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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 12.06.2017, 22:58   #1
Jos
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard Öffne Deine Augen - Die Geschichte der Liebe

Hallo, ich bin Johannes und schreib' schon seit 10 Jahren lyrische Texte - so ziemlich seit der ersten Liebe. Hier folgt mein umfangreichstes Werk, eine Art Poetry Slam, was ca. 12 Minuten Lesezeit beansprucht, wenn man Vers für Vers verinnerlicht. Habt Spaß, schöpft Inspiration, kommentiert, subscri... zum Glück ist das nicht YouTube.

Öffne die Augen, Kleiner. Du bist in meinen Armen und sicher,
Ich nenn’ Dich wunderschön, kerngesund der Arzt. Nein, verspricht er.
Sollte sich beides ’mal ändern, ich werd’ Dich immer noch lieben.
Mit einer Hand kannst Du grad’ mal meinen Finger umschließen.
Deine erste Fahrt, Du sollst Dein neues Zuhause kennen lernen.
Wirst Du ein Pilot oder gar ein Astronaut? Willst Du eigentlich mal Organspender werden?
Egal ob Ehefrau oder –mann, ich werde dich immer lie... wenn man Dich näher betrachtet,
Hat das noch Jahre Zeit. Ich sehe Dich krabbeln,
Doch der erste Zahn, der erste Schritt, Du wirst schnell erwachsen.
Über den Flur ins Wohnzimmer, Treppensteigen erst ab Achtzehn.
Denn ich passe auf. Mein Monolog ist zu Ende, Du fängst an zu lächeln.
Wähl’ Deine Worte mit Bedacht. Mein Junge, jetzt kannst Du sprechen.

Danke Mutter, bitte verzeih’ mein Gebrüll’.
Endlich teil’ ich Dir einfach mit, was ich will.
Nicht in Perfektion, aber dass Du mich verstehst...
Mich und meine Macken, was ich tu, wie ich leb’,
Das grenzt schon langsam an Wahn. Wie gut es mir geht!
Papa ist längst nicht mehr da. Obwohl ich ihn manchmal irgendwie brauche,
Reicht es aus, wenn ich am Main allein' neben Dir laufe.
Kann sein, dass er dort mittlerweile unter einer Brücke liegt,
Wir sind zu gut für ihn, er hat uns nicht verdient.
Zwar haben wir zwei nicht viel, doch wir brauchen nur das Glück
Und uns. Irgendwann zahl’ ich’s Dir tausendfach zurück.
Denn die Schule beginnt und es zeichnet sich ab,
Nicht nur in Kunst hab ich meine Zweien und Einsen im Sack.
Keine Arroganz, damit ich mir abends ne Cola verdien’,
Hab ich meiner Mutter einfach schlechte Noten verschwieg’n.
Doch schlecht war ich nie, früh von meinen Freunden getrennt,
Stieg ich in mein Hamsterrad, in dem soll ich heute noch renn’n.
Kinder so früh zu bewerten... warum sich keiner dagegen wehrt?
In Biologie wurde uns nie, wie versprochen, die Art zu Leben gelehrt.
Ich seh' uns friedlich untergehen. Bekannte Fehler
Implementiert im Schulsystem; es spaltet eher,
Als dass es die Gesellschaft zusammenführt.
Als ob uns Geld, Macht und Stand genügt,
Wenn vergreiste Flaschensammler unser Gewissen plagen.
Wir sollen doch hinterfragen.
Ich seh' 'ne rauchende Mutter schiebend ihren Kinderwagen
Über dieses offensichtliche Elend hörst Du selbst die Blinden klagen.
Doch die Geschichte lehrt, Klassen gab es immer schon - auch abseits dieser Wände
Und vielleicht hat das bald ein Ende - verdammt seien diese Stände.
Gedanken fernab meines Bildungsweges,
Ja dann bedarf es eines Richtungswechsels.
Doch mein Abi läuft eigentlich... so vor sich hin,
Mein Glück ist abhängig davon, wie weit mein nächstes Tor mich bringt.
Mich selbst schon gesehen auf dem Grün der Stadien,
Triumphierend gezeigt, Sommer Zweiachtzehn in den Nachrichten,
Auf der Fan Meile in Berlin hätte ich gelächelt, geweint.
Doch hing stattdessen in jeder Nacht an meiner Bachelorarbeit.
War schon ok, wenn man weiß, wie ich mir normalerweise meine Nächte vertreib’,
In dieser schreibe ich Zeilen, war aber beispielsweise gestern noch breit.
In der Regel ist’s nur Alk’. Doch weil jede Statistiken trügerisch scheint,
Bricht nicht jede zweite Ehe zu bald, wenn man wirklich Mühe beweist.
Wie ich meiner Lunge und am Bahnsteig viele Züge verpasst hab',
Zieren auch manch andere Narben die meines Charakters.
Doch mein Selbstwertgefühl hat Mehrwert zum Ziel.
Zwischen vermissen und ersehnen steht das Leben.
Währenddessen ich jede Samstagnacht mit meinen Freunden vertanzt hab',
Bezeuge ich langsam, ist die heutige anders.

