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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 02.09.2016, 22:38   #1
männlich Peter von Glatz
 
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Dabei seit: 03/2016
Beiträge: 122

Standard auch heute noch

auch heute noch

einsame frau am straßenrand
weinende hände vorm gesicht
aus den plumpen fingern
quellen rote tränen

hinter ihr in stiller glut
ein dorf aus trümmern
ragt verkohlt ein kinderbein
steigt noch zarter rauch auf

überm walde ferner donner
auch von drüben flammenschein
und der nachbar liegt und lächelt
große schwarze vögel an

doch sie denkt an uniformen
hört nur ihren trampelschritt
kinder liefen winkend mit
neulich als sie erstmals kamen
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Alt 02.09.2016, 23:21   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Was habt ihr nur immer mit den roten Tränen...? In jedem düsteren Text, na ja, in fast jedem, tauchen sie auf. Ist schon lästig, wenn man immer die gleiche Metapher vorfindet.

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.09.2016, 23:31   #3
männlich Peter von Glatz
 
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Beiträge: 122

Standard auch heute noch

Grüß Dich, Corazon! Weißt, in meinem Kopf klingelt ein Zitat: "Wer kann was Kluges, wer was Dummes denken, was nicht die Vorwelt schon zuvor gedacht!"
Mach's gut! Servus, P v G .
Peter von Glatz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.09.2016, 23:45   #4
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Zitat:
Zitat von Peter von Glatz Beitrag anzeigen
"Wer kann was Kluges, wer was Dummes denken, was nicht die Vorwelt schon zuvor gedacht!"
Auch wieder wahr. Tja, alles hat zwei Seiten...

Freundliche Grüsse

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2016, 08:53   #5
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo,

düstere Bilder, ohne irgendeine Emotion geschildert, klasse.

Zitat:
und der nachbar liegt und lächelt
große schwarze vögel an
Das ist sehr eindrucksvoll und geht unter die Haut.


Zitat:
kinder liefen winkend mit
neulich als sie erstmals kamen
Grausam, sie begrüßten den Tod, ohne es zu ahnen.

Du hast ein erschütterndes Bild über den Krieg und sein Leid gemalt, danke, dass du mich über die Sinnlosigkeit nachdenken ließest.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2016, 09:56   #6
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.117

Zitat:
Zitat von Peter von Glatz Beitrag anzeigen
auch heute noch

einsame frau am straßenrand
weinende hände vorm gesicht
aus den plumpen fingern
quellen rote tränen
Das Bild insgesamt ist erschütternd, da schließe ich mich Nöck an.

Im Detail ist mir die Schilderung jedoch zu reduziert. Wenn es nur eine Frau getroffen hätte ... nun, dann könnte man denken: Pech gehabt. Ein Einzelschicksal, mehr nicht.

Auch scheinen mir die Metaphern mit reichlich Mühe konstruiert zu sein, vor allem die "weinenden Hände" und die "quellenden Tränen".

Wenn ich mein Kind, meine Nachbarn und alles, was mir sonst lieb und teuer war, durch Gewalt verloren hätte, quellten bei mir keine Tränen, sondern sie kämen in Sturzbächen.

Ebenso stört mich der "Trampelschritt". "Schritt" gehört zu "schreiten", wer aber schreitet, trampelt nicht.

Wie gesagt: Das Gesamtbild kommt rüber, aber über die Metaphern könnte nachgedacht werden. Oft ist weniger mehr.

LG
Ilka
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Alt 03.09.2016, 15:38   #7
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Wenn ich mein Kind, meine Nachbarn und alles, was mir sonst lieb und teuer war, durch Gewalt verloren hätte, quellten bei mir keine Tränen, sondern sie kämen in Sturzbächen.
Ich denke dem Autor ging es in dem Gedicht nicht primär darum wie eine Ilka-Maria reagieren würde, wenn auch die Information darüber sicher für den einen oder andern sehr interessant sein mag, aber für das Gedicht eher unerheblich ist.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ebenso stört mich der "Trampelschritt". "Schritt" gehört zu "schreiten", wer aber schreitet, trampelt nicht.
Das wiederum fällt in die Kategorie "Haarspaltende Erbsenzählereien".

