nach dem 12. Mal Klingeln die Tür nicht öffnen würde.
Enttäuscht saß ich mich auf die kalten, harten Steinstufen,
die zu ihrer Wohnung führten und blickte auf die leere Straße.
Eine einzelne Laterne begann tapfer zu flackern,
das grelle Neonlicht brannte in meinen an die Dunkelheit gewöhnten Augen und vernetzte für kurze Augenblicke meine Sicht.
Lange schon war kein Licht mehr in den Fenstern der Nachbarn zu sehen,
die Rolläden waren heruntergelassen, um sich vor den Blicken eventueller
– vor Neugier platzender – Passanten zu schützen.
Der kalte Wind ließ mich frösteln und eisige Tropfen klirrten in mein Gesicht.
Regen?
Berdrückt blickte ich gen Himmel und bemerkte die tiefschwarzen Wolken,
die sich vor dem Mond hin und her schoben.
Mutter Natur ermahnte mich, mich auf den Weg nach Haus zu machen und fegte einen weiteren Luftstoß über meine ohnehin schon von der Kälte schmerzenden Haut.
Sichtlich niedergeschlagen stand ich auf, starrte auf meinen Display in der Erwartung,
eine Nachricht von ihr erhalten zu haben
– doch nichts Erwähnenswertes ließ sich finden.
Ich kramte meine Handschuhe aus den Jackentaschen, stülpte sie mir etwas unbeholfen über meine starren Hände und machte die ersten Schritte auf meinem langen Weg nach Hause.

Mittlerweile war aus den einzenlen Tropfen ein ungnädiger Schauer geworden.
Außer dem Auftreffen des Regens auf den überschwemmten Asphalt war kaum ein Geräusch zu hören, bis auf eine streunende Katze,
die geschickt auf eine Mülltonne sprang.
Der dumpfe Laut ließ mich kurz vor Schreck innehalten,
vorsichtig sah ich mich um.
Meine Blicke wanderten über die stillen Häuser, in denen sich sonst tagsüber laute,
bunte Geschichten ereigneten, die Bäume wogen sich rauschend im Wind und hier und da stand ein einsam parkendes Auto.
Die Gegend wirkte so verlassen bei Nacht,
alles schlief und auch ich freute mich nach diesem enttäuschenden Abend auf mein warmes Bett. Doch was war das?

Erschrocken drehte ich mich um. Schritte?
„Um diese Zeit ist doch keiner mehr unterwegs“, redete ich mir gut zu und schob mein Unwohlsein verantwortungslos auf meine sonst unbegründete Paranoia.
Nach kurzem Zögern setzte ich mich wieder in Bewegung,
vergrub meine Hände tief in den Taschen meiner Winterjacke und lauschte dem Plätschern des Regenwassers unter meinen vollkommen durchnässten Sohlen.
Jeder meiner Schritte schien mir verfolgt von fremden Blicken zu sein, doch wieder missachtete ich das Gefühl.
Mein Psychiater hatte mir geraten, in Momenten wie diesen Musik zu hören um mich abzulenken.
Gut, er hatte mir auch geraten nicht um 22 Uhr allein in der Dunkelheit umherzugehen,
aber das tut nichts zur Sache.
Ich suchte also meine Kopfhörer,
steckte mir einen ins Ohr und den anderen in den Schal und wollte gerade mein Handy
aus meiner Tasche ziehen, als mir auffiel, dass es nicht mehr da war.
Panisch - wie Teenager eben reagieren auf den Verlust ihres geliebten Smartphones -
begann ich den Weg und gleichzeitig meine Jacke zu durchsuchen.

„Gott sei Dank ist das Teil wasserfest!“, murmelte ich nur,
als ich es endlich aus einer Pfütze am Rand des Fußgängerweges herausfischte.
Energisch blinkend wollte es mir zu verstehen geben, dass ich zwei Anrufe verpasst und vier Nachrichten nicht gelesen hatte.
Schnell putzte ich den Display an meiner Jeans ab und entsperrte das System.
„Zwei Anrufe in Abwesenheit von Moni“, las ich mir vor und fuhr fort mit den Nachrichten.

„21:48: hey wo bleibst du? dachte wir treffen uns bei mir“
„21:48: oh hab dich grade weggehen sehen, wer war denn der typ bei dir?
„21:51: nicht cool mich erst zu versetzen und dann nichtmal schreiben“
„21:59: kay wie du meinst. take care, wir sehen uns eh morgen. lieb dich auch wenn du n idiot bist“

Mein Herz raste wie verrückt und ein einzelner Gedanke schoss mir sofort in den Kopf:
„Welcher Typ?“
Meine Blicke flogen ängstlich durch die Nacht,
panisch presste ich meinen Körper an eine Hauswand und atmete flach,
so flach und so still wie es mir nur möglich war.
Alles war still, der Regen ließ allmälich nach und ich hörte nichts außer mein pochendes Herz,
wie es mir beinahe aus der Brust berstete.
Ich versuchte krampfhaft mich zu beruhigen und tippte zitternd
meine vielleicht letzte Nachricht an meine beste Freundin.