Denn jetzt betrittst Du den Raum, Gefühle halten mich auf,
Noch mehr zu trinken. Ein Dialog ist das, was ich brauch’.
Damit Du Dich traust, denk Dir was aus.
Ich dacht’ an Namen und Haare, an Deine Augen, ihre Farbe,
An das, was Du machst, hier oder draußen.
Sagst Du mir bitte, wie kann eine Frau so übertrieben gut ausseh’n?
Wie immer, an Anmachen fehlt es mir.
Mut gepackt, „Wie geht es Dir?“, gut gemacht – Gespräch mit ihr
Früher sagte man, sie geht mit mir, heute sie schläft bei mir.

Nach dieser Nacht bin ich wach und warte ernüchtert.
Öffne die Augen, Kleine. Du bist in meinen Armen und sicher.
Der Morgen schien zeitlos. Mich zu ergreifen
Schaffte keine Bisherige. Du bist nicht zu vergleichen
Gehst nach einem Abschiedskuss und ziehst in die Weiten.
Ich muss Dir demütig bewegt hinterher sehen
Und weiß schon jetzt, ich werd' keiner anderen Frau jemals mehr hinterher sehen.

Ich bin verliebt, verschossen,
Schwör’ Dir etwas und bin mir sicher, es wird nie gebrochen,
Biet’ Dir mein Herz und mehr, doch Du warst verwirrt.
Hast Dich geziert und verneint und damit zu stark geirrt.
Ich selbst rede mir schon ein, dass ich keine Gefühle hätte,
Sehe anderer Frauen Konturen, doch nie Deine Silhouette.
Dein Schatten folgt mir momentan durch jede Straße der Stadt.
Du hast mich tapfer gemacht, all' ihre Lichter zu schätzen,
In all’ ihre Gesichter zu lächeln,
Du hättest nie in eines meiner Raster gepasst.
Du fielst raus, ich muss das Gefühl erst noch ergründen.
Es wär nur Goethes Faust, wenn wir das zwischen uns jetzt schon verstünden.

Manchmal laut und stark, manchmal warst Du stumm und niedlich.
War vieles auch nicht klar, vieles noch so unterschiedlich,
Ich mir trotzdem sicher, ich war das, was Du verdientest.
Anfangs war es für uns sowieso nicht einfach.
Es ist Schluss. Nein, schön! Auf einmal wohnen wir gemeinsam.
Wenn uns Lust durchströmt und unser Appartement uns zu sperrig scheint,
Reicht die Bettdecke als Nachthemd unserer Zärtlichkeit.
Blicken wir raus, die Spree schimmert in der Nacht.
Ob das mal genau so würde? Daran hab ich immer schon gedacht.
Du glaubst mir nicht? Dass mir anfangs nur der Spaß genügt hat?
Schatz, durchforste mein Archiv! Ich schreib’ seit Jahren drüber.
Doch auch wir bleiben von Streitigkeiten nicht verschont,
Manchmal war für Dich alles nur ein Griff ins Klo.

Und warum Du jetzt die Türe knallst? Mir ist weder Fehler noch Grund klar,
War es irgendwas, was ich tat oder was aus meinem Mund kam?
Stumm war ich beileibe nicht, aber während unseres Streits die Zeit verstrich,
Hab ich mir schon ausgemalt, was Du machen wirst, wenn Du alleine bist.
Zur Perfektion fehlt mir einiges. Such Dir nen' Neuen, er hat es.
Du sagtest, Liebe kennt kein Hindernis, wenn erst ein Feuer entfacht ist.
Fakt ist, dass Du für mich alles von diesem Blatt bist.

