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Alt 07.10.2020, 14:56   #1
männlich Jason
 
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Standard Küchentisch

Wir saßen am Essenstisch… Mutter, Vater und ich… Ich stocherte in meinen Erbsen…Vater schwadronierte, über seine Militärzeit…Mutter guckte zum Küchenschrank und sprang alle Minuten von ihrem Platz auf,...um Salz oder Pfeffer zu holen… Vater war das Essen nie würzig genug,… also kam Mutter nie richtig dazu… Vater war schon bei der dritten Portion…Ich musst die ganze Zeit furchtbar pinkeln,… durfte aber nicht aufstehen,…sonst hätte ich eine dicke Ohrfeige riskiert,… das Essen endete nie. Vater kippte eine ganze Flasche Rotwein in einem Zug herunter.

Plötzlich zog Vater seine alte Pistole unter dem Küchentisch hervor…fuchtelte in der Luft herum und zielte auf eine Stubenfliege ...Bang der mache ich den Garaus… Diesem Drecksvieh, diesem Einwanderer diesem elenden Miststück. Der Abzug knallte,… es löste sich kein Schuss…die Patronen fehlten… Mutter war wie in Trance und sie sagte nur ja, ja und um Gotteswillen.
Ich dachte…der Typ hat endgültig den Verstand verloren. Mein Vater stand auf und steckte sich die Pistole vorne in seine Jeans…er küsste meine Mutter auf die Wange, drehte sich um,… und ging in den Keller…

Ich hörte die Kellertür zuschlagen und seine lauten und rücksichtlosen Schritte knarrten auf der Kellertreppe…ich ging auf die Toilette spülte ab und hoffte, dass Vater wieder aus dem Keller kam…
Dann ein Schuss und direkt der Nächste …ohrenbetäubent war das…Mutter aß seelenruhig weiter…ihr Blick war ausdruckslos…Plötzlich der dritte und vierte Schuss…Vater kam die Kellertreppe hochgelaufen,…ich sah sofort seine von Ruß schwarz gewordenen Hände…

Sein Gesicht war rot und Speichel lief aus seinem rechten Mundwinkel,…ich schiss mir fast in die Hose…Er legte die Pistole auf den Küchentisch und aß sein kaltes Essen,…seine schwarzen Hände umklammerten die Gabel…Ein Krankenwagen und ein Arzt mit einer runden Brille kamen…untersuchten Vater, auf seiner Couch vor dem laufenden Fernseher, und er wurde mit Blaulicht mitgenommen…Seine Ruhe ließ er sich auch in dieser Situation einfach nicht nehmen…
Jason ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2020, 07:35   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Jason,

so richtig werde ich aus dieser Geschichte nicht schlau. Mir scheint, da fehlt noch ein Teil. So kann ich nicht wirklich erkennen, um was es geht.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2020, 09:26   #3
weiblich Ilka-Maria
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Die Beschreibung einer grotesken Momentaufnahme, geschildert aus der Sicht eines Heranwachsenden unbekannten Alters (wahrscheinlich ein Teenager), die schließen lässt, dass bei dem Familienvater eine extreme psychische Störung vorliegt. Woher, weiß man nicht - unverarbeitete Kriegserlebnisse, Größenwahn, Realitätsverlust, Verschiebung eines früheren Traumas ...

Die nur kurz angerissenen Eindrücke des Beobachters vermitteln, dass er keine Erklärung für des Vaters Reaktionen hat. Er kann sie nur beschreiben, ohne eine Interpretation dafür zu haben. Das wirkt teilsweise hilflos, teilweise aber auch neugierig und staunend: Was spielt sich im Kopf des Vaters ab?

Nicht minder merkwürdig sind die Reaktionen der Mutter. Sie bleibt relativ gelassen, zeigt sich allenfalls ein wenig nervös, scheint sich aber mit dem Verhalten des Vaters abgefunden zu haben.

Dieser Story könnte man mit einer genaueren Beschreibungen über die Eindrücke des Beobachters (ohne sie zu interpretieren, das würde ich weiterhin dem Leser überlassen) mehr Tiefe geben. Auch könnte man überlegen, sie statt in der Vergangenheit in der Gegenwart zu schreiben, auch das würde sie für den Leser intensiver machen, weil er mit hineingezogen würde. Die Gegenwart böte sich auch deshalb an, weil die Story nur einen kurzen Zeitraum umfasst und an einem einzigen Ort spielt.

Es könnte mich tatsächlich selbst in den Fingern jucken, diese Momentaufnahme auszuarbeiten. Da steckt eine Menge Potenzial drin.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2020, 13:55   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
. die schließen lässt, dass bei dem Familienvater eine extreme psychische Störung vorliegt
Hallo Ilka,

Das hier passt nicht zu diesem Satz:

Zitat:
. Seine Ruhe ließ er sich auch in dieser Situation einfach nicht nehmen...
Auch wenn einem eine solche Erklärung durch den Kopf geistert, mir ist sie zu einfach.

