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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 01.09.2020, 15:19   #1
männlich Tommi
 
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Standard Auf die Spitze treiben

Wollen wir doch die Sache mal auf die Spitze treiben.
Und zwar mit einem Knappel
Ein Knappel? Was ist das?

Ein Knappel
ist ein halbes Drabble
merkt euch den Namen: Knappel

Ob Geschicht, oder Gedicht
du kommst nicht raus aus deiner Pflicht
Fünfzig Worte, Pointe, Schluss

Fünfzig sind das Maß und Ziel
sind`s zuwenig, sind`s zuviel
bist du draußen aus der Sach
da hilft dir auch kein Weh und Ach

Verstanden? Natürlich!
Die Verse oben sind also ein Knappel.
Und auch der folgende Text:

Vor der Tür

Ich zog meine Jacke an und verließ das Haus.

Schwerfälligen Schrittes, auf ihren Rollator gestützt, kam meine Nachbarin auf mich zu.
Sie ging, ohne mich eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei, als sei ich Luft.

Das lag vielleicht daran, dass ich wenige Minuten zuvor, während ich schlief, gestorben war.

Wer`s mal probieren will, nur zu. In Gedichtform ist`s ja nicht so arg, aber eine Geschichte mit nur 50 Worten, da wird`s schon kniffliger.
LG Tommi
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Alt 03.09.2020, 10:24   #2
männlich Heinz
 
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wenn Du das für eine Meisterleistung hältst, dann bist Du auf dem Holzweg. Die Werke, die Du bisher eingestellt hast, lassen mich einen besorgten Blick auf Dein Seelenleben werfen. Wenn ich dieses Knappel lese und erfahre, dass Du schon tot bist, erkenne ich, dass der Tod sehr sinnvoll sein kann.
Heinz
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Alt 03.09.2020, 10:45   #3
männlich Tommi
 
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Hallo Heinz,
vielen Dank für deine offenen Worte.
Aber wie kommst du auf den Gedanken, ich könnte so vermessen sein, dass ich irgendetwas. was ich hier einstelle, für eine Meisterleistung halte?
Wenn du das von deinen Werken denkst, sei das dir überlassen, aber schließe bitte nicht von dir auf andere.
Für mich ist es ein Spaß, und ich muss mir und anderen nichts beweisen.
Kannst du das von dir auch sagen?
Es zwingt dich niemand dazu, meine Späße zu lesen.
Du hast es ja selbst gemerkt, mein Humor ist nicht deiner.
Ich nehme mal zu deinen Gunsten an, dass der letzte Satz deines Komms, nicht persönlich gemeint ist.
LG Tommi
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Alt 03.09.2020, 10:53   #4
männlich Heinz
 
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Hallo Tommi,
meine letzte Bemerkung bezieht sich - wie ich es immer halte - auf das LI und nicht auf den Autor.
Nein, meine Werklein halte ich nicht für Meisterwerke. Ich bin da sehr bescheiden und verstehe mich immer noch als Lernenden.
Dein Humor sei Dir unbenommen und ich bin durchaus in der Lage, auch auf dem Friedhof zu lachen. Aber dann lache ich über mich. Beim Tod von Freunden, Bekannten, Verwandte und auch Fremden habe ich allerdings eine Beißhemmung.
Gruß,
Heinz
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Alt 03.09.2020, 11:06   #5
männlich Tommi
 
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Hallo Heinz,
ok, da stimme ich mit dir überein.
"Beißhemmung"? im Zusammenhang mit dem Tod von Freunden ist krass - und genau meine Art Humor, obwohl du mir diese Vorlage eventuell gar nicht geben wolltest
LG Tommi
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Alt 04.09.2020, 22:16   #6
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Ich finde die Idee gut und, na ja, ziemlich kreativ.
Ob das soviel schwieriger ist? Glaube ich nicht mal.
Ich werd's versuchen...

FG
L.
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Alt 05.09.2020, 06:31   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Tommi Beitrag anzeigen
In Gedichtform ist`s ja nicht so arg, aber eine Geschichte mit nur 50 Worten, da wird`s schon kniffliger.i
Irrtum, Tommi. Es geht viel knapper. Victor Hugo genügte ein einziges Satzzeichen, um seinem Verleger eine Frage zu stellen:

?

Antwort des Verlegers, der die Frage sofort verstanden hatte:

!

Meinem früheren Boss genügte ein einziges Wort, um mich wissen zu lassen, welche Ergebnisse er von mir geliefert haben wollte:

Wasserstandsmeldung.