Du legst Deinen Finger auf meinen Mund,
Als sei ich immer schon so stumm,
Wie ich nach Streitgesprächen wirke
Und ich wieder Deine Nähe spüre.
Die Chemie zwischen uns ist nicht in Formeln zu fassen.
Ohne Dich werde ich keinen der noch verbleibenden Orte verlassen,
Denn mit Dir bin ich in Eden. Mit Dir will ich leben.

In diesem Moment, warst Du mir so vertraut wie nie.
Als dies mir auffiel, fiel ich auf die Knie.
Die Zeit bleibt steh'n, vereint gelebt -
Über ein Jahrzehnt - Dein "Ja" geht
Dir so leicht über die Lippen,
Ich möchte bei Gott keine and'ren mehr küssen.

Hörst Du diese Glocken? Sie läuten nur für uns!
Siehst Du diese Menschen? Sie freuen sich für uns!
Schnupperst Du die Seeluft? Sie duftet nur für uns!
Spürst Du dieses Herz? Es pumpt an Deiner Brust!

Und wieder schien es zeitlos.
Du hast gelacht, geweint, gegessen und gebrochen
Binnen 5 Minuten, ich wollte Dich als lächerlich verspotten
Bis ich mich daran erinnert hab,
Dass es für Dich nochmal viel schlimmer war.
Dass meine Frau doppeltes Leid trug...
Der Alltag hält Einzug, mit seinen Höhen und Tiefen.
Ich hab es Dir zu verdanken, ich darf meine Söhne begrüßen.

Öffnet eure Äuglein, Jungs, ihr seid in unseren Armen und sicher.
Wir sehen euch an und in euch uns're wahren Gesichter.
Ihr wachst in Sekunden. Ihr erfordert Geschick,
Hol’ ich euch heulend aus dem nächsten Dornengestrüpp.
So ähnelt es auch, wenn ich wartend vor eurer Schule steh'
Jaja, unser Schulsystem.
Doch der gesamten Welt geht es besser.
Die Reduzierung der Banken hat die Macht des Geldes verändert.
So kann ich nachts ruhiger schlafen. Und knarrt mal das Bett wieder,
Hinterfragen wir in der Praxis Stiftung Warentests Testsieger.
Wie man es uns in Biologie lehrte, so lässt es sich leben.
Nun bin ich auch auf der Theologie Fährte. Ich würde ketzerisch reden,
Vermiede ich den Satz, Gott hätte mir einen seiner Engel gegeben.
Nie wirst Du dem Schmalz von gerade Glauben schenken,
Doch Paraphrasen meiner Liebe haben kaum ein Ende.
Und doch willst Du es, dass ich bei Bekannten unserer Söhne schwärme,
Unsere Geschichte resümiere, doch ich mich immer töricht schäme.
Um sie genau zu schreiben,
Fehlt es der Sprache an Ausdrucksweisen.

Ich bin erstaunt, dass in zehn Minuten fast ein ganzes Leben erzählt ist.
So scheint es später auch. Selbst, wenn Du ewig bestrebt bist,
Dich allem zu ergeben, alles zu erleben.
Von allem zu wissen, Dich vor allen zu küssen.
Deine Art zu reden, Danke, dass ich sie kennen lernen durfte,
Dass ich es sein sollte, weil ich es gern versuchte,
Dein Mann zu sein. Für die letzten fünf Jahrzehnte,
Und falls wir uns bald wiedersehen, auf unendlich nächste.
Selbst auf dem Sterbebett liegst Du mir so kunstvoll im Arm.
Dein Blick war für mich immer eine Sucht, keine Qual.
Denn Dein Atem gab mir meine Luft, bleibe stark.

Ich habe schon oft eines Piloten oder gar Astronauten Leben bestaunt,
Für mich bleibt das höchste Glück der Welt jemand, dem Du auf seinen Wegen vertraust.
Das höchste Glück der Welt ist jemand, dem Du folgst. Blind, mit verbund’nen Augen.
Jemand der Dich dazu bringt, seit Deiner Kindheit wieder an Wunder zu glauben.
Und Du warst diese Person, ich meistens ehrlich. Du kennst mich ja.
Meine letzte Lüge und bitte verzeih mir noch ein letztes Mal.
Ich habe geschworen, ich liebe Dich, bis an das Ende der Rente.
So ist es gekommen. Daran wird sich auch jetzt nichts mehr ändern.
Aber als ich schwor, ich verließe Dich nie, dann meinte ich es nicht.
Doch selbst wenn gleich jedes meiner Organe versagt, sei Dir sicher...
...schlägt mein Herz weiterhin für Dich.
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liebe, poetry slam, rhythmus

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