Anno Dutt bei Poetry.de

Rosenblüte · 28.04.2013, 15:14

Ja, neue Männer braucht das Land,
die alten sind uns nicht verwandt.
Sie stammen noch von anno Dutt
und machen bloß die Welt kaputt.

Die Sklaven des Testosteron
sitzen als Herren auf dem Thron.
Sie saufen Wein und fressen Schwein
und pupsen in den Sessel rein.

Ne Salome erfreut die Schwänz
mit ihrem flotten Table Dance.
Mit krummem Rücken kniet im Dreck
ein Weib und schrubbt die Flecken weg.

Daheim hütet die Kinderschar
die Olle, wie’s schon immer war.
Wenn sie den Sinn nicht mehr berauscht,
wird sie postwendend ausgetauscht.

Im Drogeriemarkt sitzt ein Heer
Kassiererinnen, schuftet schwer
für Niedriglöhne und den Boss
auf seinem edlen hohen Ross.

Du fragst mich, ob ich bisschen spinn,
wir hätten doch ne Kanzlerin,
schaust nur der Puppe ins Gesicht
und siehst den Puppenspieler nicht.

Persephone · 28.04.2013, 16:41

Oh Mann, ist das gut!
So bitterböse - und so wahr...

Pit Bull · 01.05.2013, 19:49

Hallo Rosenblüte!

Dein Gedicht polarisiert, wie man ohne Zweifel erkennen kann.
Nichtsdestotrotz möchte ich meinen Mostrich auch noch drauf ditschen.

Schon der Titel „Anno Dutt“ lässt aufhorchen und man schlussfolgert nach dem Lesen des Textes, daß es sich hier quasi um eine Persiflage handeln muss.

Die neue Generation Männer wechselt nämlich Windeln, beteiligt sich am sog. Babyjahr bzw. beansprucht Elternzeit, bleibt bei Krankheit des Nachwuchses zu Hause und ist als engagierte Vaterfigur bekannt in Kinderkrippen, -gärten und Schulen.
Sie saugen Staub, kaufen ein und bestücken die Waschmaschine – ebenso kompetent wie jede x-beliebige Frau.

Sind das jetzt Warmduscher, Weicheier oder einfach Männer, die dominiert werden?
Nein, natürlich nicht.

Strophe 6 Deines Gedichtes wirft dennoch Fragen auf.

Eine First Lady, die in Wahrheit von Männern dirigiert wird und am Faden eines imaginären Puppenspielers hängt?

An dieser Stelle wechselt jedenfalls der Kontext und die geänderte Thematik gäbe Stoff für ein eigenes Gedicht.

Insgesamt jedoch Daumen hoch: Gut gemacht.

VG Pitti

28.04.2013, 15:14	#1
Rosenblüte abgemeldet Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 2.163 Meine Gedichte Meine Favoriten	Anno Dutt Ja, neue Männer braucht das Land, die alten sind uns nicht verwandt. Sie stammen noch von anno Dutt und machen bloß die Welt kaputt. Die Sklaven des Testosteron sitzen als Herren auf dem Thron. Sie saufen Wein und fressen Schwein und pupsen in den Sessel rein. Ne Salome erfreut die Schwänz mit ihrem flotten Table Dance. Mit krummem Rücken kniet im Dreck ein Weib und schrubbt die Flecken weg. Daheim hütet die Kinderschar die Olle, wie’s schon immer war. Wenn sie den Sinn nicht mehr berauscht, wird sie postwendend ausgetauscht. Im Drogeriemarkt sitzt ein Heer Kassiererinnen, schuftet schwer für Niedriglöhne und den Boss auf seinem edlen hohen Ross. Du fragst mich, ob ich bisschen spinn, wir hätten doch ne Kanzlerin, schaust nur der Puppe ins Gesicht und siehst den Puppenspieler nicht. Geändert von Rosenblüte (28.04.2013 um 18:05 Uhr)

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01.05.2013, 19:49	#3
Pit Bull Dabei seit: 08/2012 Ort: Berlin Beiträge: 1.878 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Rosenblüte! Dein Gedicht polarisiert, wie man ohne Zweifel erkennen kann. Nichtsdestotrotz möchte ich meinen Mostrich auch noch drauf ditschen. Schon der Titel „Anno Dutt“ lässt aufhorchen und man schlussfolgert nach dem Lesen des Textes, daß es sich hier quasi um eine Persiflage handeln muss. Die neue Generation Männer wechselt nämlich Windeln, beteiligt sich am sog. Babyjahr bzw. beansprucht Elternzeit, bleibt bei Krankheit des Nachwuchses zu Hause und ist als engagierte Vaterfigur bekannt in Kinderkrippen, -gärten und Schulen. Sie saugen Staub, kaufen ein und bestücken die Waschmaschine – ebenso kompetent wie jede x-beliebige Frau. Sind das jetzt Warmduscher, Weicheier oder einfach Männer, die dominiert werden? Nein, natürlich nicht. Strophe 6 Deines Gedichtes wirft dennoch Fragen auf. Eine First Lady, die in Wahrheit von Männern dirigiert wird und am Faden eines imaginären Puppenspielers hängt? An dieser Stelle wechselt jedenfalls der Kontext und die geänderte Thematik gäbe Stoff für ein eigenes Gedicht. Insgesamt jedoch Daumen hoch: Gut gemacht. VG Pitti