Doch auf einmal hörte ich jemanden atmen, jemanden, der nicht ich selbst war.
Es war eher wie ein Hauchen, ein lustvolles, beängstigendes Hauchen.
Ich wagte kaum meine Blicke von dem Display zu lösen.
„Guten Abend, meine Liebe“, hörte ich eine dunkle Männerstimme flüstern.
„Du wurdest soeben auserwählt, meine neue Spielgefährtin zu sein!“
Starr vor Schreck sah ich ihn an, wie er vor mir stand und mich von Kopf bis Fuß musterte,
mit diesem Funkeln in seinem lüsternen Blick.
Er stand unmittelbar vor mir, ein großer, dürrer Mann mit unordentlichen schwarzen Haaren,
einem wahnsinnigen Lächeln wie man es nur aus den Meiden kannte
und stechend braunen Augen, die sich mir direkt in die Seele bohrten.
Als unsere Blicke sich trafen lachte er laut,
drückte meinen vor Angst steifen Körper fester gegen die Wand und würgte mich mit meinem Schal, sodass ich verzweifelt um ein bisschen Atem rang.
Tief sah er mir in meine tränengefüllten Augen,
zog ein Messer und drückte es gegen meine Wange.
„Es wird nur ganz kurz weh tun“, hauchte er in mein Ohr und ritzte währenddessen mit der Klinge mein Gesicht entlang.
Es schmerzte fürchterlich, die Schneide glitt glatt durch mein Fleisch und ich wollte nur schreien, ich versuchte es so sehr, und doch gelang es mir nicht weder den Mut noch den Atemn dazu aufzubringen.
Ich spürte wie warmes Blut über meine eisige Wange rann und sich mit meinen Tränen vermischte.
Er fasste mein Kinn, schob harsch meinen Kopf nach hinten und öffnete langsam seinen Mund.
Seine raue Zunge schob sich unsanft und gierig über meine Wunde,
es gefiel ihm wie ich mich wand um seinem Griff zu entkommen – doch jeder
Versuch war vergeblich.
Ich hörte auf mich zu wehren und gab mich ihm hin, ihm und seiner abartigen verquerten Fantasie.

Und plötzlich hielt er inne.
Er stand nur da und blickte mich enttäuscht und wütend an.
All seine Lust war aus seinem markanten Gesicht verflogen und alles was blieb war purer Zorn.
„Du gibst einfach so auf?“
Seine Stimme zitterte.
„Ich wollte mit dir spielen und du verlierst freiwillig?“
Bedrohlich richtete er sich auf und umklammerte fest sein Messer.
Ich war verwirrt und sackte zu Boden, flehte um Gnade und hielt meine Hände vor mein schmerzendes Gesicht.
„Bitte“, jammerte ich kaum hörbar, „ich will doch nur nach Hause, ich werde niemandem davon erzählen, aber bitte, lassen Sie mich gehen...“
Sein hasserfüllter Blick traf mich wie ein giftiger Pfeil und ich wusste,
dieser Blick war sein letztes Urteil.

Er packte meine Haare, zog mich grob nach oben und sah mir dabei zu wie ich versuchte mich aufrecht zu halten.
Mit der anderen Hand holte er rasch einen Flachmann aus seiner Manteltasche, schraubte ihn mit den Zähnen auf und leerte den gesamten Inhalt über mich.
Der stechende Geruch puren Alkohols drang mir ungnädig in die Nase.
„Weißt du was ich mit kaputtem Spielzeug mache?“
Hart stieß er mich zu Boden und zündete ein Streichholz an.
Mein letztes Gebet war fast gesprochen, da schmiss er es schon auf meine in Spiritus getränkte Jacke.
Er lächelte nur.
„Ich verbrenne es.“
Skaylar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2017, 18:28   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687


Wow. Ich bin wirklich beeindruckt. Fesselnd bis zum. Schluss und eine recht ungewöhnliche Geschichte.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2017, 18:57   #3
weiblich Skaylar
 
Benutzerbild von Skaylar
 
Dabei seit: 10/2017
Ort: klaatus Keller :D
Beiträge: 302


Liebe Silbermöwe

Vielen lieben Dank! :3
Ich hab echt versucht da mal alles reinzupacken was ich kann

Liebe Grüße
Skaylar
Skaylar ist offline   Mit Zitat antworten
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feuer, krimi

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