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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 19.11.2007, 19:17   #1
erstmalsooderwie
 
Dabei seit: 11/2007
Beiträge: 79

Standard Passives Leben

Passives Leben



Wir lassen uns wecken
Wir werden hübsch angezogen
Und zum Büro gesogen
Durch grau-graue Ecken

Werden angefaucht
Von unsereins genutzt
Von oben gestutzt
Und am Ende verbraucht

Am Abend lassen wir uns berieseln
Lassen Selenstripper unser Denken beschneiden
Und Fernsehmenschen an unserer Quote sich weiden
Der Himmel beginnt zu nieseln


Wir leben vor uns hin
Haben aufgegeben
Lassen uns leben
Und am Ende fehlt der Sinn




Ich bitte um Kommentar von alien.
erstmalsooderwie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2007, 20:12   #2
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

ich schätze einfach mal, es soll "kommentar von allen" heißen.

"Passives Leben"

das gibt klar die richtung vor, wenn es auch nicht gerade eine großartige erwartungshaltung weckt.

"Wir lassen uns wecken
Wir werden hübsch angezogen"

das deutet auf ein junges wir hin, zumindest auf ein unmündiges.

"Und zum Büro gesogen
Durch grau-graue Ecken"

zum büro gesogen werden, das hat was. diese passivität, die der titel vorgibt, ziehst du konsequent durch, das gedicht wirkt trist. wenn ich auch dabei denken muss, dass du zu sehr fortschreitest in den wenigen versen. das zwischendrin, die genaueren details des passiven, das wäre interessanter als eine allgemeine abhandlung des tagewerks. und das wir ist auch so eine sache. natürlich ist das exemplarisch, aber besser wäre doch ein ich, dessen handeln und denken schon bei den kleinigkeiten am morgen auf eben jenes passive leben hindeutet. so bleibt es für meinen geschmack zu allgemein.

"Werden angefaucht
Von unsereins genutzt
Von oben gestutzt"

jeder hat wohl irgendeinen vorgesetzten, könnte man meinen, aber doch gibt es eine nicht zu unterschätzende zahl von menschen, die dies nicht so empfinden oder die eben keinen fauchenden boss haben. auch hier ist die gruppe "wir" kritisch.

"Und am Ende verbraucht"

es gibt vielleicht vor allem in der letzten zeit starke tendenzen, die eine gegenbewegung darstellen. die eben im privaten einen ausgleich finden, um am ende nicht verbraucht mit nichts dazustehen.

"Am Abend lassen wir uns berieseln"

weißt du, ich fühle mich durch das wir angesprochen. liegt vielleicht daran, dass dies das ziel des wirs ist. und ich muss beim lesen einfach widersprechen. da ich trotz tendenziellem hirnabschalten doch meine grauen zellen von zeit zu zeit anschalte, entscheide ich mich entweder für ein kluges programm im tv oder ich entscheide mich bewusst, einfach mal müll zu sehen.
es ist im grunde auch die übliche tv-kritik, die natürlich stimmig ist, da vieles einfach sinnloser zeitdiebstahl ist, was da aus der kiste strömt, aber weil es eigentlich auch alle wissen oder die meisten, ist keine neuere wahrheit oder erfahrung bei einem fernseh-kritischen gedicht zu finden. es ist nun mal so, und solange du sprachlich keinen neuen blickwinkel bieten kannst, darf man gähnen.

"Lassen Selenstripper unser Denken beschneiden"

mehr vom gleichen. und das lassen geht mir langsam auf den geist. es ist ein unspannendes wort, zumindest in den sätzen, die ich grade vor mir habe und die angehäufte verwendung macht es nicht angenehmer. auch hier ein gedanke, der genauerer ausführung bedürfte. es ist eine feststellung oder vermutung, die wir einfach mal so schlucken dürfen. warum, wieso, das machst du nicht klar. es ist wohl einfach so und unser denken bleibt bei deinem text auf sparflamme.

"Und Fernsehmenschen an unserer Quote sich weiden"

was ist unsere quote? wenn du nur den anteil der menschen, die vor der glotze einen bestimmten sender zu einer bestimmten zeit eingeschaltet haben, dann nutzt du das bei weitem nicht aus.

"Der Himmel beginnt zu nieseln"

netter umschwung aufs wetter, wenn auch der nieseln/rieseln-reim schwach ist.

"Wir leben vor uns hin"

hast du beim schreiben einen kommentar-modus ins gedicht eingebaut. warum wiederholst du das, was offensichtlich aus dem restlichen text hervorgeht, ja, sogar uns vom titel her schon oktroyiert ist (wollte dieses wort schon immer mal verwenden).

"Haben aufgegeben"

huch?! was an deinem gedicht lässt uns denken, wir hatten jemals eine wahl? das solltest du vorher erst einmal ermöglichen, sonst ist das zu plötzlich und eigentlich auch zu billig.

"Lassen uns leben"

sich leben lassen ist das netteste am text. aber daneben ist soviel schwaches mit dabei, dass das nichts mehr rumreißen kann. vor allem hat sich das "leben" und das "lassen", naja, eigentlich auch das "uns" schon vorher verbraucht.

"Und am Ende fehlt der Sinn"

tja. schon wieder am ende. wenn du in der mitte ein ende hast, verpufft die wirkung eines endlichen endes.

fazit: die übliche gesellschaftskritik, das leben ist schwer oder das leben ist dröge, wir sind nicht herren unserer selbst, alles ist irgendwie kacke. das bewegt nicht. ist nicht ausbalanciert und sprachlich auch nicht gerade ein drei-gänge-menü. es sind die üblichen verdächtigungen ohne beweise.

gruß. the fat.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2007, 21:59   #3
erstmalsooderwie
 
Dabei seit: 11/2007
Beiträge: 79

Tja...

Meistens sind es die guten Ideen (die keine sind), in die ich mich am meisten hineinsteigere. Da tut es dann zwar im ersten Moment weh, von oben gestutzt zu werden, aber man lebt ja um zu lernen. Deswegen schreibe ich ja auch in dieses Forum.

Ach ja - es heiß wirklich "Kommentar von alien", aber im Endeffekt brauche ich den nun auch icht mehr. Ansonsten sage ich zu deiner Kritik ja und Amen.

LG
erstmalsooderwie

Und Tja... ist ein Scheißanfang, ich weiß.
erstmalsooderwie ist offline   Mit Zitat antworten
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