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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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15.02.2013, 12:30 | #1 |
R.I.P.
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Farinelli
Früh wurde ihm keine Pubes entfernt,
schrie er auch in höchsten Tönen. Er hat das fünfgestrichne C erlernt, sein Publikum aufs Beste zu verwöhnen. Der Vater hatte früh gesehn, was in dem Büblein steckt. Das Bad war nicht umsonst geschehn: Die Stimme ward dadurch gereckt. Sein Bruder: Artaserse hatte er geschaffen, den alten Händel auf den Platz verwiesen. Wer wollte, durfte Lob ergießen, den Stimmenfürst vor Ort genießen. Noch heut träumt man von dieser Stimme auf der allerhöchsten Kimme. Und streckt die Waffen. |
15.02.2013, 15:03 | #2 |
Hallo Thing,
ein heikles Thema, diese Kastratensänger, aber was wurde schon alles im Zeichen der Kunst gemacht.
Da klassische Musik nicht mein Thema ist (obwohl ich einige instrumentale Stücke durchaus gerne höre) und die Reimform mir nicht viel gibt, bleibt nur das durchaus interessante Thema. Inhaltlich liefert es wichtige Daten, was mir weniger gefällt ist die Schlusssicht, nicht wegen der "Kimme ()", sondern der doch etwas übertriebenen Ausdrucksweise, die ich nur satirisch mittragen könnte. LG Perry |
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15.02.2013, 15:10 | #3 |
R.I.P.
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Halbsatirisch und gleichzeitig bitter sollte das etwas rasch geschriebene Gedicht auch daherkommen.
Da kimmen/kommen auch hin und wieder die Reime in's Wanken. Freut mich, daß Du das spitze Werklein gelesen hast. LG Thing |
18.02.2013, 16:44 | #4 |
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Beiträge: 7.879
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Lieber Thing,
dem Farinelli ein kleines Denkmal zu setzen - toll! Und jetzt mal was aus dem Nähkörbchen: Weißt Du, weshalb die musikalischen Lehrstätten auch heute noch Konservatorium heißen? Die heutigen Countertenöre erreichen ja sopranhafte Höhen und da steckt immer noch eine Menge Kraft drin. Um auf der Bühne - die den Damen ja lange versperrt blieb - griff man seinerzeit zu solchen ungeheuerlichen Mitteln, kastrierte die Knaben vor Einsatz ihres Stimmwechsels und -nach allem, was ich weiß- Farinelli war wohl der Größte (mit seiner Stimme) unter den Kastratentenören. (Ich gehe davon aus, dass Du den Film gesehen hast, in dem man, um so einigermaßen an dieses Stimmphänomen heran zu kommen, eine Contertenor- mit einer Sopranstimme gemischt hat). Mit dem Vers "Sein Bruder: Artaserse hatte er geschaffen," könntest Du bei Opern-Enthaltsamen ein bisschen Verwirrung stiften. Sein Bruder (Broschi) schuf die Oper "Artaserce" - ich hätte es nicht gewusst, wenn sie nicht zeitnah in Köln aufgeführt worden wäre. Die "männlichen Sopranstimmen" wurden von Countertenören gesungen. Und nun frage ich: Wer trägt die Schuld an der Verstümmelung der Knaben? Klar - die Kirche, die es Frauen untersagte, auf der Bühne zu singen. Liebe Grüße, Heinz |
18.02.2013, 16:53 | #5 |
gesperrt
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Contertenor???? Nein, Countertenor.
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18.02.2013, 17:10 | #6 |
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O.K., es heißt tatsächlich Countertenor. Ich bitte untertänigst um Vergebung.
Heinz |
18.02.2013, 22:43 | #7 |
R.I.P.
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Ich glaube, sie nennen sich auch "Altus", aber ich bin nicht versiert.
Ja, daß sie alleine Frauenrollen verkörpern durften (des Klerus wegen), wußte ich. Das ging so weit, daß sich begabte Sopranistinnen als Männer verkleideten, um auf die Bühne zu gelangen. Bizarr! |