Außerdem lässt sich eine psychische Störung nicht in einer einzigen Untersuchung feststellen.
Wenn der Vater sich aber schon länger so benommen hat, warum hat vorher keiner einen Arzt gerufen?

Summa summarum, mir sagt die Geschichte nur, dass ein psychisch Kranker "durchgeknallt" ist (wenn es denn diese Erklärung sein soll.) Und auch das ist mir viel zu einfach gestrickt. Deshalb hoffe ich, dass mit der Geschichte etwas anderes ausgedrückt werden sollte.

Hallo Jason,

Zitat:
. und er wurde mit Blaulicht mitgenommen
Warum mit Blaulicht? Bestand Lebensgefahr?
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2020, 14:14   #5
männlich Jason
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Die Beschreibung einer grotesken Momentaufnahme, geschildert aus der Sicht eines Heranwachsenden unbekannten Alters (wahrscheinlich ein Teenager), die schließen lässt, dass bei dem Familienvater eine extreme psychische Störung vorliegt. Woher, weiß man nicht - unverarbeitete Kriegserlebnisse, Größenwahn, Realitätsverlust, Verschiebung eines früheren Traumas ...

Die nur kurz angerissenen Eindrücke des Beobachters vermitteln, dass er keine Erklärung für des Vaters Reaktionen hat. Er kann sie nur beschreiben, ohne eine Interpretation dafür zu haben. Das wirkt teilsweise hilflos, teilweise aber auch neugierig und staunend: Was spielt sich im Kopf des Vaters ab?

Nicht minder merkwürdig sind die Reaktionen der Mutter. Sie bleibt relativ gelassen, zeigt sich allenfalls ein wenig nervös, scheint sich aber mit dem Verhalten des Vaters abgefunden zu haben.

Dieser Story könnte man mit einer genaueren Beschreibungen über die Eindrücke des Beobachters (ohne sie zu interpretieren, das würde ich weiterhin dem Leser überlassen) mehr Tiefe geben. Auch könnte man überlegen, sie statt in der Vergangenheit in der Gegenwart zu schreiben, auch das würde sie für den Leser intensiver machen, weil er mit hineingezogen würde. Die Gegenwart böte sich auch deshalb an, weil die Story nur einen kurzen Zeitraum umfasst und an einem einzigen Ort spielt.

Es könnte mich tatsächlich selbst in den Fingern jucken, diese Momentaufnahme auszuarbeiten. Da steckt eine Menge Potenzial drin.
Hallo Ilka-Maria,

Ja bitte gerne :-) mir fehlt die Zeit...

Grüße
Jason
Jason ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2020, 15:10   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Unter einer psychischen Störung versteht man nicht einen "durchgeknallten" Psychopathen. Schon eine alltägliche Neurose gehört zu den psychischen Störungen. Wenn ich von einer echten Psychose ausgegangen wäre, hätte ich das auch so ausgedrückt. Deshalb habe ich es bei einigen Vermutungen belassen. Tiefer zu schließen lässt der Text sowieso nicht zu.

Aber das nur nebenbei.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.10.2020, 17:58   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Zitat von Jason Beitrag anzeigen
Hallo Ilka-Maria,

Ja bitte gerne :-) mir fehlt die Zeit...

Grüße
Jason
Anscheinend fehlt die Zeit auch, um auf meine Kommentare einzugehen. Nun, schade.

Ich möchte trotzdem noch etwas vervollständigen:

Zitat:
. So kann ich nicht wirklich erkennen, um was es geht.
Ich kann nicht erkennen, um was es dem Ich-Erzähler geht.
Und der Schluss lässt mich als Leser extrem unzufrieden zurück. Da fehlt etwas...
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2020, 11:24   #8
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Jason,

ich habe noch einmal über die Geschichte nachgedacht und mache jetzt einfach mal eine Textanalyse:

Zitat:
Zitat von Jason Beitrag anzeigen
Wir saßen am Essenstisch… Mutter, Vater und ich… Ich stocherte in meinen Erbsen…Vater schwadronierte, über seine Militärzeit…Mutter guckte zum Küchenschrank und sprang alle Minuten von ihrem Platz auf,...um Salz oder Pfeffer zu holen… Vater war das Essen nie würzig genug,… also kam Mutter nie richtig dazu… Vater war schon bei der dritten Portion…Ich musst die ganze Zeit furchtbar pinkeln,… durfte aber nicht aufstehen,…sonst hätte ich eine dicke Ohrfeige riskiert,… das Essen endete nie. Vater kippte eine ganze Flasche Rotwein in einem Zug herunter.
Bis hierhin ganz spannend geschrieben, wenn auch die vielen Leerzeichen (jedenfalls mich) erheblich stören. Auf einen Blick jedenfalls wird dem Leser eine Szene vermittelt. Der Einstieg ist (abgesehen von den vielen Pünktchen, wie gesagt) gelungen.
Nur etwas stört:

Zitat:
und sprang alle Minuten von ihrem Platz auf,...um Salz oder Pfeffer zu holen… Vater war das Essen nie würzig genug,… also kam Mutter nie richtig dazu…
Wenn man einmal Salz und Pfeffer geholt hat, steht es doch auf dem Tisch. Warum noch ein paarmal aufspringen, um dasselbe zu holen? Und wozu kommt die Mutter nie richtig? Zum Aufspringen? Zum Würzen?