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2016, 16:21   #8
Thing
R.I.P.
 
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Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Corazon De Piedra Beitrag anzeigen


Das wiederum fällt in die Kategorie "Haarspaltende Erbsenzählereien".

Corazon
Das hinwiederum fällt in die Kategorie "Ist doch egal, Hauptsache es wird ein Gedicht. Das Handwerkszeug ist nicht wichtig.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2016, 16:21   #9
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.117

Zitat:
Zitat von Corazon De Piedra Beitrag anzeigen
Ich denke dem Autor ging es in dem Gedicht nicht primär darum wie eine Ilka-Maria reagieren würde, wenn auch die Information darüber sicher für den einen oder andern sehr interessant sein mag, aber für das Gedicht eher unerheblich ist.



Das wiederum fällt in die Kategorie "Haarspaltende Erbsenzählereien".

Corazon
Ich bin sicher, dass den Autor eher deine weitere, vielleicht etwas fundiertere Meinung als weiter oben zu dem Gedicht interessiert hätte als deine Meinung zu meinem Kommentar. Aber da bin ich wohl doch wieder mal wichtiger gewesen - wie immer. Ich danke für die außerordentliche Aufmerksamkeit .

Lieber Peter von Glatz, es ist bedauerlich, dass Dein Faden für Corazons Granatwürfe herhalten muss - aber sie ist nun mal in Waffen vernarrt. Ich hoffe, die nachfolgenden Kommentare befassen sich wieder mit Deinem Gedicht.

Liebe Grüße
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2016, 16:45   #10
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo, Peter von Glatz,
Deine einsame Frau gefällt mir. Für mich steht dieses Einzelschicksal für hunderttausendfach gleiche oder ähnliche Schicksale. Ilka-Marias gequält intellektueller Beitrag geht hier und beim Trampelschritt völlig daneben. Aber immerhin weißt Du nun, dass Schritt etwas mit schreiten zu tun hat. Was soll es da schon, wenn Wilhelm Busch den Sauseschritt, andere die Trippelschritte erfunden haben? Trampeln hat was mit lautem Auftreten zu tun (kann man auch im Sitzen machen) und Soldaten marschieren (und viele ließen sich Metallplättchen unter den Absatz nageln, damit man ihr Auftreten deutlich vernahm) und dieses Marschieren kann einem durchaus als Trampeln in den Ohren klingen.
Ich bin ja schon froh, dass Du keine Tanzszene geschrieben hast und die Pärchen im Polkaschritt durch den Saal hast schreiten lassen.
Genug des Spotts.
Die "weinenden Hände" und die "roten Tränen" sind auch für mich recht fragwürdig. Dass die Tränen "quellen" ist mir aus einem anderen Grund als ihn I-M aufführt suspekt. Einer Frau in dieser furchtbaren Lage "quellen" keine Tränen, schon gar keine "Sturzbäche". Ich denke, da sind keine Tränen mehr, da ist Entsetzen und tränenlose Trauer.
Insgesamt kommt dies durch das aus Trümmern ragende Kinderbein und dem (im Tode erstarrten) Lächeln zu den großen schwarzen Vögeln sehr gut zum Ausdruck.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2016, 18:25   #11
männlich Peter von Glatz
 
Benutzerbild von Peter von Glatz
 
Dabei seit: 03/2016
Beiträge: 122

Standard auch heute noch

Grüß Euch, Corazon, Nöck, Ilka, Thing und Heinz! Bin mal wieder da. Ein herzliches Dankeschön für Eure netten Zeilen! Also: Mein Liedel ist die Reaktion auf Fernsehsendungen und Erinnerung. Rote Tränen sind keine Metapher, ganz real gemeint: Die Überlebende weint noch oder wieder, Blut rinnt ihr aus einer Kopfverletzung, vermischt mit den Tränen, quillt durch die vor Entsetzen ihr Gesicht verhüllenden Finger ihrer Hände. Trampelschritt: Noch nie was von "Im Gleichschritt marsch!" gehört? Dieses Getrampel, das dann anhebt! Machts gut und vertragts Euch! Servus, P v G .
Peter von Glatz ist offline   Mit Zitat antworten
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