Übrigens gilt in der Lyrik viel mehr als in der Prosa die Regel: In der Kürze liegt die Würze, egal, ob kurze oder episch-lange Verse (das bestimmen die gewählte Form und der entsprechende Rhythmus), aber Überflüssiges gehört nicht hinein. Ein Drabble oder auch dein "Knappel" verfolgt andere Ziele, nämlich eine Anzahl Wörter genau einzuhalten; da kann es, wenn ein oder zwei Wörter fehlen, schon mal passieren, dass man auf an sich überflüssige und deshalb unschöne Füllsel zurückgreifen muss.

Sich in solchen Kurzformen zu üben ist nicht falsch - im Gegenteil. Der Schreiber lernt Disziplin, denn er muss jedes Wort sorgsam wägen, bereits Gedachtes verwerfen und ersetzen und vielleicht auch die Syntax ändern. Deshalb ist ein extrem kurzer Text, wenn er sinnvoll und ansprechend für den Leser sein soll, nicht per Schnellschuss zusammenkritzelbar.
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Alt 05.09.2020, 15:45   #8
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@Leni
toi toi toi

@Ilka-Maria
Irrtum? Nö!
Was Monsieur Hugo und sein Verleger auf sehr humorvolle Weise taten, stand ja nicht unter dem Zwang eines Knappels.
Ohne feste Regeln geht kurz natürlich immer.

Wirt: Bier?
Gast: Jo
Selbst ohne Worte:
Wirt: Augenbrauen hoch
Gast: Kopfnicken

Ich lese sehr gerne Kurzgeschichten. Von Stephen King, E. W. Heine, Henry Slesar, Mark Twain z.B. Denn ich bin ein sehr ungeduldiger Leser. Manchmal habe ich das Gefühl, die Autoren werden von ihren Verlagen dazu gedrängt, eine bestimmte Seitenzahl für ihre Romane zu erreichen, denn was da dem Leser an völlig unnötigem Quargel zugemutet wird, ist nicht anders erklärbar. Mich interessiert es nicht, auf zwei, oder gar mehr Seiten erklärt zu bekommen, wie eine Straße, ein Haus, ein Zimmer, eine Landschaft aussieht, riecht usw. Das kann man, um Athmosphäre zu schaffen, auch in zwei, drei Sätzen.
Aber was du, oder ich für überflüssig halten, ist persönliches Empfinden. Andere Leser mag das nicht stören, oder für sie sogar interessant sein.

Bezüglich der Wasserstandsmeldung eine Frage: stand dahinter ein Frage- oder ein Ausrufezeichen?
Wie dem auch sei, wenn die Bezahlung nicht so knapp war, wie das Verlangen nach Ergebnissen, kann man ja darüber hinwegsehen.
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Alt 05.09.2020, 16:04   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Tommi Beitrag anzeigen
Wie dem auch sei, wenn die Bezahlung nicht so knapp war, wie das Verlangen nach Ergebnissen, kann man ja darüber hinwegsehen.
Nein, ich lief ja schon unter "Gnadenbrot". Oder anders gesagt: Ich wurde noch anständig und meiner Qualifikation entsprechend bezahlt, aber die alljährlichen Gehaltserhöhungen waren auf Eis gelegt.

Vor 30 Jahren hieß es, ich sei eine Spitzenkraft. Zwanzig Jahre später wollte man mich loswerden, weil ich zu teuer für die neue Planung geworden war. Junge Leute strebten nach - für die Hälfte an Gehalt. Trotz spitzenmäßiger Ausbildung.

Eine Schande in meinen Augen. Zu recht fragen sich heute junge Leute, wozu sie noch die Last einer Ausbildung auf sich nehmen sollten.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite sind die alten Hasen wie ich, die Erfahrung weitergeben könnten. Aber danach fragt niemand mehr. Langfristigte Ziele und das Wissen eines Mittelstandes stehen nicht mehr im Fokus, nur noch Ergebnisse von einem auf den anderen Tag. Das nennt man "shareholder value" und meinte einstmalös die Gewinne an der Börse in einem Vierteljahr. Aber die Zeitabschnitte für den erwarteten Erfolg sind auf Tage und Stunden heruntergebrochen. Das kann auf lange Sicht nicht gut gehen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.09.2020, 17:39   #10
männlich Tommi
 
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Nach Golde drängt,
am Golde hängt doch alles.

Gilt heute mehr denn je
Ach, wir Armen
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Alt 05.09.2020, 20:26   #11
männlich Heinz
 
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wenn ich mich recht erinnere, lässt Goethe diese Verse von einem unbedarften Mädchen (Gretchen) sprechen. Ob es die Meinung des Dichterfürsten war, wage ich zu bezweifeln.
H.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.09.2020, 14:22   #12
männlich Tommi
 
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Gold = Geld = Macht
und dass Geld die Welt regiert, war sicherlich auch ihm bekannt und bewusst.
Gruß Tommi
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