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Alt 04.07.2008, 14:37   #1
Unique
 
Dabei seit: 07/2008
Beiträge: 2

Standard Unerreichbar (Gesellschaftskritik)

Unerreichbar

Wenn ich einem Ziel entgegenschreite, befindet sich eine große dicke Glasmauer dazwischen. Ich kann mein
Ziel klar sehen und ich renne darauf zu, doch dann stoße ich mich hart an der Glasmauer und werde zurück-
geworfen und verletzt. Verwundet versuche ich die Glasmauer zu durchbrechen, aber meine Kraft reicht nicht aus,
um diese dicke Mauer zu durchdringen. Erschöpft versuche ich die Mauer hochzuklettern, aber das Glas ist glatt
und bietet keinen Halt, ich rutsche immer wieder ab und auch das letzte Fünckchen Kraft in meinem Körper
schwindet dahin.
Diese große Mauer kann ich nicht alleine überwinden, ich brauche Hilfe, das ist mir klar. Aber ich liege
verletzt und blutend am Boden und habe keine Möglichkeit Hilfe zu holen. Es kommt niemand der mir hoch hilft,
niemand der mich hochhebt damit ich über die Mauer klettern kann und niemand der mit mir gemeinsam versucht,
diese Mauer zu durchbrechen.

Wie wird das ausgehen? In unserer heutigen Gesellschaft werden Menschen, die verletzt am Boden liegen, gerne
ihrem Schicksal überlassen. Man läuft an ihnen vorbei ohne sie anzuschauen, ohne nachzufragen wie es ihnen
geht, ohne Hilfe anzubieten.

Was bleibt einem solchen Menschen übrig, wenn ihm keiner hilft? Wenn er zu stark verletzt ist, von den vielen
Versuchen diese große Mauer zu überwinden, dann wird er bald auch seinen Verletzungen erliegen und verbluten.
Falls dieser Mensch auch nur noch ein kleines Fünckchen Kraft in seinem Körper verspürt, dann kann er
versuchen einen anderen Weg um diese Mauer zu finden und zu hoffen, dass seine letzte Kraft ihn noch über
diesen Weg hinaus begleiten wird. Das Ziel wird er aber niemals alleine erreichen können!

Man darf nie vergessen welche Arten von Mauern es gibt! Manchmal lassen sich Mauern mit viel Arbeit abbauen,
manchmal sind Mauern dünne Glasscheiben die man leicht durchbrechen kann, man wird zwar von den Splittern
verletzt, aber man hat dann immer noch genügend Kraft um sein Ziel zu erreichen. Andere Mauern hingegen, sind
alleine nicht zu überwältigen!


Mich würde interessieren, was ihr davon haltet. Ich finde es berechtigt, wenn man so hört, was alles auf dieser Welt passiert.
Unique ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.09.2008, 21:09   #2
alexander-hassberg
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 4

Wenn ich es richtig verstehe ist der erste Teil des Textes deine eigentliche Erzählung und die andere Häfte besteht aus deinen Gedanken zu der Erzählung?

Ich frage mich, wofür deine Metapher einer Mauer aus Glas stehen könnte. Vieles kann in unserer Gesellschaft eine unüberwindliche Barriere darstellen, z.B. eine schlechte Schulbildung, die falschen Eltern, geringes Einkommen...
Ist man ganz unten am Bodensatz der Gesellschaft angekommen, dann kommt man da tatsächlich alleine nicht mehr heraus.
Es muss gar nicht so drastisch sein, dass man verletzt ist. Es muss einem manchmal auch nur an bestimmten Status-Symbolen fehlen und der Kontakt mit bestimmten Mitmenschen kann nicht positiv sein (Schuhe, Handy, Klamotten...).

Und sollte tatsächlich jemand verletzt sein: Versuche von Hilfsorganisationen, die einen fiktiv betrunkenen, bewusstlosen, verwahrlosten Menschen in eine Fußgängerzone legen, zeigen, dass so gut wie alle vorbeigehen, obwohl jeder zur Hilfeleistung gesetzlich verpflichtet ist.

Vielleicht ist auch der Fernseher eine Wand aus Glas. Er bringt Tag für Tag das Leid der Dritten Welt in unsere Wohnzimmer. Man weiß von dem Elend, aber diese Bilder helfen nicht, das Elend wirklich zu durchbrechen. Es bleibt das schaurige "in die Ferne sehen".
alexander-hassberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2008, 21:39   #3
Unique
 
Dabei seit: 07/2008
Beiträge: 2

Ja das hast du alles richtig erfasst. Die Mauer steht auch für vieles, jeder der den Text liest, hat eine andere Mauer. Wie gesagt, die Mauer kann manchmal echt klein sein, sodass man leicht drüber springen kann.

Die Schulbildung, Status-Symbole usw. könnten kleinere Mauern darstellen. Man kann diese Sachen oft leichter überwinden. Andere Sachen, wie geringeres Einkommen oder so wird man vielleicht nicht so leicht überwinden können, da muss man wieder auf Umwege gehen, viel mehr dafür tun, sich abrackern. Dabei wird man immer mehr und mehr verletzt aber am Ende schafft man es vielleicht trotzdem durch diese Glasmauer. Das wäre die dünne Glasmauer die man zerbricht, die Splitter verletzen aber einen.
Dann gibt s eben die ganz große und dicke Glasmauer, die man kaum bis gar nicht überwinden kann. Mit deinem Beispiel wären das vielleicht die falschen Eltern, gegen sowas lässt sich nur schwer was machen. Auch wenn man bettelarm in der Gosse liegt, wird man diese mauer kaum alleine überwinden können und am Ende wird man verbluten. Das Verbluten ist nicht wörtlich zu nehmen, es ist ein seelisches Verbluten.

Vieles in diesem Text ist als Metapher gedacht und man darf nix wörtlich nehmen. Jeder der den Text liest soll ihn sich selbst ergänzen.
Unique ist offline   Mit Zitat antworten
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