Letzter Stein

[gummibaum]

Es war so schwer, den Stein zu finden,
der meinem Mosaik gefehlt,
des Lauschens Auge, das den Blinden
als Seher aus dem Dunkel schält.

Als er mich rief, schloss sich die Lücke.
Ich horchte, schaute, wer ich war.
Ging aufrecht, leicht und ohne Krücke.
Das Trübe wich, die Nacht war klar.

[gummibaum]

korrigiert

[Avishag]

Hallo,
ich lese gerne den Schwung ,welcher sich in manchen gereimten Gedichten liest.

und ich kenne diese Verwandlung auch.

Lg Avishag

[gummibaum]

Danke, Avishag. Willkommen im Forum!

LG gummibaum

[shoshin]

Lieber Gummibaum,
Ja, das wünsche ich mir auch oft!
Das "Lauschens Auge" gefällt mir nicht so gut, es klingt für mich nach CIA-Methoden
Vielleicht könnte dein Gedicht auch so den starken Ausdruck behalten:
"zu hören den Ton, der den Blinden"
und dann in S2V2:
"Ich horchte, spürte, wer ich war"
Lieben Gruß
shoshin

[gummibaum]

Liebe Charis,

ja, Lauschen kann in die falsche Richtung deuten. Gemeint ist: das innere Auge, nur braucht das hier Apostroph (inn're).

LG gummibaum

[shoshin]

der blinde seher hört das ', schreibs einfach ohne

[gummibaum]

Hallo shoshin,

na gut. Übrigens habe ich das Lauschen auch ich früheren Gedichten verwendet (s.u. das über Demokrit, 2013, Fettdruck für dich). Danke. LG g

Letzter Stein

Es war so schwer, den Stein zu finden,
der meinem Mosaik gefehlt,
das innre Auge, das den Blinden
als Seher aus dem Dunkel schält.

Als er mich rief, schloss sich die Lücke.
Ich horchte, schaute, wer ich war.
Ging aufrecht, leicht und ohne Krücke.
Das Trübe wich, die Nacht war klar.


Der Seher

Er hatte viel gesehen, plötzlich senkte
er seinen Blick, dann hob er ihn zum Licht,
zur Sonne hin, wich ihrem Brande nicht,
so dass er ihr aus Dank die Augen schenkte.

Es wurde dunkel und die Welt der Dinge
entzog sich ihm, es blich der äußre Schein,
doch zog er nun aus Sinnentiefen ein
viel feinres Lauschen, scharf wie eine Klinge.

Vielleicht hat mancher Narr nun diesen Blinden,
wenn er ihn tastend wandern sah, geneckt,
er konnte andern sichre Wege finden,

sah, was den sehend Blinden blieb versteckt,
an welches Gift sie sich verblendet binden
und warnte den, der weise sich entdeckt.

[shoshin]

Er hatte viel gesehen, wunschlos senkte
er seinen Blick, so hob er ihn zum Licht,
zur Sonne hin, wich ihrem Brande nicht,
so dass er ihr aus Dank die Augen schenkte.

Es wurde dunkel und die Welt der Dinge
entzog sich ihm, es blich der äußre Schein,
doch zog er nun aus Sinnentiefen ein
gar feines Hören, scharf wie eine Klinge.

Vielleicht hat mancher Narr nun diesen Blinden,
wenn er ihn tastend wandern sah, geneckt,
er konnte endlos viele Wege finden,

sah, was den sehend Blinden blieb versteckt,
an welches Gift sie sich verblendet binden
und warnte den der weise sich entdeckt.

[gummibaum]

Ich staune, bin begeistert, shoshin! Deine Überarbeitung macht den Text klarer, besser.

Gute Nacht
LG gummibaum

[simbaladung]

Zitat von gummibaum

Letzter Stein

Es war so schwer, den Stein zu finden,
der meinem Mosaik gefehlt,
das innre Auge, das den Blinden
als Seher aus dem Dunkel schält.

Als er mich rief, schloss sich die Lücke.
Ich horchte, schaute, wer ich war.
Ging aufrecht, leicht und ohne Krücke.
Das Trübe wich, die Nacht war klar.

Hallo, gummibaum,

diesen letzten Stein zu finden, wer wünscht sich das nicht. Sehr schön!!
Das "innre Auge" hier, wie shoshin vorgeschlagen hat, gefällt mir auch gut,
es harmoniert vom Wortklang schön mit dem "Blinden" am Versende.

Das Wiederlesen des "Sehers" hat mir mir auch viel Freude gemacht.

mit freundlichem Gruß,
simba

[gummibaum]

Danke, simba.

Alles Liebe wie immer.
LG gummibaum