Abgesang bei Poetry.de

Ex-Schamanski · 07.01.2011, 10:22

Wahrheit, Offenheit und Wärme
hab' ich bei dir nicht gesehn.
Eh ich nochmal für dich schwärme,
wachsen Kirschen an Kakteen.

Kalt bist du, fühllos und trocken,
furchtbar intellektuell.
Und du schmeckst wie Haferflocken
ohne Milch. Zu ideell.

Falsch bis du, fühllos und spröde.
Alles an dir riecht nach nein.
Und ich wäre ganz schön blöde,
brächt' ich mich noch länger ein.

Daisy · 10.01.2011, 23:06

Hallo Schamansky,

gefällt mir sehr gut, Dein Gedicht! Geradlinig und schnörkellos, ohne Umwege auf den Punkt gebracht. Gern gelesen.

LG
Daisy

Thing · 10.01.2011, 23:28

Halli Hallo, Schamansky!

"Hab bei Dir ich nie gesehn..."

Ich weiß, das ist eine Inversion.
Trotzdem scheint es mir poetischer ausgedrückt zu sein.

Klein-klein:

Thing

Ex-Schamanski · 11.01.2011, 00:25

Nein. Nein. Nein.

Der natürliche Sprachfluß geht über alles, notfalls muß sich das Metrum der Syntax unterordnen. Nie umgekehrt.

Eiserne Schamanenregel.

---

Zitat:

Geradlinig und schnörkellos, ohne Umwege auf den Punkt gebracht.

@ Daisy: Du hast damit zu 100% mein dichterisches Ideal auf den Punkt gebracht. Wenn ich dem nur zu 10% gerecht werden könnte, wäre ich mehr als zufrieden.

raffael · 11.01.2011, 03:40

Hallo Schamansky,

Ich habe dein Gedicht auch mit Vergnügen gelesen und mich dabei köstlich amüsiert!

Ja, ein Gedicht so ganz "natürlich", ohne Schnörkel zu schreiben ist sicherlich sehr schwer, zumal es eine Gratwanderung sein mag zwischen einer zu banalen Ausdrucksweise und dem (unerwünschten) Artifiziellen.

Ich finde, du hast dein Ziel gut umsetzen können.

Liebe Grüsse
raffael

P.S.: Doch ach! ich schäme mich für jeden von mir verfassten Beitrag! Das ist sicherlich der Schwiizerdüütsch-Minderwertigkeitskomplex. Das Schweizerdeutsch verunreinigt quasi die Hochsprache: Es gibt weniger Zeitformen, keinen angewendeten Genitiv, weniger Vokabular, etc.

Ilka-Maria · 11.01.2011, 06:16

Eine harte Abrechnung. Im Gegensatz zu anderen Kommentatoren finde ich das nicht witzig; jedenfalls würde ich mir so etwas ungerne um die Ohren ballern lassen, kann doch schließlich niemand aus seiner Haut. Außerdem lese ich aus jedem Vers eine tiefe Verletztheit heraus.

Den "Spaß" an dem Gedicht liefert wohl die originelle, einfallsreiche Wortwahl ("Kirschen an Kakteen"). Aber genau dieser Kontrast macht es so bitter.

Rundum gelungen - ein Gedicht, das man immer wieder lesen mag.

LG
Ilka-M.

Thing · 11.01.2011, 07:09

Hey, Schamansky -

ist das ein Maki?
Auf jeden Fall wunderschön und süß. Ich liebe Nachttiere, wenn sie fellig sind!

Ex-Schamanski · 11.01.2011, 10:19

@ Thing: ein philippinischer Koboldmaki. Auf niederländisch heißt der Koboldmaki "spookdiertje", Spuktierchen, Geistertierchen. Ich finde, das wird diesen Wesen sehr gerecht. Ich mag diese spukigen Kreaturen.

Hier ein besonders spukhafter: http://www.youtube.com/watch?v=_WYiI...eature=related

@ Raffael: Niemand fühle sich aufgrund seines regionalen Hintergrundes sprachlich minderwertig. Dialekte sind eine Bereicherung der Sprache, und einer ist so gut wie jeder andere. C. F. Meyer hatte auch kein Problem.

@ Ilka-Maria: sei beruhigt, ich habe das der betreffenden Dame nie so um die Ohren geknallt. Lyrik darf zwar alles, aber im Zwischenmenschlichen gibt es Grenzen. Verletztheit? Nein. Eher ein Reinigungsvorgang, die Erkenntnis eines Irrtums, ein wieder-zur-Vernunft-Kommen. Insofern ein durchaus ernstes Gedicht.

