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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 17.04.2010, 23:44   #1
männlich Bullet
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Dabei seit: 07/2009
Beiträge: 499

Standard die götter von hyderabad

[genome kopiert] sprengen
im SODIUM PENTOTHAL universum
der von-neumann-architektur
das [innere] gefüge

alte bindungen brechen auf
traditionen zerbröseln
wie boote deren leinen
man vom kai abgeschnitten hat
im [gelb] des großen flusses
und die
[jeder für sich]
auf die offene see
hinaus treiben

der HALT geht verloren
die götter tragen masken
Bullet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2010, 22:08   #2
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Lieber Bullet,

es scheint Dir etwas an diesem Gedicht zu liegen, aber ich bin damit auch überfordert. Also laß mir Zeit.

Zitat:
die götter tragen masken
Heißt das, sie verstecken sich wie beim Mardi Gras? Sie sind überhaupt nicht zuständig?

LG von einer müden Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2010, 22:12   #3
weiblich Ex-phönixe
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 401

Hallo Bullet,
ich hatte dieses Experiment von dir schon mehrfach gelesen,
bin mir aber nicht sicher, ob ich es verstehen kann,
die genannte Stadt gibts, glaube ich, zweimal,
der genannte Wirkstoff - möglicherweise hier ein Wahrheitsserum gemeint,
( welches wohl oft unter Zwang verwendet wurde- diese Info las ich im Netz- deswegen ein Aspekt mehr, der mich verwirrt)
obendrein, meine ich, alles was in Klammern gesetzt wird, sollte zuerst berücksichtigt werden( und damit habe ich bei deinem Text ein Problem)
weil für mich
das innere gelb, sicherlich was anderes ist, als für dich als Schreiber,

lg phönixe
Ex-phönixe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2010, 02:37   #4
männlich Glasauge Bill
 
Dabei seit: 07/2007
Alter: 34
Beiträge: 494

Hey Bullet.
Ich versuche mich mal.

Ein sehr rätselhaftes Werk, was du uns auftischst, und ich muss sagen, dass ich einiges nachgoogeln musste, um auf meine Interpretation zu kommen.
Ich sehe in den Zeilen als Gesamtheit einen Zeigefingerwink gegen die biotechnische Industrie. Das wird schon in der Überschrift und im ersten Vers deutlich. Die Götter von "Hyderabad" - einer Stadt in Indien; dort ansässig das so genannte "genome Valley".
Darauf deutet auch [genome kopiert] hin.
SODIUM PENTOTHAL ist ein Narkotikum, dass ich wegen fehlender Kenntnis nicht einordnen kann, jedoch kommt alleine durch dieses Fremdwort ein stark medizinischer Touch in das Gedicht.
Die von-neumann- Architektur kenne ich nur aus dem Informatik LK und erinnere mich noch an den Aufbau: Steuerwerk, Rechenwerk und Speicherwerk. Gerade letzteres passt gut zu den Genomen, im Gesamten aber auch zum menschlichen Körper - Kleinhirn, Großhirn, Muskeln. (Sie könnte natürlich auch einfach für die (Vor)Simulation am PC stehen.)
Ich deute also die erste Strophe so: Die Beschreibung eines medizinischen Eingriffes, bei dem das innere des "Opfers" verändert wird.
Die Symbolik des Narkosemittels und die Analogie zur Informatik finde ich gelungen, jedoch befürchte ich, dass es für nicht Mediziner und nicht Informatiker schwer zu durchschauen ist.

In der Zweiten Strophe beschreibst du die Tat aus der ersten genauer. Hier wird deutlich, dass es sich wohl um eine Genmanipulation handelt. alte bindungen brechen auf/ traditionen zerböseln deuten für mich auf die Veränderung von DNA Strängen hin. Da kommt der Vergleich mit den abgeschnittenen Boten, der zwar stark, aber für mich zu lang hingezogen ist.
Das eingeklammerte gelb kann ich nicht deuten.
jeder für sich steht für mich als die Aufdeckung des Problemes: "Wir schaffen euch, ihr müsst damit klar kommen".

In den letzten beiden Versen sticht das Wort "HALT" schon durch das Großschreiben heraus. Die Doppeldeutigkeit gefällt mir.

Du schließt mit einem starken Bild ab: Die Götter tragen Masken
Hier sehe ich Ärzte / Biologen/ Chemiker vor mir, die von oben auf mich herab blicken, das grelle Licht der OP Lampe im Nacken und Atemschutzmasken vor dem Mund. Götter verstehe ich im Sinne von "Lebenschaffenden".

Das ist meine Interpretation, lieber Bullet. Es war gut, dass du dieses Gedicht noch einmal hochgeholt hast, lass dir da nichts anderes einreden - gute Lyrik gepusht ist mir lieber als schlechte Lyrik ewig diskutiert.

Ich möchte für mich (und für dich natürlich) noch ein Gesamtfazit über meine Eindruck beim Lesen und darüber nachdenken ziehen.
Du hattest Angst, dass es nicht zu verstehen sei, und diese Angst ist berechtigt. Das liegt vor allem an der ersten Strophe, in die du drei harte Fremdworte einbringst. Die Frage ist: Muss das sein?
Ich finde das in diesem Falle nicht schlecht, da man erst durch das Grübeln zum Thema geführt wird und so nicht einfach darüber ließt und weg klickt.

Zur Form gibt es nicht viel zu sagen. Du greifst auf einen einfachen Aufbau zurück, ungereimt, ohne feste metrischen Regeln - damit machst du es dir relativ leicht. Dafür überzeugst du mit Fachwissen zum Thema.

Mir hat es Freude bereitet, über das geschriebene Nachzudenken, auch wenn ich mir nicht sicher bin, auch nur im geringsten an deine Gedanken beim Schreiben herangekommen zu sein.

Ein aufklärendes Kommentar wünscht

Glasauge Bill
Glasauge Bill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2010, 23:33   #5
männlich Bullet
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2009
Beiträge: 499

Danke für euer feedback.

Ich dachte mir schon, dass es nicht ganz so einfach ist, aber lieber Bill "Hut ab"! Du hast das fein rausgearbeitet. Die "Hinweise" hast du größtenteils so verstanden, wie ich es meinte. Die Grundaussage ist eigentlich einfach:
Wir Leben in einer Zeit, in der sich grundlegende Dinge radikal verändern. Bindungen gehen verloren, was ich aber erstmal neutral bewerten möchten. Die Menschen triffen auseinander. Wir werden Treibgut. Die Protagonisten dieses radikalen Wandels aber, verstecken sich, werden zu starren Stereotypen, schematisch agierenden Schauspielern ohne jegliche Mimik, kalte, emotionslose Götter in Masken, hinter denen sich Fremde/ Unbekannte verstecken. Warum? Warum ist das so?
In Boomtowns wie Hyderabad beschleunigt und verdichtet sich dieser Mechanismus, wird in seinen extremsten Auswüchsen sichtbar.

So in etwa, war es gemeint, aber ein Gedicht ist für mich auch immer der Versuch ein Gefühl zubeschreiben und daher niemals vollständig.

Gruß
Bullet
Bullet ist offline   Mit Zitat antworten
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