Zitat:
Plötzlich zog Vater seine alte Pistole unter dem Küchentisch hervor…
Ab hier wird es grotesk. Er hat eine Pistole unter dem Küchentisch und das hat entweder niemand bis jetzt gemerkt oder die ganze Familie scheint das normal zu finden. Es erfolgt ja kaum eine Reaktion darauf. Noch nicht mal in den Gedanken des Sohnes. Auch dass es seine "alte" Pistole ist, ist merkwürdig - hat er mehrere oder ist das so etwas wie ein Erinnerungsstück? Besser wäre es, zu schreiben: "Plötzlich zog Vater eine Pistole unter dem Küchentisch hervor" - ohne das Adjektiv "alte". Oder, falls das die Pistole aus seiner Militärzeit sein soll, fände ich es besser, das dann so zu schreiben: "seine alte Pistole aus der Militärzeit". Das wäre besser erklärt.

Zitat:
fuchtelte in der Luft herum und zielte auf eine Stubenfliege ...Bang der mache ich den Garaus… Diesem Drecksvieh, diesem Einwanderer diesem elenden Miststück. Der Abzug knallte,… es löste sich kein Schuss…die Patronen fehlten…
Woher weiß der Sohn/Halbwüchsige, dass die Patronen fehlen? Kennt er sich mit der Waffe aus, hat er sie schon mal untersucht? Oder weiß man so etwas grundsätzilch? Ich wüsste es nicht.

Zitat:
Mutter war wie in Trance und sie sagte nur ja, ja und um Gotteswillen.
Ich dachte…der Typ hat endgültig den Verstand verloren. Mein Vater stand auf und steckte sich die Pistole vorne in seine Jeans…er küsste meine Mutter auf die Wange, drehte sich um,… und ging in den Keller…
Ich hörte die Kellertür zuschlagen und seine lauten und rücksichtlosen Schritte knarrten auf der Kellertreppe…ich ging auf die Toilette spülte ab und hoffte, dass Vater wieder aus dem Keller kam…
Dann ein Schuss und direkt der Nächste …ohrenbetäubent war das…Mutter aß seelenruhig weiter…ihr Blick war ausdruckslos…Plötzlich der dritte und vierte Schuss…Vater kam die Kellertreppe hochgelaufen,…ich sah sofort seine von Ruß schwarz gewordenen Hände…
Vorhin fehlten die Patronen, und es löste sich kein Schuss. Wieso löst sich aber jetzt auf einmal ein Schuss und noch ein Schuss und direkte der nächste? Also hatte er Patronen im Keller und hat die Pistole dort geladen? Als Leser verwirrt mich das. Außerdem stören die vielen Leerzeilen. Zwar sollte man in einer Kurzprosa nicht zuviel erklären. Aber hier ist es mir echt zu wenig. Mich ärgert es, wenn ich mir in einer Geschichte alle Erklärungen selbst zusammenzimmern muss.

Noch etwas:
Zitat:
Ich hörte die Kellertür zuschlagen und seine lauten und rücksichtlosen Schritte knarrten auf der Kellertreppe
Er schlägt zuerst die Kellertür zu und geht erst dann die Treppe zum Keller hinunter?

Zitat:
Sein Gesicht war rot und Speichel lief aus seinem rechten Mundwinkel,…ich schiss mir fast in die Hose…Er legte die Pistole auf den Küchentisch und aß sein kaltes Essen,
Und weder von Sohn noch von Mutter kommt irgendeine Reaktion? Die beiden bleiben tatenlos, jedenfalls wird nicht erzählt, was sie daraufhin machen. Oder ob sie überhaupt etwas machen.

Zitat:
seine schwarzen Hände umklammerten die Gabel…Ein Krankenwagen und ein Arzt mit einer runden Brille kamen…untersuchten Vater, auf seiner Couch vor dem laufenden Fernseher, und er wurde mit Blaulicht mitgenommen…Seine Ruhe ließ er sich auch in dieser Situation einfach nicht nehmen…
Wo kommen der Krankenwagen und der Arzt auf einmal her? Hat sie jemand gerufen? Wer? Warum wird das nicht erwähnt?

Und wieder stören die Pünktchen.

Den Rest habe ich schon erwähnt: Der letzte Satz passt nicht und ist auch kein Abschluss der Geschichte. Blaulicht passt auch nicht.

Also meiner Meinung nach ist es zwar eine Momentaufnahme, die durchaus Potenzial hat, wie Ilka auch schrieb, aber so wie sie jetzt ist, ist es eine unvollständige Geschicht mit ziemlich viel Ungereimtheiten. Und auch bei einer Momentaufnahme sollte eine Gesichte so etwas wie einen Abschluss haben.

Schöne Grüße
DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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