Ex-Ralfchen · 11.01.2011, 10:23

Zitat:

Zitat von Thing

Hey, Schamansky -

ist das ein Maki?
Auf jeden Fall wunderschön und süß. Ich liebe Nachttiere, wenn sie fellig sind!

nein ROMULUS, nachttier ja. das ist eine rasierte babyeule. denke S hat die zum anlass des großen vogelsterbens gewählt.

feines gedicht. da kann mann mitfühlen - auch als schwaf.

huntablunt · 11.01.2011, 12:37

da wachsen kirschen an kakteen.......

sehr coole Zeile

fand das Gedicht auch sehr gut.........wie deinen nick^^

mfg

07.01.2011, 10:22	#1
Ex-Schamanski abgemeldet Dabei seit: 12/2010 Beiträge: 2.884 Meine Gedichte	Abgesang Wahrheit, Offenheit und Wärme hab' ich bei dir nicht gesehn. Eh ich nochmal für dich schwärme, wachsen Kirschen an Kakteen. Kalt bist du, fühllos und trocken, furchtbar intellektuell. Und du schmeckst wie Haferflocken ohne Milch. Zu ideell. Falsch bis du, fühllos und spröde. Alles an dir riecht nach nein. Und ich wäre ganz schön blöde, brächt' ich mich noch länger ein.

11.01.2011, 12:37	#10
huntablunt Dabei seit: 01/2011 Ort: Hannover Alter: 40 Beiträge: 71 Meine Gedichte	da wachsen kirschen an kakteen....... sehr coole Zeilefand das Gedicht auch sehr gut.........wie deinen nick^^ mfg

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10.01.2011, 23:06	#2
Daisy Dabei seit: 10/2010 Beiträge: 922 Meine Gedichte	Hallo Schamansky, gefällt mir sehr gut, Dein Gedicht! Geradlinig und schnörkellos, ohne Umwege auf den Punkt gebracht. Gern gelesen. LG Daisy

10.01.2011, 23:28	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Schamansky! "Hab bei Dir ich nie gesehn..." Ich weiß, das ist eine Inversion. Trotzdem scheint es mir poetischer ausgedrückt zu sein. Klein-klein: Thing

11.01.2011, 03:40	#5
raffael Dabei seit: 08/2009 Alter: 35 Beiträge: 185 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Schamansky, Ich habe dein Gedicht auch mit Vergnügen gelesen und mich dabei köstlich amüsiert! Ja, ein Gedicht so ganz "natürlich", ohne Schnörkel zu schreiben ist sicherlich sehr schwer, zumal es eine Gratwanderung sein mag zwischen einer zu banalen Ausdrucksweise und dem (unerwünschten) Artifiziellen. Ich finde, du hast dein Ziel gut umsetzen können. Liebe Grüsse raffael P.S.: Doch ach! ich schäme mich für jeden von mir verfassten Beitrag! Das ist sicherlich der Schwiizerdüütsch-Minderwertigkeitskomplex. Das Schweizerdeutsch verunreinigt quasi die Hochsprache: Es gibt weniger Zeitformen, keinen angewendeten Genitiv, weniger Vokabular, etc.

11.01.2011, 06:16	#6
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.082 Meine Gedichte Meine Favoriten	Eine harte Abrechnung. Im Gegensatz zu anderen Kommentatoren finde ich das nicht witzig; jedenfalls würde ich mir so etwas ungerne um die Ohren ballern lassen, kann doch schließlich niemand aus seiner Haut. Außerdem lese ich aus jedem Vers eine tiefe Verletztheit heraus. Den "Spaß" an dem Gedicht liefert wohl die originelle, einfallsreiche Wortwahl ("Kirschen an Kakteen"). Aber genau dieser Kontrast macht es so bitter. Rundum gelungen - ein Gedicht, das man immer wieder lesen mag. LG Ilka-M.

11.01.2011, 07:09	#7
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hey, Schamansky - ist das ein Maki? Auf jeden Fall wunderschön und süß. Ich liebe Nachttiere, wenn sie fellig sind!

11.01.2011, 10:19	#8
Ex-Schamanski abgemeldet Dabei seit: 12/2010 Beiträge: 2.884 Meine Gedichte	@ Thing: ein philippinischer Koboldmaki. Auf niederländisch heißt der Koboldmaki "spookdiertje", Spuktierchen, Geistertierchen. Ich finde, das wird diesen Wesen sehr gerecht. Ich mag diese spukigen Kreaturen. Hier ein besonders spukhafter: http://www.youtube.com/watch?v=_WYiI...eature=related @ Raffael: Niemand fühle sich aufgrund seines regionalen Hintergrundes sprachlich minderwertig. Dialekte sind eine Bereicherung der Sprache, und einer ist so gut wie jeder andere. C. F. Meyer hatte auch kein Problem. @ Ilka-Maria: sei beruhigt, ich habe das der betreffenden Dame nie so um die Ohren geknallt. Lyrik darf zwar alles, aber im Zwischenmenschlichen gibt es Grenzen. Verletztheit? Nein. Eher ein Reinigungsvorgang, die Erkenntnis eines Irrtums, ein wieder-zur-Vernunft-Kommen. Insofern ein durchaus ernstes Gedicht.